Literaturnobelpreis für Swetlana Alexijewitsch

Die weißrussische Schriftstellerin habe mit ihren Collagen das Leid, die Katastrophen und den harten Alltag der Menschen in ihrer Heimat aufgearbeitet und dokumentiert, bergründete die Jury der Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm ihre Wahl. Die Autorin habe dem Mut in unserer Zeit ein Denkmal gesetzt. Bereits 2013 erhielt sie dafür den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.

Swetlana Alexijewitsch zeigte sich nach der mit Spannung erwarteten Preisverkündung sichtlich gerührt. "Das ist ganz groß, diesen Preis zu bekommen", sagte sie dem schwedischen Fernsehsender SVT am Telefon. Es sei eine Ehre, in einer Reihe mit großen Schriftstellern wie Boris Pasternak zu stehen. Auf die Neuigkeit, die ihr Nobel-Jurorin Sara Danius per Telefon überbracht hatte, habe sie mit dem Wort "fantastisch" reagiert.

Im vergangenen Jahr war der Franzose Patrick Modiano mit der weltweit wichtigsten Auszeichnung für Schriftsteller und Autoren geehrt worden. Der Preis wird für das Lebenswerk eines Literaten vergeben. Für die diesjährige Preisvergabe waren laut Nobeljury knapp 200 Autoren nominiert - 36 von ihnen zum ersten Mal.

Weißrussin führte bei Wettbüros

Beobachter hatten im Vorfeld der Bekanntgabe keine Favoriten für die renommierte Auszeichnung ausgemacht. Bei den Buchmachern stand Alexijewitsch allerdings schon wenige Stunden vor der Verkündung vorn. Auf der Liste des Wettbüros "Ladbrokes" lag sie am Donnerstagmorgen vor dem japanischen Kultautor Haruki Murakami (66) und dem Kenianer Ngugi Wa Thiong'o (77) an der Spitze.

Französische Literaten führen

Seit 1901 ist der Nobelpreis für Literatur damit zum 108. Mal verliehen worden. Bisher dominierten Preisträger aus dem westlichen Kulturraum. Führend ist Frankreich mit 15 Literaten. In den deutschsprachigen Raum ging die Auszeichnung bisher 13 Mal, zuletzt 2009 an die Schriftstellerin Herta Müller. Swetlana Alexijewitsch ist die 14. Frau, die den Preis bekommt.

Seit Montag wurden bereits die Nobelpreise für Medizin, Physik und Chemie vergeben. Auf den Literaturnobelpreis folgt am Freitag die Bekanntgabe des Friedensnobelpreises, wobei auch Angela Merkel wegen ihrer Flüchtlingspolitik als mögliche Kandidatin genannt wurde. Am Montag wird der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekanntgegeben.

Der Literaturnobelpreis ist, wie auch die Auszeichnungen in den anderen Kategorien, mit acht Millionen Kronen (etwa 850.000 Euro) dotiert. Allen Preise werden am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel, in einem feierlichen Festakt verliehen.

kk/suc (dpa, afpd)