Mali: Noch keine Spur von vermisstem Pater
2. Dezember 2022Fast zwei Wochen nach seinem Verschwinden in Mali gibt es immer noch keine Nachricht von dem deutschen katholischen Priester Hans-Joachim Lohre. Der aus dem Erzbistum Paderborn stammende Pater wird seit dem 20. November vermisst. Lohre wollte an jenem Sonntag in einem Stadtteil von Malis Hauptstadt Bamako in einer Schwesterngemeinschaft eine Messe feiern. Er tauchte dort aber nicht auf und reagiert seitdem nicht auf Anrufe. Sein Auto und eine abgetrennte Kreuz-Halskette des Priesters wurden später gefunden; auf dem Boden neben dem Auto waren Fußspuren, als hätte jemand gekämpft.
Seit dem Verschwinden Lohres wurden Informationen der DW zufolge mindestens zwei Personen von der malischen Polizei befragt. Seine Verwandten in Bamako, die nach eigenen Angaben immer noch auf ihn warten, erklärten, dass es derzeit keine Spur gebe. Auch habe sich niemand zu einer Entführung bekannt oder Lösegeldforderungen gestellt.
Auch in der Region Hövelhof in Westfalen, der deutschen Heimat von Pater Ha-Jo, wie er genannt wird, warten die Menschen auf ein Lebenszeichen des Priesters. Das konnte die DW aus dem Leitungsteam des Ortsverbands des Kolpingnetzwerks in Hövelhof erfahren.
Forderung nach Freilassung
Aus Sicht des muslimischen Predigers Ousmane Barry ist das Verschwinden von Pater Lohre eine traurige Nachricht für alle religiösen Konfessionen in Mali. "Pater Ha-Jo ist ein sehr bescheidener Mann", sagte Barry der Deutschen Welle. Er fordert die unverzügliche Freilassung seines Kollegen.
Hans-Joachim Lohre ist Mitglied der Gesellschaft der Afrikamissionare Weiße Väter. Er lebt seit etwa 30 Jahren in Mali, wo er in der Hauptstadt Bamako am Institut für christlich-islamische Bildung unterrichtet, das Studenten aus ganz Afrika aufnimmt, und das Zentrum für Glauben und Begegnung leitet. Er ist zudem nationaler Sekretär einer Kommission für interreligiösen Dialog.
In Mali herrscht seit Jahren Gewalt. Vor allem im Norden und der Mitte des westafrikanischen Landes terrorisieren bewaffnete Gruppen die Bevölkerung. Entführungen wurden zuletzt in der gesamten Sahel-Region verstärkt als Mittel der Islamisten zur Erpressung von Lösegeld eingesetzt. Aber auch die malische Armee, die nach zwei aufeinanderfolgenden Putschen das Land regiert, wird immer wieder für Menschenrechtsverbrechen verantwortlich gemacht. Eine französische Militärmission wurde infolge der Putsche bereits eingestellt, eine Ausbildungsmission der EU suspendiert. Deutschland plant, die Bundeswehr-Beteiligung an der UN-Friedensmission MINUSMA in Mali bis Mai 2024 zu beenden.
Adaptiert aus dem Französischen von Dirke Köpp.