Libysche IS-Hochburg Sirte vor dem Fall?
9. Juni 2016Nach dreiwöchiger Offensive am Boden, zu Wasser und aus der Luft stehe man davor, die Extremisten des so genannten "Islamischen Staats" (IS) aus ihrer letzten größeren Hochburg in Libyen zu vertreiben. Die Streitkräfte der international anerkannten Einheitsregierung seien mit Panzern und auf Lastwagen mit Maschinengewehren bis ins Zentrum der Hafenstadt Sirte vorgestoßen, berichtete ihr Militärsprecher Mohamad Ghassri. Er gehe davon aus, dass Sirte in spätestens "zwei bis drei Tagen" befreit sei.
Laut Ghassri dauerten die Kämpfe an, vor allem rund um das Konferenzgebäude, in dem die Dschihadisten ihre Kommandozentrale haben. In anderen Berichten heißt es, Teile der IS-Legionäre hätten sich zurückgezogen oder die Flucht ergriffen.
Der Sonderbeauftragte von US-Präsident Barack Obama für den Kampf gegen den IS, Brett McGurk, bestätigte den Vormarsch in Sirte. Die Truppen der Einheitsregierung kämen in ihrem Kampf gegen den IS in Libyen schnell voran.
Angriffe auch aus der Luft
Zuvor hatten die libyschen Streitkräfte mitgeteilt, die Hafenstadt vollständig eingekreist zu haben. Die Marine erklärte, sie habe die Küste unter ihre Kontrolle gebracht und damit den letzten noch freien Fluchtweg versperrt. Die Dschihadisten könnten nicht mehr über das Meer vor der Offensive fliehen, sagte der Marinekommandant Rida Issa. Außerdem flog die Luftwaffe Angriffe auf IS-Stellungen in Sirte.
Nach dem Zerfall des Staates und angesichts chaotischer Verhältnisse hatte der IS im vergangenen Jahr einen etwa 200 Kilometer langen Küstenstreifen im nordafrikanischen Libyen unter seine Kontrolle gebracht, darunter das 450 Kilometer östlich von Tripolis gelegene Sirte. Der Verlust ihrer Hochburg wäre für den IS ein schwerer Rückschlag. Die Dschihadistenmiliz hat bereits in Syrien und im Irak Gebietsverluste erlitten.
SC/jj (afpe, APE,dpa)