Mandzukic lässt ganz Kroatien träumen
11. Juli 2018Die ersten Glückwünsche auf dem Handy von Mario Mandzukuzic dürften aus schwäbischen Ditzingen eingegangen sein. Dort, in dem kleinen schwäbsichen Städtchen, wohnt noch immer die Schwester Ivana mit ihrem Sohn und ihrem Mann.
Und auch in Ditzingen dürfte heute Abend wie in ganz Kroatien Ausnahmezustand sein. Schließlich hatte einst der kleine Mario beim TSF vier Jahre lang das Fußballspielen gelernt, ehe er nach dem Bosnien-Krieg wieder zurück in die Heimat musste.
Das kleine Kroatien setzt sich durch
Mit 2:1 haben die Kroaten dank des entscheidenden Treffers von Mandzukic England besiegt und sind verdient ins Finale der WM in Russland eingezogen. Das kleine Kroatien mit gerade einmal 4,1 Millionen Einwohnern hat sich gegen die großen Fußballnationen durchgesetzt. Und Mandzukic ist der Mann, dem sie wohl ein Denkmal in seiner Heimat setzen werden.
Bis zu seinem Treffer in der 109. Minute war der 32-Jährige kaum aufgefallen. Er lief zwar wie ein Hase über den Platz, scheute keinen Zweikampf, warf sich angstfrei in jeden Kopfball und kämpfte, als ginge es um Leben und Tod. Aber entscheidend eingreifen konnte er nicht ins Spiel. Er war eigentlich immer da, wo es nicht gefährlich wurde.
Erst kann Pickford noch retten
Er sah deshalb auch unglücklich aus. Mäkelte, wenn sein Kollege Ante Rebic nicht auf seine Vorschläge einging und schimpfte mal leise und auch mal laut vor sich hin - bis die Verlängerung begann. Das war dann die Zeit des Mario Mandzukic.
Schon kurz vor dem Ende der ersten Hälfte der Verlängerung hatte Mandzukic plötzlich den Führungstreffer auf dem Fuß. Aber da konnte England-Torhüter Jordan Pickford gerade noch mit letztem Einsatz und seinem Fuß retten. Aber da deutete er bereits an, dass er noch da sein würde, wenn er gebraucht wird. So oft schon in seiner Karriere hatte sich Mandzukic schon heimlich im Rücken seines Gegenspielers weggeschlichen und seine Chance genutzt.
Wie eine Katze
Und diese besondere Schlitzohrigkeit, die nicht erlernbar ist, sondern vielmehr als fußballerische Intuition verstanden werden muss, brachte ihm diese eine, nächste Möglichkeit ein, die er eiskalt nutzte. Er spekulierte und schlich schon wie eine Katze in Richtung Tor, als Ivan Perisic gerade erst mit letzter Kraft hochsprang und den Ball Richtung englisches Tor lenkte.
Da war er wieder, dieser Mandzukic. Hinter der gegnerischen Abwehr, sofort bereit zum Schuss. Aus der Drehung zog er ab und der Ball schlug unhaltbar im langen Eck ein. Kroatien im Finale. Einer der Geheimfavoriten hat sich endlich mal die Chance erarbeitet, dieser Rolle auch gerecht werden zu können. Ganz Kroatien eine Party. Bis nach Ditzingen.