Götze - Zurück zu neuer Stärke
24. Februar 2019Mario Götze ließ sich Zeit. Das hatte zum einen damit zu tun, dass er ein paar Sekunden von der Uhr nehmen wollte - schließlich lief die 89. Minute und Borussia Dortmund lag knapp mit 3:2 gegen Bayer 04 Leverkusen vorne. Zum anderen schien Götze tatsächlich seine letzten Kräfte mobilisieren zu müssen, um sich bei seiner Auswechslung über die Auslinie zu schleppen.
Er war derjenige, der bis zu diesem Zeitpunkt die größte Laufleistung in der Partie absolviert hatte. 11,8 Kilometer hatte der 26-Jährige abgespult und gefühlt jeden Quadratzentimeter Rasen im Dortmunder Stadion dabei bearbeitet. Aber auch Götze musste sich, wie der gesamte BVB, erst mühsam in die Partie einarbeiten, weil die Leverkusener den Dortmundern vor allem in Hälfte eins alles abverlangten.
Es war Borussia Dortmund und vor allem Götze anzusehen, dass an diesem Sonntagabend gegen Bayer 04 nichts anderes zählte als ein Erfolg. Fünf Pflichtpartien in Folge war der Mannschaft von Trainer Lucien Favre zuletzt kein Sieg mehr gelungen. Nach dem letzten Bundesliga-Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim hatten die Borussen noch sieben Punkte Vorsprung auf den FC Bayern. Nun, nach dem knappen Erfolg gegen Leverkusen sind es immerhin noch drei Zähler. "Das war nötig", sagte Favre und hatte dabei ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
Kollektive Erleichterung
Entscheidend für die gelöste Stimmung beim BVB-Trainer war Götze, der den wichtigen Treffer zum 3:1 erzielte, weil er an der richtigen Stelle wartete und auf einen abgefälschten Ball spekulierte. Mit seinem Tor sorgte Götze für kollektive Erleichterung unter den 81.029 Zuschauern. Es war ein Spiel auf des Messers Schneide, dem Dortmunds Nummer 10 den entscheidenden Schub in die richtige Richtung und der Mannschaft für die kommenden Wochen wieder Selbstvertrauen gab.
Götze war der Kapitän, den die Borussia in dieser schwierigen Phase benötigte. 85 intensive Läufe hatte der "Zehner" absolviert, 15 Zweikämpfe hatte er gewonnen und keinen körperlichen Einsatz gescheut. Vor allem war er der erhoffte Ersatz für den weiterhin verletzten und schmerzlich vermissten Torjäger Marco Reus, dessen Läufe in die Tiefe und dessen Finesse in der Offensive zuletzt so sehr gefehlt hatten. Der Sieg gegen die Werkself war der erste Dortmunder Erfolg ohne den 29-Jährigen. "Endlich haben wir wieder einen Sieg geschafft", sagte Favre und atmete tief durch. Die Hoffnung, den Meistertitel doch holen zu können, ist wieder da.
Herz und Hirn der Mannschaft
Götze hat seinen Stil verändert. Die auf seltsame Weise in den vergangenen Jahren verloren gegangene Spritzigkeit gleicht er mittlerweile mit gutem Stellungsspiel und intelligenten Laufwegen aus. Schnelles direktes Passspiel ist noch deutlicher zu seinem Markenzeichen geworden.
Gegen Leverkusen war er Herz und Hirn seiner Mannschaft und drückte dem Spiel seines Teams den Stempel auf. Götze leitete etliche Angriffe ein, war im Gegenzug aber auch immer wieder im und am eigenen Strafraum zu finden, um die intensiven Angriffsbemühungen der starken Leverkusener zu ersticken.
Aus dem Individualisten Götze, dessen technische Fähigkeiten und Dribblings die Fußballfans einst zum Jauchzen brachte, ist ein mannschaftsdienlicher zentraler Mittelfeldspieler geworden, der seine außergewöhnlichen Möglichkeiten für sein Team einbringt. Gegen Bayer Leverkusen hat er dies eindrucksvoll unter Beweis gestellt.