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Lichtdurchflutete Insel

Silke Bartlick18. Juni 2008

Weltweit wächst keine deutsche Auslandsschule so schnell wie die Deutsche Schule Schanghai. Vom Kindergarten bis zum Abitur - Rundumversorgung auf höchstem Niveau. Inklusive Einradfahren und Verkehrslotsen.

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Hochhäuser in Schanghai (Foto: DW)
China will hoch hinausBild: DW

Kurz nach halb acht kommen die ersten. Der junge Chinese, der den Verkehr vor der Schule regelt, guckt noch ein bisschen ernster, zupft seinen Anzug zurecht und weist dann Bus um Bus den Weg in die Parknische - mit entschiedenen Gesten und dem roten Wimpel in der Hand.

Lotse regelt den Verkehr vor der Deutschen Schule Schanghai (Foto: DW)
Bild: DW

Fast nur Ausländer

Täglich kämpft sich eine ganze Flotte moderner, leuchtendblauer Busse durch das Chaos auf Schanghais Straßen. Die deutsche Schule sorgt für einen reibungslosen Transport der 850 Schülerinnen und Schüler zum Campus und wieder zurück nach Hause in die sogenannten Compounds - bewachte Wohnbezirke, in denen fast nur Ausländer leben.

Die chinesische Metropole boomt, immer mehr multinational agierende Unternehmen werden hier ansässig. Ihr Bedarf an Fach- und Führungskräften, an Ingenieuren und Entwicklern ist in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen. Abgesandt werden sie aus den verschiedensten Ländern der westlichen Welt. Immer mehr kommen aus Deutschland. Für ein paar Jahre und mit der ganzen Familie.

Schnattern und Plauschen

In den letzten fünf Jahren hat sich die Schülerschaft verfünffacht. Auf diese absehbare Entwicklung hat der Schulverein als Träger der Privatschule beizeiten reagiert und außerhalb des Zentrums, im Stadtteil Hongqiao, ein ansprechendes neues Schulareal errichten lassen. Im Verbund mit der Französischen Schule Schanghai und unter der Vorgabe, Bildung aus einer Hand anzubieten - vom Kindergarten über den mittleren Schulabschluss bis hin zum Abitur nach 12 Jahren.

So schön kann eine Schule sein: Ein zweistöckiges, rot verklinkertes Gebäude mit lichtdurchfluteter Piazza. Viele der Schülerinnen und Schüler legen hier schon morgens einen ersten Halt ein, plauschen kurz miteinander und verteilen sich dann auf die umliegenden Klassen- und Fachräume. Vier- und Fünfjährige ziehen schnatternd in den Kindergarten- und Vorschulbereich. Der schmiegt sich linkerhand an das U-förmige Schulgebäude.

Mittagessen mit Musik

'Gemeinsam wagen. Geborgen wachsen', lautet das Leitmotiv der Schule. Und die versteht sich nicht nur als Lern-, sondern auch als Lebensort. Eine deutsche Insel sei das hier, sagt Schulleiter Manfred Lauck, ein Stück Heimat. Den ganzen Tag verbringen Kinder und Jugendliche auf dem weitläufigen Areal, mit einem Mittagsessen in der schuleigenen Mensa und vielfältigen Freizeitangeboten am Nachmittag. Was in Deutschland in Vereinen oder Musikschulen stattfindet, bietet in Schanghai die Schule.

Auf dem Rasenplatz hinter der Sport- und Gymnastikhalle wird Fußball gespielt, im sogenannten Fine-Arts-Center probt eine Schülerband, Grundschüler trainieren das Einradfahren, Inlineskaten oder malen. Kleine wie Große nutzen das Angebot der Bibliothek, die die umfangreichste Sammlung deutschsprachiger Literatur in ganz China beherbergt.

Latein, Französisch, Englisch

Der zentrale Innenhof der Deutschen Schule mit dem Bibliotheksturm (Foto: DW)
"Ein ansprechendes neues Schulareal"Bild: DW

Die Schülerinnen und Schüler der Deutschen Schule Schanghai kommen aus allen sechzehn Bundesländern und aus dem Ausland. Auf ihre unterschiedlichen Vorkenntnisse reagiert die Schule unter anderem mit Förderunterricht und differenzierten Angeboten innerhalb der Klassen. Dank ihrer Größe kann sie neben Französisch demnächst auch Latein als zweite Fremdsprache anbieten.

Die 'lingua franca' Englisch wird verstärkt und bereits vom Kindergarten an unterrichtet, das Abitur neuerdings schon nach der 12. Klasse abgelegt. Ein Gefühl der Wertschätzung für das Gastland China versucht man den Schülern im Rahmen von Projekten, Exkursionen und Schulpartnerschaften zu vermitteln.

Heimwärts radeln

Straßenszene in China (Foto: DW)
Schule aus - und die Straßen sind leerBild: DW

Am Ende eines jeden Schultags steigen die Kinder und Jugendlichen wieder in die Busse, die sie zurück in die Compounds bringen. Die chinesischen Putzfrauen und Küchenhilfen radeln heimwärts. Und der junge Mann, der den Verkehr vor der Schule regelt, schwenkt den roten Wimpel.