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Licht im Dunkeln

Po Keung Cheung19. März 2013

Schalter umlegen und es ist hell: Für Menschen in Industrieländern eine Selbstverständlichkeit, für einen Großteil der Erdbevölkerung dagegen purer Luxus, mangels Elektrizität. Mit der LED-Lampe soll sich das ändern.

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Foto: Eine Kerosinlampe steht vor einer Wand, sie ist angefacht (Foto: CC/Rajeev http://www.flickr.com/photos/rajeev_27/5569056314/sizes/l/in/photostream/ Lizens: http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)
Kerosin-LampeBild: CC/Rajeev

Wenn etwa nach Unwettern in den hoch technisierten Regionen der Welt für einige Zeit der Strom ausfällt, wird den betroffenen Menschen erst klar, welche Bedeutung eine ständige Versorgung mit Elektrizität hat. Aber in vielen Ländern ist eine Mangelversorgung Normalität. Nach Schätzung der Vereinten Nationen leiden weltweit rund 1,5 Milliarden Menschen an der so genannten "Energiearmut". Sie haben keinen Anschluss an ein öffentliches Elektrizitätsnetz und das bedeutet: Kein Kochen, Heizen oder Licht mit Strom.

Am Tag liefert Sonne das Licht. Dank Projekten wie das "PET-Flaschenlicht" auf den Philippinen, können sogar Räume in fensterlosen Wellblechhütten beleuchtet werden: Wassergefüllte Plastikflaschen in der Decke leiten das Tageslicht in die finsteren Unterkünfte. Doch spätestens wenn die Nacht heranbricht, müssen auch hier als Alternative fossile Brennstoffe herhalten. Weit verbreitet ist die Nutzung von Kerosin. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. "Die Füllung einer solchen Lampe verursacht Rauch und Giftstoffe, die so schädlich sind wie der Konsum von 40 Zigaretten", sagt Chris Katsaros von "Nokero". Sein Unternehmen will Kerosin aus den Häusern verbannen. Daher lautet der Name seines Unternehmens auch "Nokero": Es steht für "No Kerosene" (deutsch: "Kein Kerosin"). Außerdem ereignen sich mit diesem Brennstoff viele Unfälle. Mehr als eine Million Menschen sterben nach Einschätzung der Firma jährlich bei von Kerosinlampen ausgelösten Bränden. Hinzu kommen die schädlichen Folgen für das Klima: "Weltweit stoßen die Leuchten so viel CO2 aus wie 30 Millionen Autos", unterstreicht Chris Katsaros.

Foto: Eine Frau facht ein Feuer an (Foto: CC BY 2.0: Yogendra Joshi, http://www.flickr.com/photos/yogendra174/5717301519/sizes/l/in/photostream/)
Offenes Feuer ist oft die einzige Alternative, wenn die Sonne nicht mehr scheint.Bild: CC/Yogendra Joshi

LED-Lampen rentieren sich – vor allem für Arme

Statt auf fossile Brennmittel setzt das kommerzielle US-Unternehmen auf moderne Leuchtdioden, kurz LED. Mit ihnen ausgestattete Lampen verbrauchen weniger Strom als herkömmliche Glühbirnen, bieten aber gleichzeitig eine höhere Lichtausbeute. Aus Sicht von Chris Katsaros bringen sie den armen Menschen in den Entwicklungsländern enorme wirtschaftliche Vorteile. "20 bis 30 Prozent des jährlichen Einkommens geben die Familien für Kerosin aus", so Katsaros. Geld, das aus seiner Sicht an anderer Stelle besser investiert wäre, etwa für Lebensmittel, Medikamente oder Bildung. Inzwischen ist die Technologie so weit entwickelt, dass sie einerseits in großen Mengen, andererseits auch kostengünstig hergestellt werden kann. "Das, was einmal in die äußerst genügsamen LED-Lampen investiert werden muss, wird innerhalb weniger Monate durch die Kerosin-Ersparnis wieder hereingeholt", so lautet die Rechnung.

