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Libyens Küstenwache fängt 600 Migranten ab

27. März 2016

Viele Flüchtlinge hoffen nach wie vor auf ein besseres Leben in Europa. Die sogenannte Balkanroute ist faktisch dicht. Rückt jetzt Libyen wieder verstärkt als Ausgangspunkt in den Fokus?

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Vor der libyschen Küste aufgegriffene Flüchtlinge werden in den Hafen von Tripolis zurückgeschleppt (Archivbild: dpa)
Vor der libyschen Küste aufgegriffene Flüchtlinge werden in den Hafen von Tripolis zurückgeschleppt (Archivbild)Bild: picture alliance/dpa/Str

Die libysche Küstenwache hat vor Sabratha, rund 70 Kilometer westlich der Hauptstadt Tripolis, drei große Schlauchboote mit Flüchtlingen gestoppt. Bei den insgesamt etwa 600 Migranten, darunter 80 Frauen, handele es sich ausschließlich um Afrikaner, teilte Marinesprecher Ajub Kassem mit. Erst vor einer Woche hatten die Besatzungen spanischer, italienischer und deutscher Schiffe knapp 800 Flüchtlinge aus dem Mittelmeer gerettet. Sie waren mit ihren seeuntüchtigen Booten in der Nähe von Tripolis Richtung Europa gestartet. Die Migranten stammten vor allem aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara.

Der libysche Marinesprecher wies zugleich Äußerungen von Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian als "übertrieben" zurück, wonach in dem nordafrikanischen Land rund 800.000 Flüchtlinge auf eine Überfahrt nach Europa hofften. Auf das Jahr gerechnet würden dann täglich 2000 Menschen von der libyschen Küste starten, gab Kassem zu bedenken.

Libyen die neue Alternative?

Allerdings wird auch bei den Vereinten Nationen in New York und der EU-Kommission in Brüssel befürchtet, dass nach der Abriegelung der sogenannten Balkanroute und dem Abkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei über die Rücknahme von Flüchtlingen Migranten nach Alternativen suchen. Dabei könnte auch wieder das Bürgerkriegsland Libyen verstärkt in den Blickwinkel geraten.

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini schätzt, dass sich mehr als 450.000 Flüchtlinge in nächster Zeit von dort aus auf die gefährliche Reise über das Mittelmeer machen könnten. Mit Beginn des Frühlings berichtet die libysche Nachrichtenagentur Lana verstärkt von aufgegriffenen Flüchtlingen vor der Küste.

Hoffen auf Rettung aus Seenot

Wenn die Flüchtlingsboote voll besetzt in Richtung der italienischen Inseln starten, ist es meistens gar nicht mehr das Ziel, Europa aus eigener Kraft zu erreichen. Denn außerhalb der libyschen Zwölf-Meilen-Zone patrouillieren Schiffe der EU-Mission "Sophia". Die Besatzungen sollen Schleusern das Handwerk legen und ihnen die Bewegungsfreiheit nehmen, gleichzeitig retten sie aber auch die Flüchtlinge aus Seenot.

Seit Anfang 2014 sind in Italien etwa 330.000 Migranten angekommen, die von der libyschen Küste aus das Mittelmeer überquerten. Mehrere tausend Menschen kamen bei der gefährlichen Überfahrt ums Leben. In diesem Jahr registrierte das Innenministerium in Rom bislang fast 14.000 Neuankömmlinge, verglichen mit 10.075 Flüchtlingen im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.

se/qu (afp, dpa)