Trump wegen Puerto Rico am Pranger
30. September 2017Wie so oft reagierte der US-Präsident verächtlich und herablassend auf Kritik. In einer Serie von Tweets schrieb Donald Trump von "Führungschwäche der Bürgermeisterin von San Juan und anderen in Puerto Rico", die es nicht geschafft hätten, ihre eigenen Arbeiter zur Hilfe zu mobilisieren. Die Verwüstungen auf der Karibikinsel durch Hurrikan "Maria" haben einen offenen Streit mit dem Präsidenten über die Hilfen aus Washington und über seine Rolle dabei entfacht.
Bürgermeistern Carmen Yulín Cruz hatte Trump am Freitag beschworen, mehr zu tun, damit in Puerto Rico eintreffende Hilfsgüter auch die betroffenen Menschen erreichten. "Wir sterben hier, und ihr tötet uns mit der Ineffizienz und der Bürokratie", so Yulín Cruz in ihrem flammenden Appell an die Adresse von Trump. "Ich habe genug davon, höflich zu sein (...). Ich bin fuchsteufelswild."
Versagen wie bei Bush?
Auch aus der eigenen Partei war der Einsatz Trumps nach den Katastrophen in Florida und in der Karibik in Frage gestellt worden. Republikaner verlangten "leadership" (Führung) und erinnerten an Trump-Vorgänger George W. Bush, dem beim Monster-Hurrikan "Katrina" 2005 völliges Versagen vorgeworfen worden war. Bush war beschuldigt worden, kein echtes Interesse für die Opfer gezeigt zu haben.
Nur Trump vs. NFL?
Zuletzt hatten Kritiker Trump vorgehalten, er setze seine volle Energie ein beim Streit mit der National Football League (NFL) um die US-Hymne und Nationaltreue, habe aber offensichtlich die Unterstützung der Katastrophenopfer und den notwendigen Wiederaufbau vergessen.
Trump verstieg sich im Fall Puerto Rico wieder in Beschimpfungen und wüste Polemik. Unter anderem behauptete er, die Demokraten hätten Yulín Cruz offenbar gesagt, dass sie "fies zu Trump sein muss". "Sie wollen, dass alles für sie getan wird, obwohl es eine Gemeinschaftsanstrengung sein sollte", twitterte Trump aus seinem Golf-Club in New Jersey.
Die Regierung habe schließlich schon 10.000 Helfer entsandt, und die "legen einen fantastischen Job hin", meinte der Präsident gewohnt euphorisch. Wie so oft beschuldigte er auch die US-"Lügenmedien", die Washingtoner Hilfen schlechtzumachen.
Die Karibikinsel war am 20. September direkt von "Maria" getroffen und schwer verwüstet worden. Die meisten Menschen sind weiter ohne Stromversorgung, es mangelt an Lebensmitteln, Trinkwasser und Benzin. Die Trump-Regierung hatte in dieser Woche ihre Hilfsleistungen für das US-Außengebiet beschleunigt, nachdem ihr vorgeworfen worden war, nicht genug für die Notleidenden zu tun. Offenbar hängen aber viele Hilfsgüter nach der Ankunft in Containern fest und werden nicht an die betroffenen Menschen vor allem in entlegeneren Gebieten weitertransportiert - teils wegen Benzinmangels und beschädigter Straßen.
SC/uh (APE, rtr, dpa)