Markenartikel Wasser
13. August 2004Trinkwasser wird immer mehr zu einem Markenprodukt, dass nicht aus dem Hahn, sondern aus der Flasche eines bestimmten Abfüllers kommt. Allein im vergangenen Jahr verzeichnete die Branche nach Angaben der Beratungsgesellschaft Zenith International ein weltweites Wachstum von rund neun Prozent, weit mehr als der klassische Lebensmittel- und Getränkesektor. Rund 40 Milliarden Euro werden mittlerweile mit abgefülltem Trinkwasser umgesetzt.
Der Grund für die Erfolgsgeschichte des Getränks ist einfach, sagen die Experten. "Die Menschen werden immer gesundheitsbewusster und da Wasser keine Kalorien, keine Kohlenhydrate enthält und erfrischend ist, wird es für immer mehr Menschen zur Alternative für andere Getränke", betont Paul Tarling, Senior Market Analyst bei Zenith International. Patrick Hasenböhler vom Bankhaus Sarasin bringt es auf den Punkt: "Wasser hat als Produkt einfach keine Nachteile."
Zersplitterter Wachstumsmarkt
Das haben auch die internationalen Lebensmittelkonzerne erkannt und investieren kräftig in den Ausbau des Geschäfts. Den größten Anteil am Weltmarkt haben derzeit die Schweizer Nestlé und die französische Danone mit je rund zehn Prozent, gefolgt von den US-Getränkespezialisten Coca-Cola und Pepsico, die erst relativ spät in den Markt eingestiegen sind. Der große Rest des weltweiten Geschäfts mit abgefülltem Wasser - rund 75 Prozent - ist in der Hand von zahlreichen regionalen Anbietern. "Dennoch werden die großen Vier künftig die Gewinner sein, aber da der Wassermarkt sehr zersplittert ist, gibt es außer der Übernahme eines großen Wettbewerbers keine Möglichkeiten, auf einen Schlag den Marktanteil zu steigern", erläutert Analyst Hasenböhler.
Westeuropa ist noch der regional wichtigste Wassermarkt der Welt. Aber bereits 2008, so prognostizieren die Experten von Zenith International, wird Asien Westeuropa überholen. Besondere Hoffnung setzen die Unternehmen dabei auf bevölkerungsreiche Länder mit vergleichsweise geringem Pro-Kopf-Konsum wie China und Indien. Im Gegensatz dazu wird den Prognosen zufolge der Anteil von Afrika am Weltmarkt auch 2008 nur zwei Prozent betragen.
Briten holen auf
Selbst in den reifen Märkten Europa und Nordamerika sehen die Experten dagegen noch weiteres Wachstumspotenzial. "In Westeuropa und den USA ist der Pro-Kopf-Konsum noch immer deutlich unter dem von Frankreich und Italien, insofern sind auch diese Märkte kurz- und mittelfristig noch nicht gesättigt. Zudem gibt es auch noch große Wachstumschancen im sogenannten Home and Office Supply, also durch Wasser-Dispenser zuhause oder im Büro", betont Hasenböhler. So stieg der Wasserabsatz in Großbritannien und Irland in den vergangenen fünf Jahren um satte 16 Prozent und sogar in Italien und Frankreich wurden im gleichen Zeitraum rund vier Prozent mehr Wasser verkauft.
Deutschland und Österreich spielen beim Konsum von abgefülltem Wasser übrigens eine Sonderrolle. Während die Menschen in fast allen Ländern der Welt stilles Wasser trinken, mögen es Deutsche und Österreicher lieber prickelnd. Mit Kohlensäure versetztes Wasser macht fast 90 Prozent des Marktes in beiden Ländern aus. In Italien hat Kohlensäure-Wasser nur einen Marktanteil von 15 Prozent, in Frankreich 40 Prozent. Aber auch vor dem Wasser scheint die Globalisierung nicht Halt zu machen. Den Experten zufolge steigt der Anteil an stillem Wasser sogar in Deutschland und Österreich.