Neue Möglichkeiten
2. Dezember 2009Die deutschen Maschinenbauer hatten auf Kopenhagen gesetzt: Auf eine konkrete Vereinbarung mit verbindlichen Klimazielen für alle. Nun rechnet niemand mehr mit konkreten Ergebnissen in Kopenhagen und die deutsche Maschinenbauindustrie ist enttäuscht. Der Verbandsvorsitzende Manfred Wittenstein spricht von einem verlorenen Jahr. Die Branche warte auf ein Abkommen, "das gleiche Rahmenbedingungen für viele schafft." Deutschland habe bereits viel unternommen. "Wichtig ist, dass wir nicht zu optimistisch voranschreiten, und damit Kosten für unsere Industrie produzieren, die dann auf dem Weltmarkt zu geringerem Absatz führen."
Hoffen auf die Schwellenländer
Die Maschinenbauindustrie steht den Entwicklungen in der Klimapolitik mit gemischten Gefühlen gegenüber. Zum einen fürchtet sie wie andere produzierende Branchen auch steigende Kosten für Energie und Emissionen. Zum anderen sieht sie sich als Gewinnerin der Diskussion und hofft, im großen Klimapoker noch mehr gewinnen zu können. Denn wenn weltweit Energie effizienter genutzt werden muss, steigt der Bedarf an moderner Technologie. "Wir haben die Produktinnovation auf dem Markt, sie kommt aber noch nicht komplett zum Einsatz", sagt Thorsten Herdan, energiepolitischer Sprecher des Verbands.
Strengere Klimavorgaben auch in Schwellenländern würden, so hofft die Branche, die internationale Nachfrage nach der relativ teuren deutschen Technologie weiter beflügeln. Fehlende internationale Standards dagegen würden die deutschen Maschinenbauer mit ihren teuren Produktionskosten benachteiligen. Doch auch im Inland müsse die Nachfrage steigen. In den nächsten zehn Jahren könne Deutschland allein durch den Einsatz von moderner Technologie ein Viertel der jetzigen CO2-Emissionen einsparen, hat der Verband errechnen lassen. Die eingesparte Energie könne 80 Prozent der europäischen Haushalte mit Strom versorgen.
Bewusstsein schaffen
Bisher, so die Studie, würden nur 40 Prozent des Sparpotentials auch genutzt. "Für uns ist einfach wichtig, dass wir gemeinsam mit der Politik das Bewusstsein schaffen in der Industrie, in unseren Abnehmerbranchen, aber auch beim Endkunden", sagt Herdan.
Neue Gütesiegel für energiefreundliche Produkte, so wie bei Waschmaschinen und Kühlschränken bereits üblich, möchte der Verband gemeinsam mit der Politik einführen. Strengere Vorschriften und staatliche Eingriffe in den Markt will die Branche dagegen - erwartungsgemäß - verhindern. Strengere Regeln international ja, weitere Regulierung in Deutschland nein, läst sich die Haltung der Maschinenbauer zusammenfassen. Im Wirtschaftsministerium stoßen die Maschinenbauer damit auf Verständnis, sagt Detlef Dauke, Staatssekretär für Energiefragen. Bereits heute habe Deutschland im Europavergleich hohe Stromkosten - auch durch die Energiepolitik der vergangenen Jahre. "Wir müssen aufpassen, dass Stromkosten nicht zu einem Hinderungsfaktor im Wettbewerb werden. Damit ist niemandem gedient."
Warten auf die Regierung
Energiesparmöglichkeiten sieht Dauke dagegen im Bereich der Kraftwerkstechnologie. Die modernsten Gasturbinen haben einen Wirkungsgrad von 55 Prozent, während die meisten alten Kohlekraftwerke nur etwa ein Drittel der erzeugten Energie nutzen. Dass in diesem Bereich noch nicht mehr passiere, schreibt Verbandschef Wittenstein vor allem der politischen Diskussion zu. In der Branche herrsche Verunsicherung: Atomkraft ja oder nein? Neue Kohlekraftwerke ja oder nein? "Es ist wichtig, dass wir einfach wieder die Rahmenbedingungen kennen, unter denen wir unsere zukünftigen Entwicklungen betreiben können." Im nächsten Jahr will die Regierung ihre Energiestrategie erarbeiten. Die Branche wartet darauf.
Autor: Mathias Bölinger
Redaktion: Zhang Danhong