Magische Moore
Feuchtgebiete wie Sümpfe, Moore und Schilfe sind Wunderwerke der Natur. Sie saugen klimaschädlichen Kohlenstoff aus der Atmosphäre wie einen Schwamm auf. Doch in Deutschland sind 95 Prozent der Moore zerstört.
Wenn Mann blau macht
...haben Moorfrösche Paarungszeit. Normalerweise sind die quakenden Amphibien braun und damit perfekt getarnt für das Leben in Laub und Wald. Doch vor dem Sex im Wasser speichern die Männchen Flüssigkeit unter der Haut, die sie blau erscheinen lässt. Leider trocknet der Lebensraum der Moorfrösche zunehmend aus: In Deutschland, so der Naturschutzbund NABU, zählen sie zu den bedrohten Arten.
Endstation Moor
Frösche laichen. Und der Mensch? Er endet mitunter als Leiche im Moor. So erging es diesem Herrn: 1200 Jahre soll er unter Wasser verbracht haben. Nun hat er im Landesmuseum in Emden seine letzte Ruhestätte gefunden. Das saure Milieu im Moor hat Haut, Gewebe, Haare, Knorpel und Fingernägel gegerbt und konserviert. Außer dem Skelett wurden seine gut erhaltenen Kleider geborgen.
Grüne Brühe, brauner Sumpf
Lebensfeindlich müssen weite Teile Norddeutschlands und Bayerns dem Menschen bis vor 300 Jahren erschienen sein - unheimlich, unnahbar, voller Mücken. Unbrauchbar für die Menschen. Um das Land zu besiedeln oder landwirtschaftlich als Acker, Grünland und Forst zu nutzen, trockneten unsere Vorfahren die Moore aus.
Gräben - Grab der Moore
Zur Entwässerung der Feuchtgebiete legten die Menschen noch bis ins 20. Jahrhundert Gräben an. Dadurch änderte sich die Vegetation mit der Zeit: Heidekraut verdrängte die Nässe liebenden Torfmoose. Und je tiefer der Wasserspiegel sank, desto mehr Bäume, besonders Birken, eroberten das Moor. Die Dränagekanäle, die zum Tod der Moore führten, durchtrennen heute noch ganze Landschaften.
Nieren der Natur
Moore sind gewaltige Wasserspeicher in regenreichen Regionen, in denen niedrige Pflanzen wachsen. Auf jungen Moorböden läuft es sich federnd wie auf einem Trampolin. Je mehr Wasser die Pflanzenschicht bedeckt, desto tiefer sinken Lebewesen ein und desto weniger Sauerstoff dringt zu den Pflanzen durch.
Ohne Moos nix los!
Ohne Torfmoose kann kein Moor entstehen. Die Polsterpflänzchen haben keine Wurzeln und ernähren sich von Regenwasser. Nach oben wachsen sie unbegrenzt, während die Basis abstirbt, weil in die Tiefe des Wasserbodens kein Luftsauerstoff gelangt. Das unvollständig zersetzenden Gewebe wird zu Torf, wenn es sich nicht mehr unter Wasser befindet.
Heizkörper
Torf entsteht erst durch die Trockenlegung der Moore. Das Material besteht aus abgestorbenen Pflanzenfasern, die wie Zunder brennen. Schon vor Jahrhunderten wurde Torf gestochen, die Ballen wurden verheizt. Mit dem Beginn der Industrialisierung stieg der Bedarf an Brennstoffen an. Es wurden sogar Torf-Kraftwerke gebaut. Torf zählt wie Braunkohle, Erdöl und Gas zu den fossilen Energieträgern.
Schwarzes Gold für schmerzende Glieder
Moorbäder gab es lange vor der Wellness-Welle. Im 19. Jahrhundert wurde für Kuranwendungen besonders viel Badetorf in Mooren abgebaut. Die Heilerde enthält Vitamine, Spurenelemente, Mineralien und vor allem entzündungshemmende Huminsäure. Ein Moor-Schlammbad soll rheumatische Erkrankungen und Arthrose lindern.
Raubbau an der Natur
Torf verbessert die Bodenqualität. Die Erde wird dadurch um einiges saurer, als sie im Normalzustand ist. Viele Pflanzen wie Heidekraut und Rhododendren benötigen saure Erde zum Gedeihen. Gerade zur Anzucht nutzen viele Gärtnereien und Blumenzüchter Torf aus Norddeutschland. So wurde dort in den vergangenen Jahrzehnten viel abgebaut und in Länder exportiert, die selbst keine Torfmoore haben.
Appell ans grüne Gewissen
Frühlingszeit ist Pflanzzeit. Die Nachfrage nach Blumenerde steigt. Gleichzeitig schrumpfen unersetzliche Moorlandschaften, die über Jahrtausende entstanden sind. Denn in der Pflanzerde ist meist Torf enthalten. Es geht auch ohne, raten Naturschützer und appellieren an Gartenbaubetriebe und Hobbygärtner, auf Torf zu verzichten.
Naturschwamm
Torfmoose (Sphagnum) können das 30-fache ihrer Trockenmasse speichern. Sie werden zur Regeneration, zur Wiedervernässung der Moore gepflanzt. So kann der Boden wieder Wasser aufnehmen. Wissenschaftler bauen die wertvollen Pflanzen auch in Plantagen an. Sie möchten so Zuchterde herstellen und den Torfabbau in Naturmooren verringern. Die Torfschicht wächst nur einen Millimeter pro Jahr.
Von der Skipiste ins Moor
Hier soll wieder ein Moor entstehen. Wie ein Bulldozer schiebt der umgerüstete Skipisten-Bully große Pflanzenteile vor sich her. Sie stammen von Bäumen und müssen entfernt werden, damit Moose wachsen können. Weiche Böden machen dem geländegängigen Allzweckfahrzeug nichts aus. Trotz des hohen Gewichts von sieben Tonnen versinkt das Fahrzeug wegen der breiten Kettenauflage nicht im Moor.
Unentbehrliche Klimaschützer
Moore haben eine immense Bedeutung für den Klimaschutz: Sie entziehen der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid. Das CO2, das die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben, wird nach ihrem Absterben im Torf gespeichert. Entwässert der Mensch allerdings das Moor, gelangt Luft in den Boden. So wird neben CO2 auch das noch klimaschädlichere Lachgas (N2O) freigesetzt.
Ruhezone Moor
Moorlandschaften haben eine einzigartige Flora und Fauna. Das besondere Licht und die Weite üben auf Besucher eine beruhigende Wirkung aus. Der Dichter Rainer Maria Rilke, der wie andere Künstler in Worpswede bei Bremen heimisch wurde, sagte über das nahe Moor, er könne dort bei endlosem Himmel aufatmen. Und: "Die Ebene ist das Gefühl, an welchem wir wachsen."