Linke jubeln über Regionalwahl-Sieg
21. März 2010Das Elsass bleibt nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen letzte Bastion der Konservativen. Alle anderen Festlandsregionen gehen ebenso wie die bisher konservativ regierte Mittelmeerinsel Korsika an die Sozialistische Partei (PS) und ihre Verbündeten. Dagegen konnte das Regierungslager voraussichtlich zwei Überseegebiete dazugewinnen. Auf der vor Afrika liegenden Insel Réunion erklärte sich die Rechte bereits zum Sieger. Auch in Französisch-Guayana soll das Regierungslager vorn liegen.
Sozialisten: Sieg zeigt Unzufriedenheit mit Sarkozys Politik
Während ihre Anhänger jubelten, gab sich Sozialisten-Chefin Martine Aubry betont nüchtern. "Wir nehmen den Sieg mit Verantwortungsbewusstsein an", sagte sie. "Von Montag an werden wir uns auch in den Regionen an die Arbeit machen." Der Sieg der Linken zeige, dass die Franzosen die Politik des konservativen Präsidenten Sarkozy und seiner Regierung um Premier Francois Fillon ablehnten. Landesweit kam das Linksbündnis auf etwa 53 Prozent.
Der Regierungschef übernahm derweil am Sonntagabend (21.03.2010) die Verantwortung für das schlechte Abschneiden des bürgerlichen Lagers. Der Stimmenanteil von gut 35 Prozent sei "eine Enttäuschung", erklärte Fillon. Fillon wollte an diesem Montag mit Präsident Sarkozy über den Wahlausgang beraten. Sein Stabschef Claude Gueant kündigte personelle Umbesetzungen an. Eine größere Kabinettsumbldung wird aber nicht erwartet.
Sarkozy selbst erklärte, er werde trotz der Niederlage an seinem umstrittenen Reformkurs festhalten. "Man regiert ein großes Land wie Frankreich nicht nach den Vorgaben von Regionalwahlen, sondern indem man sich an den Kurs hält, der bei den nationalen Wahlen festgelegt wurde", sagte er in einer ersten Reaktion.
Rechtsextreme profitieren von Schwächen des Regierungslagers
Ein Teil der Anhänger aus dem Sarkozy-Lager ist - wohl wegen der Unzufriedenheit mit der Arbeit der Regierung - zur rechtsextremen Partei Front National von Jean-Marie Le Pen abgewandert. Sie war noch in zwölf Regionen angetreten und bekam landesweit neun Prozent der Stimmen, in einigen Regionen sogar mehr als 20 Prozent. Marine Le Pen, die Tochter des Parteigründers, erklärte, die Partei sei nun wieder ein "starker Akteur".
Die Wahlbeteiligung war im zweiten Durchgang am Sonntag mit rund 51 Prozent höher als beim ersten Wahlgang vor einer Woche. In 25 der insgesamt 26 Regionen mussten die Wähler erneut über die Zusammensetzung der Parlamente entscheiden, weil sich bei der ersten Runde keine absolute Mehrheit ergeben hatte. Nur im französischen Überseegebiet Guadeloupe hatte eine linke Liste bereits auf Anhieb gewonnen.
Autor: Gerhard M Friese, Frank Wörner (dpa, afp, apn)
Redaktion: Anna Kuhn-Osius, Michael Wehling