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Machtwechsel

(mas)24. November 2007

Mit einem unerwartet deutlichen Sieg hat die Labor-Partei unter Kevin Rudd (50) die konservative Regierungskoalition Australiens aus dem Amt gefegt. Rudds Programm: Heraus aus dem Irak, hinein ins Kyoto-Protokoll.

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Kevin Rudd lässt sich mit seiner Fraue Therese von seinen Parteigenossen feiern (AP Photo/Rob Griffith)
Kevin Rudd lässt sich mit seiner Frau Therese von seinen Parteigenossen feiernBild: AP

Kevin Rudd ist nicht der Typ Politiker, für den sich australische Wähler normalerweise begeistern: Der Chef der Labor-Partei gilt als Intellektueller und wird wegen seiner kindlichen Gesichtszüge sogar in seiner eigenen Partei bisweilen als "Harry Potter" belächelt. Dennoch drängte der Ex-Diplomat den konservativen Premierminister John Howard (68) bei der Parlamentswahl am Samstag (24.11.2007) nach elf Jahren aus dem Amt.

John Howard vor seiner Stimmabgabe (AP Photo/Rick Rycroft)
John Howard vor seiner StimmabgabeBild: AP

Nach Auszählung der meisten Stimmen war klar: Howard muss eine vernichtende Niederlage einstecken. Sogar in seinem eigenen Wahlkreis lag die Labor-Kandidatin vorn. Er wird wohl der erste Premierminister seit 1929, der seinen eigenen Wahlkreis verliert. Für die Laborpartei stimmten rund 53 Prozent der 13 Millionen Wähler, für die Regierungskoalition etwa 46 Prozent. Damit stellt die bisherige Oppositionspartei im neuen Parlament die absolute Mehrheit.

Niederlage eingeräumt

Howard kündigte schon vor dem Endergebnis das Ende seiner politischen Karriere an. "Ich habe Herrn Rudd und Labor zu einem eindrücklichen Sieg gratuliert", sagte er in Sydney. "Ich wünsche ihm alles Gute." "Australien hat sich heute der Zukunft zugewandt", sagte Rudd vor jubelnden Parteigängern in Brisbane. Er würdigte Howards Arbeit. "Wir haben viele Differenzen, aber wir sind beide stolz auf dieses Land."

Als Rudd im Dezember 2006 an die Labor-Spitze gewählt wurde, befand sich die Partei in einem desolaten Zustand. Nur wenige glaubten damals, dass der 50-Jährige seine zerstrittene Partei einen und sich gegen den populären Howard durchsetzen könnte.

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Kevin Rudd kauft Marmelade an einem Stand vor einem Wahllokal (AP Photo/Rob Griffith)
Kevin Rudd kauft Marmelade an einem Stand vor einem WahllokalBild: AP

Doch Rudd, der sich selbst als "sehr zielstrebig" bezeichnet, führte seine Partei mit politischem Geschick und viel Engagement aus dem Umfragetief. Im Wahlkampf schüttelte er so viele Hände, dass er ins Krankenhaus musste. Aber selbst Abschürfungen und Kratzer an der rechten Hand hielten ihn nicht davon ab, weiter um Wähler zu werben.

Rudd hatte im Wahlkampf den Abzug der verbliebenen 580 Soldaten aus dem Irak angekündigt. Die Beteiligung an der amerikanischen "Koalition der Willigen" ist in Australien seit langem äußerst unpopulär. Howard hatte sich stets als unumstößlicher Verbündeter der USA positioniert. Er stand auch als einziger an Bushs Seite, als dieser das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz ablehnte. Rudd will den Vertrag zum Abbau der Emissionen umgehend ratifizieren.

Ein weiterer Schwerpunkt in Rudds Wahlkampagne war die Aufhebung einer umstrittenen Arbeitsmarktreform. Der Labor-Politiker führt seine Überzeugungen beim Thema soziale Gerechtigkeit auf seine schwere Kindheit im Bundesstaat Queensland zurück. Als er elf Jahre alt war, kam sein Vater bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Seine Familie war so arm, dass er zeitweise sogar in einem Auto leben musste.

Wenig Erfahrung

Der künftige Regierungschef dürfte als der politisch am wenigsten erfahrene Premier seit dem Zweiten Weltkrieg in seinem Land antreten. Er hatte bisher keine Regierungsämter. Rudd wurde nach einem erfolglosen Versuch 1998 erstmals ins australische Parlament gewählt. Zuvor war er als hochrangiger Beamter unter der Labor-Regierung von Queensland tätig und diente seinem Land als Diplomat mit Stationen in Stockholm und Peking. Dort entstand auch seine Liebe zu China: Rudd spricht fließend Mandarin.

Der bekennende Katholik ist Vater dreier Kinder und mit einer millionenschweren Unternehmerin verheiratet, die mit ihrer eindrucksvollen Karriere auch einen Teil zum Wahlsieg Rudds beigetragen hat. Mit dem beruflichen Erfolg seiner Ehefrau, sagen Wahlforscher, habe Rudd besonders bei der weiblichen Wählerschaft punkten können.