Münchner Oktoberfest: Neues und Bewährtes
Nach zwei Jahren Corona-Zwangspause heißt es in diesem Jahr wieder: "O'zapft is!" Die Veranstalter locken die Besucher mit zahlreichen Neuerungen - und einer kulinarischen Innovation.
Endlich wieder Wiesn
Zwei Jahre in Folge musste das größte Volksfest der Welt wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Jetzt soll es auf der Theresienwiese mit neuem Schwung weitergehen - und um das zu veranschaulichen, haben die Verantwortlichen auch gleich einen neuen Schriftzug entwerfen und sich die Marke "Oktoberfest" patentieren lassen.
"O" wie Oktoberfest
Das neue Logo soll die Wiesn als "Gesamtkunstwerk" repräsentieren: Wer das verschnörkelte "O" sieht, soll sofort erkennen können, dass es ums Oktoberfest geht. Rund um das "O" wurde eine eigene Schrift entwickelt, das Oktoberfest erhält ein einheitliches Erscheinungsbild - zum ersten Mal in seiner mehr als 200-jährigen Geschichte.
Großbaustelle Theresienwiese
Was allerdings genauso ist wie immer und wie vor der Corona-Pause: Der Aufbau ist ein Großprojekt. Auf dem 34 Hektar umfassenden Festgelände entstehen 17 große Festhallen mit insgesamt 120.000 Sitzplätzen und 21 kleine Festzelte. Außerdem bauen 180 Schausteller ihre Fahr- und Schaugeschäfte auf.
Öko-toberfest
Die Wiesn setzt in Sachen Umwelt Maßstäbe: Ökostrom, Abfallreduzierung und Wasser-Recycling gehören zum größten Volksfest der Welt genauso wie Bier, Volksmusik und Weißwurst. Und das hat sogar Tradition: Schon 1997 wurde das Oktoberfest mit dem sogenannten "Öko-Oscar" ausgezeichnet, dem Bundesprojektpreis für "Umweltrichtlinien für Großveranstaltungen".
Festzelt mit Goldstandard
Paulaner-Wirtin Arabella Schörghuber geht noch einen Schritt weiter und betreibt ihr Festzelt in diesem Jahr klimaneutral: Sie hat die CO2-Emissionen des Zeltes inklusive aller Speisen und Getränke berechnen lassen - und kompensiert sie durch Zahlungen an ein Umweltschutzprojekt in Kolumbien. Dort geht es um den Schutz von einer Million Hektar Regenwald und den Lebensraum von 16.000 Indigenen.
Verzehr-Rekorde und Weißwurst-Sensation
Kein Oktoberfest ohne Weißwürste! Bei normalem Hunger verspeisen die Wiesn-Gäste erfahrungsgemäß über 200.000 Stück, dazu 79.000 Schweinshaxen und 500.000 ganzen Hähnchen. Ach ja, und 122 ganze Ochsen und 80 Kälber. 2022 gibt es eine kulinarische Sensation: Erstmals werden auch vegane Weißwürste auf Erbsenprotein-Basis serviert - mit 76 Prozent weniger Fett und 62 Prozent weniger Kalorien.
Des Festes flüssiger Kern
Ja, das Riesenrad auf der Theresienwiese ist beeindruckend. Ja, die Volksmusik ist fröhlich und laut. Ja, die Weißwürste schmecken lecker - egal ob aus Fleisch oder vegan. Doch seien wir mal ehrlich: Eigentlich geht's beim Oktoberfest ums Bier. Das kostet in diesem Jahr zwischen 12,70 € und 13,50 € pro Liter. Ach so, der Maßkrug ist in dem Preis übrigens NICHT inbegriffen!
Viva Bavaria - nix Corona
Trotz anhaltend hoher Corona-Inzidenzen haben sich die Veranstalter entschieden, auf Corona-Maßnahmen zu verzichten. Experten sehen das kritisch und rechnen mit einer Erkrankungswelle. Die Gäste werden das Virus dann vermutlich in Bayern und der Welt verteilen: Jeder fünfte kommt aus dem Ausland, 70 Prozent reisen aus der Region nach München zur Wiesn.
Kein Gruppenzwang mehr
Eine weitere Neuheit auf der Wiesn: Erstmals können Einzelpersonen einen Platz in einem Festzelt buchen. Bislang musste man immer gleich einen Tisch für zehn Personen reservieren. Das Angebot von München Tourismus bietet für 79 Euro eine Tischreservierung, Bier- und Essensmarken sowie den offiziellen Oktoberfest-Maßkrug. In vielen Zelten gibt es mit den Marken zwei Maß Bier und ein halbes Hendl.
Neuer Kick im alten Gefährt
Das einzige neue Fahrgeschäft auf der Wiesn 2022 ist "Circus Circus" - allerdings verbirgt sich dahinter das seit mehr als dreißig Jahren bekannte "Magic"-Fahrgeschäft im neuen Gewand. Es darf - wie auch die anderen der rund 180 Schaustellergeschäfte - in diesem Jahr schon um 9 Uhr morgens öffnen und erst um 23.30 Uhr Feierabend machen.
Nostalgisches Vergnügen
Für die Nostalgiker unter den Wiesn-Besuchern ist das "Oide Oktoberfest" ein Muss: Hier finden sich historische Fahrgeschäfte wie dieses Kettenkarussell, ein Museumszelt, in dem die Geschichte des Oktoberfestes von 1810 bis heute gezeigt wird - und natürlich auch viele kulinarische Köstlichkeiten, deren Ursprung bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Neuheit in diesem Jahr: eine Geisterbahn-Schau.
Geschafft!
Apropos Feierabend: So erschöpft wie dieser Lederhosenträger sind vermutlich viele Wiesn-Gäste am Ende ihres Oktoberfestbesuchs. Was aber die meisten nicht davon abhält, zurückzukehren: Laut Statistik kamen vor drei Jahren 80 Prozent der Gäste ein zweites Mal, 57 Prozent sogar mehr als dreimal. Na dann kann es ja losgehen, wenn es am 17. September wieder heißt: "O'zapft is!"