Liebe in globalen Zeiten
21. Januar 2010Was tun, wenn aus Liebe plötzlich Verantwortung entsteht? Aufgeben? Abhauen? Oder kämpfen?
Mit diesen Fragen muss sich Rucksacktourist Ben auseinandersetzen. In einem Nachtclub in Phnom Penh lernt er Sreykeo kennen. Wortlos lehnt sie sich an seine Schulter. Ben schaut etwas verwirrt, dann lächelt er jedoch und sagt: "Ich bin Ben." "Ich bin Sreykeo", erwidert das hübsche Mädchen mit den langen schwarzen Haaren und den großen Augen. "Sreykeo heißt Mädchen aus Glas."
Die beiden verbringen die Nacht miteinander, doch am nächsten Morgen ist die Romantik schnell verflogen. Sreykeo arbeitet als Prostituierte, die mit dem Geld versucht, ihre Familie durchzubringen. Dennoch verlieben sie sich ineinander und Ben beschließt, seine sorglose Backpackerwelt zu verlassen und zu Sreykeo und ihrer Familie zu ziehen. "Es beginnt wie ein Abenteuer und entwickelt sich zu etwas ganz anderem für ihn", sagt der deutsche Regisseur Detlev Buck. "Aus einem Spaß wird plötzlich ein Lebensentwurf."
"Wir sehen uns im nächsten Leben"
Als Ben das Geld ausgeht, muss er zurück nach Deutschland. Regelmäßig telefonieren und chatten die beiden über das Internet. Mit Hilfe einer Webcam können sie sich wenigstens für ein paar Minuten am Tag sehen. In der Zwischenzeit hat Sreykeo ihren chronischen Husten untersuchen lassen. Das Ergebnis: Sie ist HIV-positiv. "Wir sehen uns im nächsten Leben", sagt sie knapp und schaltet die Webcam aus. Ben ist sprachlos.
Regisseur Detlev Buck inszeniert die eigentlich dramatische Liebesgeschichte betont schnörkellos, mit wenig Dialogen und ausdrucksstarker Musik. Seine Bilder sind atmosphärisch, fast dokumentarisch und zeigen die schockierenden Lebensumstände in Kambodscha. Gleichzeitig gibt Buck auch einen Einblick in die Einfachheit und die Liebenswürdigkeit der Menschen auf dem Land.
Mit naiver Natürlichkeit verkörpert Nachwuchsschauspieler David Kross den jungen Backpacker Ben. International bekannt wurde Kross durch seine Rolle in "Der Vorleser", an der Seite von Kate Winslet. Ein Auftritt, zu dem er in seinem neuen Film durchaus Parallelen sieht. "Es war bei jeder meiner Rollen bisher so, dass ich an einen fremden Ort komme und mit großen Augen umhergucke - und dann passiert es", sagt Kross.
Liebe und Verantwortung
"Ich finde, dass jede Generation einen Liebesfilm braucht, der für sie steht", erklärt Detlev Buck. Die Inspiration zu "Same same but different" erhielt er durch eine wahre Geschichte. Der deutsche Journalist Benjamin Prüfer hatte 2006 in seiner Reportage "Bis der Tod sie mir wegnimmt" seine persönlichen Erlebnisse in Kambodscha in einer Zeitschrift beschrieben. Wegen der überwältigenden Reaktionen seiner Leser veröffentlichte er später einen autobiografischen Roman. Als dieser Detlev Buck zufällig in die Hände fiel, war für ihn klar, das ist der Stoff für eine moderne, globale Liebesgeschichte, mit der sich viele junge Menschen identifizieren können.
"Same same but different" ist zwar ein kleiner deutscher Film, aber ein großes Plädoyer für den Glauben an die Kraft der Liebe. Er gibt eine klare Antwort auf die Frage, was tun, wenn aus Liebe plötzlich Verantwortung entsteht: Kämpfen!
Autorin: Nina Plonka
Redaktion: Conny Paul