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Lokführer streiken bis Montag früh

4. November 2014

Nun steht der Termin: Ab Mittwoch 15 Uhr soll der Güterverkehr in Deutschland bestreikt werden, ab Donnerstag 2 Uhr auch der Personenverkehr. Es ist der längste Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn.

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Streik Lokführer 19.10.2014
Bild: Reuters/T. Peter

Reisende in Deutschland trifft es hart: ab Donnerstag wird insgesamt vier Tage lang auf den Schienen so gut wie nichts mehr gehen. Den Güterverkehr trifft es noch härter, hier wird schon ab Mittwochnachmittag gestreikt. Erst Montagfrüh um 04.00 Uhr soll der Ausstand enden. Dies teilte die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) mit.

Der Machtkampf zwischen Lokführergesellschaft und Deutscher Bahn geht also weiter. Dass gestreikt wird, hatte die GDL bereits angekündigt, auch dass der Streik vier Tage dauern soll. Überhaupt befindet sich der deutsche Schienenverkehr offiziell ja nur in einer Streikpause – so hatte sich die Lokführergewerkschaft nach Beendigung ihres letzten Streiks Ende Oktober geäußert.

"Zukunftslösung an Machtfragen gescheitert"

Nach Darstellung der Bahn war am Wochenende eine Einigung in greifbare Nähe gerückt. Noch am Sonntagmorgen habe es "keinerlei Zweifel" an einer bevorstehenden Lösung gegeben, erklärte der Konzern. Doch dann habe die GDL die Gespräche kurz vor Unterzeichnung einer Vereinbarung völlig überraschend platzen lassen. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagte, eine "gute Zukunftslösung" sei "erneut an reinen Machtfragen gescheitert".

Der GDL-Bundesvorsitzende, Claus Weselsky, sagte, über die eigentlichen Tarifforderungen, nämlich fünf Prozent mehr Lohn und eine kürzere Wochenarbeitszeit, sei bislang gar nicht verhandelt worden. Er beschuldigte den Konzern, "unanständige Vorbedingungen" zu stellen. Die Bahn verlange, dass die GDL außer den Lokführern nicht auch noch die Zugbegleiter vertreten dürfe.

"Funktion der Gewerkschaften in Gefahr"

"Wir wollen und müssen im Auftrag unserer Mitglieder verhandeln, egal ob diese als Lokführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen, Disponenten, Ausbilder, Instruktoren oder Lokrangierführer in den Eisenbahnverkehrsunternehmen der DB arbeiten", erklärte GDL-Bundesvorsitzender Claus Weselsky bei der Verkündung des bevorstehenden Streiks. "Dieses Grundrecht ist in Gefahr und damit die Funktion von Gewerkschaften an sich."

Kern des festgefahrenen Tarifkonflikts ist, dass die GDL dies nicht mehr allein für die 20.000 Lokführer fordert, sondern auch für rund 17.000 Zugbegleiter und Rangierführer. Die Vertretung dieser Gruppe beansprucht die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) für sich. Konkurrierende Gehaltsabschlüsse lehnt die Bahn ab.

Warnungen aus der Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft befürchtet negative Folgen des geplanten Lokführer-Rekordstreiks."Neben dem Ärgernis für Urlauber führen Streiks im Güterverkehr bereits nach wenigen Tagen zu Produktionsstörungen, weil Bahntransporte oft nicht kurzfristig auf Straßen oder Schiffe verlagert werden können", erklärte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Achim Dercks, der Nachrichtenagentur Reuters.

Auch in der SPD hatte das Vorgehen der GDL bereits für Kritik gesorgt. Die GDL tue der Gewerkschaftsbewegung in Deutschland "keinen Gefallen", sagte Generalsekretärin Yasmin Fahimi.

Reisende stehen an einem Bussteig für Fernbusse (Foto: dpa)
Vom Bahnstreik dürften erneut die Busunternehmen profitieren - sie erwarten ein Umsatzplus in MillionenhöheBild: picture-alliance/dpa/M. Reichel

"GDL sägt am eigenen Ast"

Der Vorsitzende des Fahrgastverbandes "Pro Bahn", Gerd Aschoff, sagte der Zeitung "Rheinische Post", die Reisenden hätten immer weniger Verständnis für die Lokführer. Zudem schädigten die Streiks die Bahn auch langfristig, weil ein Teil der Fahrgäste dauerhaft auf Fernbusse umsteige. Damit säge die GDL "am eigenen Ast".

Dagegen sicherte der Deutsche Beamtenbund (DBB) der GDL seine Unterstützung zu. Angesichts dessen, was die Bahn vorgeschlagen habe, sei die fehlende Unterschrift nachvollziehbar, sagte der DBB-Vorsitzende Klaus Dauderstädt der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Zuletzt hatten die Lokführer in der zweiten Oktoberhälfte gestreikt. Der Ausstand fiel auf ein Wochenende und auf den Beginn der Herbstferien in mehreren Bundesländern.

cw/ sti (dpa, rtr, afp)