Staatliche Filmzensur: Alle Welt greift zur Schere
Der neue Pixar-Film "Lightyear" wurde gerade in mehreren arabischen Ländern verboten. Nicht nur im Nahen Osten sitzt die Schere locker bei Filmen. Ein Blick auf Filmzensur weltweit.
"Lightyear"
Der Film "Lightyear" ist der neueste Streich der Animations-Schmiede Pixar. In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und anderen muslimisch geprägten Ländern ist der Film nun verboten worden. Grund ist vermutlich eine lesbische Kuss-Szene. Staatliche Zensur gibt es nicht nur im Nahen Osten. Auch in vielen weiteren Ländern fallen immer wieder Szenen oder ganze Filme der Zensur zum Opfer.
Selbstzensur bei Disney
Pixars Mutterkonzern Disney hatte den Kuss zwischen Raumfahrerin Alisha (rechts im Bild) und einer anderen Frau zunächst selbst aus dem Film entfernt. Erst nach einem offenen Protestbrief von Pixar-Mitarbeitern wurde die Szene wieder eingefügt. Die VAE hatten kürzlich verkündet, internationale Kinofilme nicht mehr zensieren zu wollen - was dann nach Protesten Konservativer aber eben doch geschah.
"Phantastische Tierwesen 3"
Auch in chinesischen Kinos findet keine Homoexualität statt. Jüngstes prominentes Beispiel ist "Phantastische Tierwesen 3: Dumbledores Geheimnisse". Um die chinesische Zensur zufriedenzustellen, entfernte das US-Studio Warner Bros. zwei kurze Passagen aus dem Film, in denen Albus Dumbledore über seine einstige homosexuelle Beziehung zu Bösewicht Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen, links) spricht.
"Bohemian Rhapsody"
In China fehlen im Biopic über Queen-Sänger Freddie Mercury (Rami Malek, r.) sämtliche Szenen, die die Homosexualität der Rock-Ikone auch nur andeuten - darunter sowohl Szenen mit der Band in Frauenverkleidung als auch dramaturgisch wichtige Szenen wie Mercurys Coming Out oder seine AIDS-Diagnose. Die Reaktionen darauf waren gemischt - viele waren froh, dass der Film überhaupt in China erschien.
"Brokeback Mountain"
Filme wie das mehrfach Oscar-prämierte Drama "Brokeback Mountain" (2005) mit Jake Gyllenhaal (l.) und Heath Ledger (r.) haben gar nicht erst die Chance, in China zu laufen. Darin geht es um die Liebe zwischen zwei Cowboys. Auch das 2019 erschienene Elton-John-Biopic "Rocketman" wurde in China komplett verboten. Der britische Sänger lebt seit langem offen schwul.
"Sieben Jahre in Tibet"
In China unterdrückte Minderheiten wie die Tibeter sind ebenfalls ein rotes Tuch für die Zensur. "Sieben Jahre in Tibet" (1997) erzählt die Geschichte der Freundschaft zwischen dem österreichischen Bergsteiger Heinrich Harrer (Brad Pitt, r.) und dem Dalai Lama. Der Film wurde prompt verboten. Mehr noch: Bis 2016 durften in China überhaupt keine Filme mit Brad Pitt mehr gezeigt werden.
"Rocketman"
Auch in Russland werden homosexuelle Szenen aus Filmen entfernt - so auch bei "Rocketman". Elton John (Bild) protestierte lautstark gegen die Verstümmelung seiner Filmbiografie und warf Moskau Zensur vor. Homosexualität ist in Russland zwar legal, doch eine gleichgeschlechtliche Ehe oder ein Adoptionsrecht für Homosexuelle gibt es nicht. Immer wieder kommt es zu Gewalt gegen Schwule und Lesben.
"Braindead"
Staatliche Filmzensur gibt es nicht nur in autoritären Staaten und Diktaturen. Auch in Deutschland stehen zahlreiche Filme auf dem Index, u.a. wegen des Aufrufs zu Gewalttätigkeit, Rassenhass oder der Verherrlichung des Nationalsozialismus. Sogar der Kult-Horrorfilm "Braindead" von "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson (Bild) ist in Deutschland verboten - wegen seiner Gewaltdarstellungen.
Land der Freiheit? Nicht in Sachen Film
In den USA führte die staatliche Filmzensur mit dem sogenannten "Hays Code" von den 1930ern bis weit in die sechziger Jahre ein eisernes Regiment. Lange Küsse waren im US-Kino genauso verboten wie Nacktheit oder Witze über Gott. Alfred Hitchcock (l.) war ein Meister darin, die Zensur geschickt zu umgehen. Heute leiden Hollywoodfilme oft unter der Selbstzensur, die sich die Studios auferlegen.