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Massenflucht belastet die Türkei

23. September 2014

Von bis zu 150.000 Menschen ist die Rede. Sie sollen in den vergangenen Tagen Syrien verlassen haben und in die Türkei geflohen sein - aus Angst vor den Dschihadisten. Die Massenflucht wird zu einer Belastung für Ankara.

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Massenflucht aus Syrien in die Türkei (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/U. Yunus Tosun

Der Vormarsch der Dschihadistengruppe "Islamischer Staat" (IS) hat die Menschen zur Flucht aus Nordsyrien in die Türkei bewogen. Die mehrheitlich kurdischen Flüchtlinge suchen dort Schutz vor den heftigen Kämpfen um die Grenzstadt Ain al-Arab. Diese war bisher vom syrischen Bürgerkrieg weitgehend verschont geblieben, weshalb rund 200.000 Vertriebene dort Zuflucht gesucht hatten. Ein Vorstoß der IS-Dschihadisten auf Ain al-Arab löste jedoch nun eine regelrechte Massenflucht aus.

Die Türkei zögerte damit, weitere Flüchtlinge aufzunehmen. Denn in dem Land führen die fast 1,5 Millionen meist arbeits- und mittellosen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien ohnehin zu Spannungen und Protesten. Der türkische Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus versicherte aber, sein Land sei auf das "schlimmste Szenario" vorbereitet und werde sein Möglichstes tun, um auch weitere Menschen aus Syrien aufzunehmen. Die türkische Krisen- und Katastrophenschutzbehörde erklärte, am Grenzübergang von Mürsitpinar würden die Flüchtlinge überprüft und bei Bedarf medizinisch versorgt.

Mehr Unterstützung gefordert

Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Care riefen die internationale Gemeinschaft auf, Ankara stärker als bislang zu unterstützen, um eine humanitäre Katastrophe abzuwenden. Amnesty kritisierte zudem, dass die Türkei mehrere Grenzübergänge geschlossen habe. Die Bundesregierung kündigte eine internationale Flüchtlingskonferenz an. Auf Einladung von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) solle am 28. Oktober in Berlin darüber beraten werden, wie die Nachbarstaaten Syriens unterstützt werden können, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. Zu der Konferenz sollen Vertreter der betroffenen Staaten aus der Region eingeladen werden, insbesondere Jordanien und der Libanon sowie die Türkei.

Die Konferenz, an der auch weitere Staaten teilnehmen sollen, war dem Auswärtigem Amt zufolge bereits vor der aktuellen Zuspitzung der Lage an der türkisch-syrischen Grenze angesetzt worden. Sie erhält dadurch aber nun eine neue Bedeutung.

Grenze zwischen Syrien und Türkei im September 2014
Flüchtlinge an der Grenze zwischen Syrien und der TürkeiBild: Reuters/Murad Sezer

Unterdessen rief die kurdische Arbeiterpartei PKK die türkischen Kurden zum Kampf gegen die Dschihadisten im Nachbarland auf. "Es gibt im Widerstand keine Grenze mehr", erklärte die Arbeiterpartei. Die PKK ist bereits im Nordirak an der Seite der Peschmerga am Kampf gegen die IS-Miliz beteiligt. In Syrien ist die Partei der Demokratischen Union (PYD), eine Schwesterpartei der PKK, die führende Kraft unter den Kurden. Die türkische Regierung beobachtet den Kampfaufruf der PKK mit Sorge, auch weil sie eine Stärkung der Rebellenbewegung befürchtet.

Seit der vergangenen Woche haben die Dschihadisten nach Darstellung der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 64 Dörfer rund um die Stadt Ain al-Arab erobert. Die syrische Opposition warnte vor regelrechten "ethnischen Säuberungen". Nach Agenturberichten gelang es kurdischen Kämpfern inzwischen, die IS-Offensive im Süden und Osten von Ain al-Arab zu stoppen.

Auch Russland mit dabei?

US-Präsident Barack Obama hat für eine internationale Koalition im Kampf gegen den IS geworben. Nach US-Angaben haben bislang mehr als 40 Länder ihre Mithilfe angeboten, darunter auch arabische Staaten. Auch der russische Präsident Wladimir Putin erwägt nach offiziellen Angaben, sich an der internationalen Bekämpfung der IS-Extremisten zu beteiligen. Putin habe mit seinem Sicherheitsrat, einem Gremium ranghoher Politiker, erörtert, wie eine Zusammenarbeit mit anderen Staaten aussehen könnte, sagte ein Sprecher des Präsidialamtes der Nachrichtenagentur Interfax.

ml/cr (afp dpa)