Litauer zahlen nun auch mit dem Euro
1. Januar 2015Zum Jahreswechsel hat Litauen seine Währung Litas durch den Euro ersetzt und gehört nun auch zur Euro-Zone. Der kleine Baltenstaat im Nordosten Europas hat knapp drei Millionen Einwohner und gehört der EU seit 2004 an. Insgesamt haben nun 337 Millionen Europäer die gleiche Währung.
In der Hauptstadt Vilnius wurde der Euro-Start mit einem Feuerwerk zu Mitternacht und Video-Projektionen an öffentlichen Gebäuden gefeiert. Neben wirtschaftlichen Vorteilen verspricht sich die Regierung der Ex-Sowjetrepublik angesichts Russlands Vorgehens in der Ukraine-Krise auch mehr politische Sicherheit. Präsidentin Dalia Grybauskaite würdigte den Beitritt zur Eurozone als Symbol einer engeren wirtschaftlichen und politischen Anbindung an den Westen nach jahrzehntelanger Abhängigkeit von Russland.
Litauen macht den Beitritt der baltischen Staaten zur Eurozone komplett - zuvor führten Lettland (2014) und Estland (2011) den Euro ein. Die Ostseerepublik dürfte das vorerst letzte Neumitglied sein. In letzten Umfragen unterstützte die Bevölkerung mehrheitlich die Euro-Einführung.
Lob von Steinmeier
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte dazu, der Weg in die Gemeinschaftswährung sei schwierig. Litauen habe dazu "strenge Kriterien erfüllen" müssen. Dass der baltische Staat diesen Weg nun gemeistert habe, sei eine "beeindruckende Leistung", so der SPD-Politiker.
Litauen gewinnt nach Ansicht von Finanzminister Rimantas Sadzius durch die Einführung des Euro mehr politischen Einfluss. "Wir sitzen nun an dem Tisch, an dem 19 Staaten die wichtigen Fragen der Eurozone klären, in der eine Drittel Milliarde Menschen leben", sagte er im litauischen Radio. Litauen werde 2015 der Währungsunion nicht mehr nur durch Bindung seiner Währung Litas an den Euro angehören, sondern als vollwertiges Mitglied. Damit nehme die internationale Autorität und Sichtbarkeit des baltischen Landes zu.
Bescheidener Schuldenberg
Litauen hatte bereits 2007 an der Tür zur Euro-Zone geklopft. Der Aufnahmeantrag war damals aber gescheitert, weil das Land noch nicht alle Bedingungen für einen Beitritt erfüllte. Nun gelang dies locker - so manches Euro-Mitglied dürfte neidisch werden. Der Schuldenberg im Verhältnis zur Wirtschaftskraft liegt 2014 bis 2016 nach EU-Schätzungen stabil bei gut 41 Prozent. Dies ist weit unter der erlaubten Obergrenze von 60 Prozent. Zum Vergleich: Die Schuldenstandsquote von Deutschland liegt der EU-Kommission zufolge Ende 2016 noch immer bei knapp 70 Prozent, die Quote von Italien bei rund 133 Prozent. Auch beim Haushaltsdefizit bleibt Litauen demnach deutlich unter der Drei-Prozent-Grenze, während Frankreich und Spanien sie in den nächsten zwei Jahren noch überschreiten.
Mit der Euro-Einführung in Litauen kommt es auch zu Änderungen beim Stimmrecht im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB). Bei der Ausübung des Stimmrechts bei geldpolitischen Entscheidungen tritt nun ein Rotationsprinzip in Kraft. So wird Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nicht mehr bei jeder Sitzung stimmberechtigt sein, sondern muss sich alle paar Monate bei den Abstimmungen über die Leitzinsen oder neue Krisenmaßnahmen mit einer Zuschauerrolle begnügen.
kle/cr (dpa, afp, rtr)