Produktionsrekord im Maschinenbau
18. Dezember 2014"Die deutsche Maschinenbauindustrie ist ja nicht durch Zufall seit vielen Jahren Exportweltmeister", sagt Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VDMA im Gespräch mit der DW. Das Erfolgsrezept dieser Schlüsselindustrie liegt für ihn in der Fähigkeit, Hochtechnologie aus Bereichen wie Elektrotechnik, Elektronik und Industrial-IT in ihre Produkte zu integrieren. So entstehen Maschinen und Anlagen, die international sehr gefragt sind und die Kunden in eine Position bringen, dass sie selber extrem wettbewerbsfähig sind. "Und das ist eigentlich die ganz Geschichte", so Hesse.
Anlässlich seiner Jahrespressekonferenz am Donnerstag (18.12. 2014) in Frankfurt gab der Verband Rekordzahlen bekannt. Unterm Strich wurden 2014 sowohl beim Umsatz mit 212 Milliarden Euro als auch in der Produktion mit 199 Milliarden Euro die bisherigen Höchstmarken von 2008 übertroffen. Damals wurden ein Umsatz von 208 Milliarden Euro und ein Produktionswert von 196 Milliarden Euro erreicht.
Beschäftigung hat Millionengrenze überschritten
Die Zahl der Beschäftigten war im Mai 2014 erstmals wieder auf die Eine-Million-Marke gestiegen. zuletzt war sie 1993 so hoch. Im Oktober arbeiteten insgesamt 1.011.000 Menschen im Maschinenbau. Das sind 1,7 Prozent oder 16.000 Personen mehr als im Vorjahresmonat. Trotz moderatem Produktionswachstum ist die Branche auf qualifiziertes Personal angewiesen – muss sie sich doch gewaltigen Herausforderungen stellen, wie die Vernetzung ihrer Produkte mit dem Internet (Industrie 4.0), der Rente mit 63 und dem demografischen Wandel.
Für 2015 bleiben die deutschen Maschinenbauer bei ihrer Produktionsprognose von plus zwei Prozent. Der Produktionswert könnte 2015 mit 205 Milliarden Euro erstmals die Schwelle von 200 Milliarden Euro überschreiten.
"Wir erwarten ein positives Jahr 2015 mit einem Produktionszuwachs von rund zwei Prozent", sagt Hesse. Dabei setzt der VDMA auf eine stabile Entwicklung in China, auf eine einigermaßen positive Entwicklung im Mittleren und Nahen Osten und auf eine sehr positive Entwicklung in den USA. Dort sieht der Hauptgeschäftsführer eine richtiggehende Reindustrialisierung. "Und die Vereinigten Staaten sind der zweitgrößte Exportmarkt für die deutsche Maschinenbauindustrie. China ist der größte Kunde als einzelner Staat."
Unkalkulierbare Risiken
Für das kommende Jahr gebe es allerdings nach wie vor unkalkulierbare Risiken. "Russland ist der viertgrößte Markt für uns, und da erwarten wir Einbrüche um die 20 Prozent", sagt Hesse. Grund seien die Auswirkungen der Ukraine-Krise.
In Europa, dem größten zusammenhängenden Markt für die Maschinenbauer, gebe es immer noch Probleme in den südlichen Ländern und durch die nur schleppend in Gang kommenden Reformen in Frankreich und Italien.
"Völlig unkalkulierbar ist das Thema Islamischer Staat (IS). Wenn da etwas passiert, wie 9/11, dann ist alles offen und dann kann alles passieren", beschreibt Hesse die größte Sorge.
Chancen sieht der VDMA dagegen durch die niedrigen Rohstoffpreise, die die Weltwirtschaft stimulierten. Zusätzlich helfe der gesunkene Außenwert des Euro. Der überbewertete Euro habe in der Vergangenheit Marge gekostet und auch das eine oder andere Geschäft verhindert. Freilich gelte nach wie vor, dass für die Maschinenbauer eine gute Nachfrage wichtiger sei als ein niedriger Wechselkurs, erklärt Hesse.
Exporte liegen leicht über Vorjahresniveau
In den ersten neun Monaten des Jahres 2014 lagen die Exporte mit 112,6 Milliarden Euro knapp über dem Vorjahreswert von 112,1 Milliarden Euro. Positiv verlaufen die großen Märkte: Die EU-Partnerländer verzeichneten ein Plus von fünf Prozent, China ein Plus von zwei Prozent. Der US-Markt wuchs um sechs Prozent. Die Märkte in Südostasien wuchsen um neun Prozent. Afrika ist im Plus mit den Regionen Nord (plus elf Prozent) und West (plus sieben Prozent). Der Nahe und Mittlere Osten expandierte mit insgesamt vier Prozent im Plus und profitiert insbesondere vom wieder anziehenden Iran-Geschäft (plus 20 Prozent).
Eine schwächere Nachfrage spüren die Maschinenbauer in einigen großen Schwellenländern und EU-Nachbarstaaten. Australien, Brasilien, Südkorea, Indien, Südafrika und die Türkei liegen jeweils zweistellig unter dem Vorjahresniveau. Die Lieferungen in die Ukraine brachen um ein Drittel ein, die Ausfuhr nach Russland ging um 16 Prozent zurück. "Dies lag sicher nicht nur an den Sanktionen, sondern auch am stark gefallenen Rubel-Kurs und den gesunkenen Erdölerlösen", beschreibt Hennes die Sicht des VDMA.