1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lufthansa beklagt unfairen Wettbewerb

Rolf Wenkel23. Januar 2014

Christoph Franz, Chef der Lufthansa, ist regelmäßiger Gast auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Im Gespräch mit der DW plädiert er für einen fairen Wettbewerb in seiner Branche.

https://p.dw.com/p/1Aw4B
Lufthansa Chef Christoph Franz (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Christoph Franz, Chef der deutschen Airline Lufthansa, fühlt sich wohl auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Er liebt die, wie er sie nennt, "Brainstorming"-Atmosphäre unter den Teilnehmern: "Das ist anregend, und es gibt einem ein gutes Gefühl für das eigene Geschäft", so Franz zur DW. "Allerdings besprechen wir hier auch durchaus politische Themen: Wie können wir die Menschenrechte fördern. Wie können wir den Hunger in vielen Teilen der Welt bekämpfen. Was ist dabei die Rolle der Politik und wie kann die Wirtschaft dabei behilflich sein", so Franz im Gespräch mit der DW.

Was die Lage der Weltwirtschaft und die seiner Airline angeht, so übt sich Franz in verhaltener Zuversicht. " In Asien sind die ganz großen Wachstumsraten momentan verschwunden. In Japan und Indien geraten die Währungen unter Druck. Auch China hat ein weitaus verhalteneres Wachstum gezeigt, und das merken wir natürlich." So habe die Lufthansa weniger Passagiere und weniger Luftfracht transportiert als erhofft. Aber: "Im Jahr 2014 beobachten wir eine gewisse Erholung. Und in Südamerika, auch ein Entwicklungsbereich, hat es schon im letzten Jahr ein starkes Wachstum gegeben."

Lufthansa warnt vor Krise der europäischen Luftfahrt

Airlines im Staatsbesitz

Was dem Konzernchef derzeit zu schaffen macht, sind nicht etwa die hohen Kerosinpreise, sondern, wie er es ausdrückt, der unfaire Wettbewerb in seiner Branche. "In Europa, aber auch in Amerika haben wir überwiegend private Unternehmen, die auch mit privatem Geschäftsrisiko erfolgreich sein müssen." Es gebe jedoch in Asien und im mittleren Osten viele Airlines, die im Staatsbesitz sind. Diese würden nicht unerheblich vom Staat gefördert. "Da werden große Kapazitäten bereitgestellt, dort wird für günstige Infrastruktur gesorgt, da gibt es keine Nachtflugbeschränkungen, da gibt es keine Gewerkschaften und vieles mehr. Diese Spieler treten im gleichen Markt an und bewerben sich um die Gunst der gleichen Passagiere, und das ist manchmal eben sehr unfair."

Klaus Schwab, der Gründer des World Economic Forums, hat einmal davon gesprochen, dass Manager heutzutage zu kurzfristig denken. Ein Vorwurf, den Christoph Franz so nicht gelten lassen will: "Wir haben auch sehr viele Branchen, in denen das Handeln sehr langfristig angelegt ist. Die Lufthansa zum Beispiel habe letztes Jahr eine riesige Investition getätigt, wahrscheinlich die größte eines deutschen Privatunternehmens, mehr als zehn Milliarden Euro. "Aber das sind Flugzeuge, die in drei bis vier Jahren ausgeliefert werden, über einen Zeitraum von zehn Jahren, und dann werden sie nochmal 25 Jahre geflogen. Man trifft diese Entscheidung nicht für sich selbst, sondern für die nächste Generation, die die Verantwortung für ein Unternehmen trägt." So gebe es viele Branchen, in denen das Denken von Quartal zu Quartal nicht hilfreich sei.

Riesige Investitionen

Was nicht heißt, dass die Lufthansa nicht den Druck der Aktionäre spürt. "Große Investitionen alleine reichen nicht, wenn man nicht auch ausreichend Geld verdient, um solche großen Investitionen überhaupt stemmen zu können. Das müssen auch wir, da können wir uns nicht ausnehmen." Aber man müsse trotzdem den Aktionären immer wieder signalisieren, dass es nicht darum gehe, auf Kosten der Zukunft kurzfristig Ergebnisse zu zeigen, "sondern wir müssen die Balance finden zwischen kurzfristiger Ergebnisgenerierung und langfristigem Erfolg."

Neben allen politischen und wirtschaftlichen Themen spielen in Davos auch immer der Klimawandel und der Umweltschutz eine Rolle - ein Feld, auf der der Lufthansa-Chef bereits einige Erfolge für sich beansprucht: "Seit 1990 haben wir den spezifischen Treibstoffverbrauch um 40 Prozent reduzieren können. Wir haben gleichzeitig auch den Lärm der Flugzeuge massiv reduziert. Wir fliegen mehr, aber der einzelne Flug ist wesentlich leiser geworden." Er wisse, so Franz, dass diese Entwicklung noch nicht am Ende sei, "sondern dass wir in den nächsten Jahren weitere große Fortschritte machen werden, mit denen wir unserer Umweltverantwortung noch besser gerecht werden als heute."

"Grünes" Fliegen machbar?

Christoph Franz hält "grünes Fliegen" nicht für einen Widerspruch: "Wir haben uns in der Weltluftfahrt als einzige Industrie weltweit konkrete Ziele vorgenommen. Nämlich ab 2020 das Wachstum unserer Industrie, und wir sind ja eine Wachstumsindustrie, dieses Wachstum CO2-neutral zu gestalten. Das ist eine große Herausforderung." Zudem wolle die Luftfahrtbranche den absoluten Verbrauch gegenüber dem Verbrauch von 2005 bis zum Jahr 2050 um die Hälfte reduzieren. "Wir sind da durchaus erfolgreich unterwegs. Gerade die Lufthansa hat ja vor eineinhalb Jahren den ersten Test weltweit gemacht, ob man Biokerosin auch im Alltag, auch in heute vorhandenen Flugzeugen nutzen kann. Und das hat prima funktioniert."

Hier zum Weltwirtschaftsforum sind viele tausend Teilnehmer gekommen, aus der ganzen Welt, die meisten geflogen. Ein Alptraum für Klimaschützer. Christoph Franz dagegen ist nicht geflogen, sondern mit dem Auto gefahren. "In einer globalen Welt müssen Menschen sich immer wieder begegnen. Wir können nicht Mobilität zu 100 Prozent durch Videokonferenzen und Telefonate ersetzen. Das ergänzt es, aber zum Schluss werden wir diese Welt nur nach vorne bewegen und die Probleme lösen, wenn Menschen mit Menschen reden - und das geschieht hier in Davos."