Ludwig XIV.: Liebe für die Kunst statt Politik
1. September 2015Die Feierlichkeiten zum 300. Todestag Ludwig XIV. (1638 -1715) lassen sich die Franzosen etwas kosten: insgesamt 30.000 Folien feinstes Blattgold sind zur Renovierung des berühmten Latona-Brunnen verwendet worden, der die Geschichte der griechischen Göttin erzählt. Eine von vielen historischen Sehenswürdigkeiten in Paris, die Hunderttausende von Touristen aus aller Welt anlocken. Ganz Frankreich feiert in diesem Jahr seinen "Sonnenkönig", der mit Schimpf und Schande aus dem höchsten Amt des Staates gejagt wurde. Offiziell verkündet wurde sein Tod am 1. September 1715, vielleicht verstarb er aber auch schon ein paar Tage früher.
Der französische König Ludwig XIV. war den "schönen Künsten" zugeneigt, mehr als der Politik und den komplizierten Regierungsgeschäften. Sein populärer Titel "Sonnenkönig" entstand, weil er als Kind gern die Sonne in einem Ballett getanzt hat. Ludwig XIV. hat der Nachwelt Grandioses hinterlassen. Zu Zeiten seiner höchst widersprüchlichen Regentschaft, die zu den längsten der Neuzeit gehört, ließ er den Invalidendom errichten, den Place Vendôme und den eleganten Prachtboulevard Champs-Élysées als städtebauliche Achsen bauen. Heute residieren dort neben dem weltberühmten Hotel Ritz die teuersten Juweliere der Welt.
Barocke Landschaftsarchitektur
Prunkstück seines Hofstaates war Schloss Versailles, barockes Symbol seiner Machtfülle, seiner Liebe zur Kunst und seines ungeheuren Reichtums. Heute zählt das Schloss zu einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten unter Paris-Touristen. Mit den weitläufigen Gartenanlagen, verspielten Pavillons und repräsentativen Schlossbauten bot Versailles eine filmreife Kulisse für das künstlerische Hofleben Ludwig XIV.. Tausende von Adeligen, Komponisten und Künstlern gehörten zu seinem Hofstaat. Heerscharen von Dienstboten sorgten auf den opulenten Festen und Maskenbällen für das Wohl der königlichen Gäste. Der Aufmarsch seiner Mätressen zählte zum Höhepunkt jeden Festes.
Besonders stolz war der Schlossherr, der von 1643 bis 1715 als König von Frankreich und Navarra Herrscher eines riesigen Reiches war, auf seinen hochherrschaftlichen Spiegelsaal. Imposante 73 Meter ist er lang. Vor dieser prunkvollen Kulisse, mit riesigen vergoldeten Spiegeln ausgestattet, fanden höfische Schlosskonzerte, Theateraufführungen und vor allem Ludwigs geliebte Tanzquadrillen statt.
Inszenierung höfischer Kultur
Der König trat gern selbst in diversen Verkleidungen in diesen Tänzen auf und schwang grazil seine gichtkranken Beine. Der Schauspieler und Theaterautor Jean-Baptiste Molière gehörte auch zu den Zuschauern. Der erfolglose Dramatiker hatte sich die Gunst des Sonnenkönigs erworben und gehörte ab 1611 zu seinem Hofstaat. Viele seiner bekannten Theaterstücke tragen auch biografische Züge des kränkelnden Königs, in dessen Nähe Molière seine Charakterstudien betreiben konnte.
Ludwig XIV. trat - ganz in der Tradition der französischen Könige – gern als großzügiger Mäzen und Förderer der Künstler auf. Allerdings auch, um sich von ihnen auf Gemälden verewigen oder in bestellten Musik-und Tanzdarbietungen verherrlichen zu lassen. Für ihn wurde die Farbe "Königsblau" in der Kunst eingeführt. Den italienischen Balletmeister und Komponisten Jean-Baptiste Lully ernannte Ludwig XIV. zum "Musikmeister der königlichen Familie", Molière schrieb für ihn theatralische Darbietungen. Der Landschafts- und Gartengestalter André Le Nôtre verwirklichte für den anspruchsvollen König die kunstvolle Gartenarchitektur im Schlosspark von Versailles.
Maskenbälle als Touristen-Event
Die Vorbereitungen zur Präsentation der üppigen Kulturwelt Ludwig XIV. laufen in Frankreich und vor allem in Paris derzeit noch auf Hochtouren. Die Festkultur der höfischen Adelswelt wird mit aktuellen Veranstaltungen wiederbelebt. Historische Maskenbälle mit Perücken und Reifröcken und der Musik aus der Zeit des Sonnenkönigs präsentieren den Zuschauern von heute den Zeitgeschmack der absolutistischen Monarchie.
Im Schloss Versailles wird ab Oktober 2015 eine große Ausstellung mit dem Titel "Der König ist tot" zu sehen sein. Zu sehen sind erstmals rare Objekte und kostbare Schmuckstücke aus dem Fundus des Sonnenkönigs. Daneben Zeichnungen aus der Zeit Ludwig XIV., Lithographien, Gemälde und auch kostbare Dokumente, wie das 16-seitige Testament des Sonnenkönigs. In den Wirren der Französischen Revolution war es verloren gegangen und blieb Jahrzehnte lang spurlos. Erst 2009 tauchte es überraschend auf einer Autographen-Auktion wieder auf. Heute gehört es einem französischen Investor.