Mainz nutzt das Abwehr-Chaos

Als Augsburgs Trainer Dirk Schuster seine Spieler nach der Partie noch auf dem Spielfeld im Kreis versammelte, Arm in Arm, Schulter an Schulter, und seine Ansprache hielt, schaute er in leere Gesichter. Die Blicke zum Boden geneigt, die Gedanken bei der Niederlage gegen den FSV Mainz 05 und beim schwer verletzten Mitspieler Dominik Kohr. Wenige Augenblicke zuvor hatte der FC Augsburg sein zweites Heimspiel in Folge verloren, diesmal mit 1:3 (0:1). Jhon Cordoba (7. Minute), Yunus Malli (75.) und der eingewechselte Yoshinori Muto (81.) schossen die Tore für die Gäste, Konstantinos Stafylidis (73.) hatte zwischenzeitlich den Ausgleich erzielt.

Einen unschönen Schlusspunkt im Regen von Augsburg erlebte die Begegnung, als Kohr in der 3. Minute der Nachspielzeit nach einem Brutalo-Foul von José Rodriguez und anschließender, längerer Behandlung, auf einer Trage vom Platz gebracht werden musste. "Wir sind alle erschrocken, es war ziemlich blutig, was ich gesehen habe", sagte Augsburgs Torhüter Marvin Hitz bei Sky.

Und selbst der Mainzer Trainer Martin Schmidt wirkte betroffen: "Das sah übel aus, ich möchte mich in aller Form entschuldigen. Das war nicht geplant, das ist nicht Mainz 05. Vielleicht war es etwas Frust aus den vergangenen Wochen, als er nicht im Kader war." Rodriguez hatte erst fünf Minuten vorher sein Bundesliga-Debüt gegeben. Nun wird er seinen Frust für einige Wochen auf der Tribüne bewältigen müssen. Kohr wurde sofort ins Krankenhaus gefahren, Gerüchte über einen Bruch des Wadenbeins machten schnell die Runde im Stadion. Einen Tag später gab es glücklicherweise Entwarnung. Alle Knochen sind ganz geblieben, jedoch hat Kohr eine lange und tiefe Fleischwunde, wegen der er lange pausieren muss.

Euphorie im falschen Moment

Ansonsten war es trotz der vier Tore eine wenig unterhaltsame Partie. Nach dem frühen Führungstor durch den nach einer Ecke sträflich allein gelassenen Cordoba nahmen die Gäste sofort das Tempo aus dem Spiel. "Wir haben das Spiel kontrollieren können", verteidigte Schmidt die Taktik seines Teams. "Auswärts übernimmt man nach der Führung natürlich nicht das Spieldiktat und läuft in einen Konter."

Klar, die Mainzer sind gebrannte Kinder, hatten sie doch zuletzt gegen Hoffenheim einen 4:1-Vorsprung noch verspielt. So taten sie nicht mehr als sie mussten. Und den Augsburgern, allein gelassen vom schweigenden eigenen Publikum, fiel nichts ein gegen den Angstgegner. Die Bilanz von nur einem Sieg in den jetzt neun Aufeinandertreffen in der Bundesliga spricht eine deutliche Sprache.

Nach der Pause drehten die Gastgeber dann doch etwas auf und drängten auf das 1:1, das Stafylidis mit einem Fernschuss-Aufsetzer markierte. Doch die Freude währte keine zwei Minuten. Malli nutzte per Kopf das Chaos in der Abwehr der Augsburger, die sich nach dem Ausgleich weiter nach vorne orientiert hatten, zum 2:1. "Viele Sachen haben nicht gepasst", analysierte Hitz bei Sky. "Der Schiedsrichter, keine Stimmung im Stadion. Es war wie ein Geisterspiel. Nach dem Ausgleich verhalten wir uns naiv, zu euphorisch, vielleicht auch, weil die Zuschauer plötzlich da waren. Das waren wir heute nicht gewohnt."

Dabei war die Arena mit gut 26.000 Zuschauern wieder gut gefüllt. Als Augsburg dann alles nach vorne werfen musste, sorgte Muto im Gestocher im Fünf-Meter-Raum für die Entscheidung, als er den Ball aus kurzer Distanz nur noch über die Linie drücken musste. Freuen mochten sich trotzdem auch die Mainzer nicht. Zu tief steckte der Schock über Kohrs Verletzung in ihren Knochen.

In der Tabelle hat sich Mainz nach drei Spielen auf Rang neun verbessert, Augsburg liegt mit drei Punkten auf dem 13. Platz.

Hertha als Bayern-Jäger

In der zweiten Sonntags-Partie setzte sich Hertha BSC mit 2:0 (0:0) gegen Schalke 04 durch. Mitchell Weiser (64.) und Valentin Stocker (74.) schossen die Tore. Die Berliner bleiben mit der Optimalausbeute von drei Siegen an Tabellenführer Bayern dran, Schalke wartet als 17. noch auf den ersten Punkt in dieser Saison.

Am Samstag hatte sich Bayern München mit 3:1 gegen den FC Ingolstadt behauptet, Borussia Dortmund feierte beim 6:0 über Darmstadt 98 ein Schützenfest. Der Hamburger SV verlor zu Hause gegen Aufsteiger RB Leipzig mit 0:4, 1899 Hoffenheim und der VfL Wolfsburg trennten sich 0:0 und Eintracht Frankfurt schlug Bayer Leverkusen mit 2:1. Im Abendspiel besiegte Borussia Mönchengladbach Werder Bremen mit 4:1, was Werder-Trainer Viktor Skripnik den Job kostete. Am Freitag hatte der 3. Spieltag mit einem 3:0-Erfolg des 1. FC Köln über den SC Freiburg begonnen.

Die Höhepunkte der Sonntags-Begegnungen des 3. Spieltages können Sie hier nochmal nachlesen.