Foto: Kinder, die LED-Lampen in die Luft halten (Foto: CC BY 2.0 Nokero http://www.flickr.com/photos/nokero/8030478918/sizes/h/in/photostream)
LED-Lampen: Kein giftiger Rauch, keine hohen Kosten, Unabhängigkeit vom StromnetzBild: CC/Nokero

Um Leuchtdioden zu betreiben, ist also eine vergleichsweise geringe Energiemenge nötig. Der Strom kann problemlos von muskelbetriebenen Generatoren stammen oder regenerativ mithilfe von Solarzellen erzeugt werden. Das ermöglicht deren Einsatz auch ohne feste Anbindung an ein öffentliches Elektrizitätsnetz. Nach eigenen Angaben hat "Nokero" in zwei Jahren über 500.000 Leuchten und Ladegeräte in mehr als 120 Länder verkauft. Viele davon wurden in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern verteilt. So ist die "Nokero"-Lampe inzwischen Bestandteil der medizinischen Spendenpakete des Projektes C.U.R.E. (Commission on Urgent Relief and Equipment) und auch der "ShelterBox", die im Rahmen der internationalen Katastrophenhilfe eingesetzt wird, um betroffene Menschen zu versorgen. Sie kam erstmals 2011 nach einem Erdbeben in der Türkei zum Einsatz.

"Man-Power" für das Licht

"Nuru Energy" sieht in der LED-Lampe ebenfalls eine nachhaltige Geschäftsidee – und zwar für die Menschen vor Ort. Das südafrikanische Unternehmen will in den kommenden zehn Jahren mehr als eine Million Geräte in Entwicklungsländer liefern, etwa nach Kenia, Uganda, Ruanda oder Tansania. Der lokale Ansatz besteht darin, dass Kleinunternehmer, so genannte "Entrepreneurs", die Produkte in ihren Dörfern verkaufen. Gegen Gebühr laden sie die Lampen auch mithilfe eines pedalbetriebenen Generators auf: Ein Gerät, das an einer Art Liege-Fahrrad befestigt ist. Nach Angaben von "Nuro Energy" reicht eine Minute kurbeln aus, um die LED-Lampe soweit aufzuladen, dass sie für 400 Minuten Licht spendet.

Auch das Projekt "WakaWaka" setzt auf die Leuchtdiode. "Ein Großteil der Menschen, die kein elektrisches Licht haben, leben rund um den Äquator, wo es abends um sechs dunkel wird. Ohne gute Beleuchtung ist der Tag dann vorbei", sagt Camille van Gestel, einer der Gründer von "WakaWaka".

Foto: Ein Erwachsener und ein Kind im Licht einer LED Lampe (Foto: WakaWaka)
Die Finanzierung von WakaWaka-Lampen wird auch über Crowdfunding möglichBild: WakaWaka

Die Sonne scheint abends weiter

Die Organisation mit Sitz in den Niederlanden hat, ebenso wie "Nokero", LED-Lampen entwickelt, die über eingebaute Solarzellen aufgeladen werden. Tagsüber im Sonnenlicht platziert, reicht die Akkukapazität, um die ganze Nacht Licht zu liefern. Seit Sommer 2012 liefert "WakaWaka" die Lampen aus. Bei der Verteilung spielt die eigene Stiftung eine wesentliche Rolle, die Finanzmittel unter anderem per Crowdfunding (siehe Infokasten) beschafft. "Mit den von ihr erwirtschafteten Gewinnen können wir die Lampen Bedürftigen zu einem viel niedrigeren Preis als normal verkaufen oder auch zur Not kostenlos abgeben", so WakaWaka-Gründer Camille van Gestel. So habe man im Rahmen der Kampagne "Let's light up Haiti" mehr als 700.000 US-Dollar gesammelt, um 10.000 Lampen an Familien in Haiti verteilen zu können, die nach dem verheerenden Erdbeben 2010 immer noch in Zelten leben. Mit Hilfe von Spenden habe man zuvor schon in Kenia 800 Lampen an eine Schule übergeben können, ergänzt van Gestel.

Um "WakaWaka" weiter zu verbreiten, setzt die niederländische Initiative auf die Hilfe von Käufern in den westlichen Industrieländern. Denn wer dort eine der 39 bis 79 US-Dollar teuren Lampen kauft, subventioniert damit auch die Beleuchtung für Arme. "Mit dieser Form der Mikro-Finanzierung wollen wir erreichen, dass sich die LED-Leuchten auch Menschen leisten können, die von zwei US-Dollar am Tag leben müssen", sagt Camille van Gestel.