Nobelpreisskandal: Arnault festgenommen
24. September 2018Der Mann, der im Zentrum des Skandals um sexuellen Missbrauch im Umfeld der schwedischen Literaturnobelpreis-Akademie steht, soll nach dem Willen der Staatsanwaltschaft drei Jahre ins Gefängnis. Der inzwischen 72-jährige Jean-Claude Arnault wird beschuldigt, eine Frau zweimal vergewaltigt zu haben. Arnault wurde noch während der Verhandlung am Montag festgenommen. Sein Anwalt zeigte sich schockiert. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, es bestehe das Risiko, dass Arnault Schweden verlassen könnte. Ein Urteil wird am 1. Oktober erwartet.
Im November 2017 war Arnault im Zuge der #MeToo-Kampagne von 18 Frauen wegen sexueller Übergriffe beschuldigt worden. Damals hatten Recherchen der schwedischen Tageszeitung "Dagens Nyheter" ergeben, dass Arnault über Jahre hinweg weibliche Mitglieder der Akademie, Mitarbeiterinnen sowie Frauen und Töchter von Akademiemitgliedern, sexuell belästigt oder missbraucht haben soll. Im aktuellen Prozeß geht es um einen Fall aus dem Jahre 2011.
2018 wird es keinen Literaturnobelpreis geben
Die Staatsanwaltschaft hatte im vergangenen Jahr eine Untersuchung angeordnet, woraufhin einige Beschuldigungen aus Mangel an Beweisen zunächst fallen gelassen wurden. Arnault hatte alle Anschuldigungen stets abgestritten. Der Umgang mit dem Skandal sorgte innerhalb der Schwedischen Akademie, die alljährlich den Literaturnobelpreis vergibt, für großen Streit. Mehrere der 18 Akademie-Mitglieder legten ihre Ämter nieder, darunter auch Katarina Frostenson, Arnaults Frau.
Die Vergabe des Literatur-Nobelpreises für das Jahr 2018 war daraufhin ausgesetzt worden.
Im Zuge des Skandals war auch ans Tageslicht gekommen, dass ein von Arnault geführtes Kulturinstitut durch die Akademie über Jahre hinweg mit hohen Summen gefördert worden war. Zudem soll er Namen von Preisträgern vorzeitig ausgeplaudert haben. Eine Anklage wegen Korruption wurde allerdings fallengelassen.
Der jetzt erhobenen Anklage zufolge soll Arnault eine Frau in Stockholm im Jahr 2011 in zwei Fällen vergewaltigt haben. Im ersten Fall habe er die "stark verängstigte" Frau zum Sex gezwungen, Monate später habe er sie im Schlaf vergewaltigt. Elisabeth Massi Fritz, die Anwältin des mutmaßlichen Opfers, hatte zum Prozessauftakt erklärt, seine Mandantin sei "sehr erleichtert", dass Arnault vor Gericht komme. Sie sei von ihm "auf besonders ernste Weise verletzt und erniedrigt worden". Bjorn Hurtig, Anwalt des Angeklagten, hatte im schwedischen Radio dagegen ausgesagt, dass Arnault sich als Opfer einer "Hexenjagd" fühle.
jk/jhi (dpa/AP)