Lucas Alario - Leverkusens Torgarant
8. November 2020Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Lucas Alario war sichtlich verärgert darüber, dass er sich bei dieser Flanke von Leon Bailey verschätzt und den Ball nicht bekommen hatte. Dabei hatte der argentinische Angreifer in Diensten von Bayer 04 Leverkusen bereits zwei Mal (27.; 41.) beim spektakulären 4:3 (2:2) gegen Borussia Mönchengladbach am Sonntagabend getroffen. Aber ein echter Vollblutstürmer wie der 28-Jährige kann eben nicht genug davon bekommen, Tore zu erzielen. Leron Bailey (68.) und Julian Baumgartlinger (82.) trafen ebenfalls für Leverkusen. Für Gladbach trafen Lars Stindl (18.; 31.) und Valentino Lazaro (90. +4).
Dass Alario derzeit überhaupt regelmäßig auf dem Rasen steht, hat er der Verletzung seines Kollegen Patrick Schick zu verdanken, den die Leverkusener zu Saisonbeginn für 26,5 Millionen Euro von der AS Rom verpflichtet haben. Denn Trainer Peter Bosz war bis dato kein besonders großer Anhänger von Alario. Im Sommer 2017 kam der Argentinier für die stolze Summe von 24 Millionen Euro von River Plate Buenos Aires an den Rhein, hatte aber zumeist das Nachsehen hinter dem zur AS Monaco abgewanderten Kevin Volland. Alario war der Ersatzstürmer, dessen Fähigkeiten Bosz nie so richtig entfalten wollte.
Wie ein Ferrari
Aber der Argentinier ließ den Kopf nicht hängen, auch wenn er in diesem Sommer damit liebäugelte, den Klub aufgrund der geringen Einsatzzeiten zu verlassen. Sein Berater Pedro Aldave beschrieb die Möglichkeiten seines Klienten kürzlich folgendermaßen. Alario habe Fähigkeiten "die andere nicht haben. Es ist nicht gut, einen Ferrari nur in der Garage stehen zu haben“.
Lucas Alario ist ein Angreifer der Marke Sturmtank. Viele seiner Kollegen laufen mehr, weichen häufiger auf die Flügel aus, sind die ersten Verteidiger ihrer Teams. Alario dagegen hat andere Stärken. Auch er versucht seinem Team mit Engagement zu helfen. Aber er ist derjenige, der genau weiß, wo das Tor steht. Sieben Tore in sieben Bundesligapartien sprechen eine deutliche Sprache. Das hat vor ihm in all den Jahren noch nie ein Spieler aus der Werkself geschafft.
Wieder im Nationalteam
Auch Bosz ist diese Qualität nicht entgangen. Ein wenig selbstironisch ließ er wissen: "Lucas hat jetzt einen Trainer, der ihn in der Startelf aufstellt. Momentan ist er gut drauf und wichtig für die Mannschaft.“ Um im Bild zu bleiben: Bosz hat den Ferrari aus der Garage auf die Straße bewegt.
Das hat auch der argentinische Nationaltrainer Lionel Scaloni erkannt und Alario zu den anstehenden Länderspielen in der nächsten und übernächsten Woche eingeladen. Gemeinsam mit Lionel Messi soll er Paraguay und Peru die Leviten lesen.
Der hartnäckige Muskelfaserriss von Schick wird allerdings bald ausgeheilt sein. Dann wird Bosz vor der Entscheidung stehen, welchen Angreifer er künftig den Vorzug geben will. Nicht nur Alario wird sehr gespannt auf diesen Tag schauen.