Vorurteile abbauen
26. März 2014Peter Maffay, der Musiker, Philantrop und Brückenbauer. Mit seiner Stiftung engagiert er sich für traumatisierte Kinder in Deutschland, Spanien und Rumänien. Der Star, der in seiner Karriere 40 Millionen Tonträger verkauft hat, ist in seinem Geburtsland Rumänien allerdings ein "Nobody" in der Musikszene. Peter Maffay konnte mit seinem aktuellen Album "Wenn das so ist" wieder einmal die Spitze der deutschen Album-Charts belegen.
DW: Peter Maffay, du bist seit über 40 Jahren auf der Bühne erfolgreich und hast in dieser Zeit den ersten Platz in allen möglichen Charts erobert. Anfang des Jahres erschien dein 23. Studio-Album "Wenn das so ist". Wo findest du die Energie, dich immer wieder neu zu erfinden?
Peter Maffay: Auf der Straße. Wirklich. Ich bin jetzt zum Beispiel unterwegs, wir spielen heute Abend im Konzert in München. Wenn ich sage auf der Straße, dann meine ich bei den Menschen, die mir über den Weg laufen. Ich nehme die Energie von den Menschen.
Es wird zum neuen Album "Wenn das so ist" auch eine Tour geben. Habt ihr dazu schon nähere Informationen?
Ja, die Tour gibt es nächstes Jahr. Ab Januar 2015 geht's los. In unseren Konzerten legen wir den Schwerpunkt auf die neuen Songs. Es wird keine Sammlung von "Best of" geben, das ist abgehakt.
Die Peter-Maffay-Stiftung wird für ihr soziales Engagement mit einem ECHO ausgezeichnet. Seit Jahren hilfst du Kindern in Deutschland, in Spanien, aber auch in Rumänien, wo du geboren bist. Warum hast du dich entschieden, nach so vielen Jahren in Rumänien aktiv zu werden?
Ich habe rumänische Freunde, die gesagt haben: "Beweg mal deinen Popo da hinunter, deine Wurzeln existieren noch." Und diesem Impuls bin ich irgendwann mal gefolgt. Meine rumänischen Freunde haben Recht behalten. Was ich angenommen hatte, traf nicht zu. Ich dachte, dass meine ganzen Verbindungen nach hinten abgeschnitten sind - ich bin über 30 Jahre nicht in Rumänien gewesen. Aber es ist wieder alles aufgebrochen, es fühlte sich sehr schön an. Und dann habe ich gesagt‚ "OK, ich nehme das als Herausforderung an."
Was ist das Ziel der Stiftung dort? Was möchtet ihr in Rumänien erreichen?
Grundsätzlich gibt es traumatisierte Kinder auf der ganzen Welt, vor allem in Krisengebieten. Rumänien ist vor wenigen Jahren in die Demokratie aufgebrochen. Das war ein ganz entscheidender Schritt für diese Gesellschaft, nach all dem, was Ceausescu und seine Vorgänger auch den Kindern angetan haben. Es gibt Nachholbedarf im Bereich der Bildung, im Bereich der sanitären Umstände und so weiter. Wenn man vor allem aufs Land geht, sieht man, dass da unheimlich viele Defizite existieren, auch wenn sich da Einiges getan hat. Aber es geht nicht nur darum, Kindern zu helfen, sondern es geht auch darum, Vorurteile abzubauen. Wir wissen, dass Rumänien ein zum Teil angeschlagenes Image hat. Wir wissen, dass es eine Diskussion gibt um Sinti und Roma. Wir wissen, dass das verbunden ist mit unerträglichen Vorurteilen. Also ist unsere Arbeit auch in gewisser Weise ein Fernrohr für uns hier im Westen, mal reinzugucken in eine andere Gesellschaft, um sie besser zu verstehen.
Wie könnte man dieses Problem mit den Roma-Immigranten in Deutschland lösen? Den sogenannten "Armutsmigranten", denen vorgeworfen wird, das deutsche Sozialsystem zu missbrauchen?
Rumänien, Bulgarien, Griechenland und all diese Länder, die wirtschaftliche Probleme haben, sind nicht weit entfernt. Die Probleme dort tangieren uns ganz vital. Wir leben natürlich hier im Westen nicht auf einer Insel. Das heißt, wenn wir wollen, dass es nicht zu Konflikten kommt, müssen wir in den Ländern mit der Wirtschaftskraft, die wir besitzen, aktiv werden. Den Ländern, die Schwierigkeiten haben, die im Aufbau sind, müssen wir unter die Arme greifen und sie mit Know-how, mit wirtschaftlichen Hilfen unterstützen, die Standards zu verbessern, die Korruption zu bekämpfen. Das sind Dinge, die, wenn wir nicht helfen, eskalieren werden. Dann gibt es eben keine europäische Idee, keine europäische Homogenität und man kann sich ausmalen, was daraus resultiert. Das ist der Einsatz, den ich bei uns sehe. Gleichzeitig müssen wir klarmachen, dass unser Sozialsystem nicht beliebig belastbar ist.
Es ist das erklärte Ziel der Peter-Maffay-Stiftung, Menschen in Not zu helfen. Was aber ist Peter Maffays Ziel als Musiker, nach 40 Millionen verkaufter Tonträger?
Ich lebe seit über 40 Jahren ein Hobby aus, nämlich Musik, welches mir nach wie vor extrem viel Spaß macht. Musik ist in meinem Leben ein sehr wichtiger Faktor. Das wird es bleiben. Ich werde also Musik machen, so lange dieses Feuer brennt. Die andere Geschichte ist die Stiftung. Und ein ganz wichtiges Ziel ist meine Familie und mein kleiner Sohn, den ich noch lange neben mir wachsen sehen möchte. Das sind meine Ziele.