Katalanen protestieren gegen Zwangsmaßnahmen
21. Oktober 2017Mit der Großkundgebung in Barcelona wollen sie ihr Streben nach einer Loslösung von Spanien nochmals untermauern. Die Demonstranten skandierten "Freiheit, Freiheit" und trugen mit Blick auf die von der Zentralregierung in Madrid eingeleitete Entmachtung der Separatisten Plakate mit Aufschriften wie "Help Catalonia!" Zudem verlangten die Demonstranten die Freilassung der seit Tagen inhaftierten Anführer der beiden führenden Separatistenorganisationen, Jordi Sànchez und Jordi Cuixart. Den Chefs der Organisationen Katalanische Nationalversammlung (ANC) und Omnium Cultural wird "aufrührerisches Verhalten" bei einer Kundgebung im September vorgeworfen.
Die katalanische Polizei bezifferte die Zahl der Protestteilnehmer mit rund 450.000 Menschen. An der Spitze des Demonstrationszuges zogen neben anderen Politikern auch Regionalpräsident Carles Puigdemont und sein Vorgänger Artur Mas durch Barcelona. Auch Ada Colau, die linke Bürgermeisterin Barcelonas schloss sich den Demonstranten an. Colau gehört zwar der Unabhängigkeitsbewegung nicht an, sie steht der konservativen Regierung in Madrid aber sehr kritisch gegenüber.
Noch am Samstagabend will Puigdemont nach Angaben seines Büros eine Rede halten. Zuvor sind demnach nochmals Beratungen der Regionalregierung über ihr weiteres Vorgehen geplant.
Puigdemont wirft Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy vor, keinen Dialog zu wollen. Bisher wird erwartet, dass das katalanische Parlament am Montag entscheidet, ob es kommende Woche formal die Loslösung von Spanien erklärt. Katalanischen Medien zufolge könnte Puigdemont nach einer solchen Erklärung das Regionalparlament auflösen und eine Neuwahl ausrufen. Damit könnte er der für kommenden Freitag erwarteten Entscheidung des Senats in Madrid zuvorkommen, die die von Rajoy angestrebte Kontrolle in Barcelona in Kraft setzen würde.
qu/uh (dpa, rtr, afp, APE, EFE)