Massengrab mit Dutzenden Toten im Sudan entdeckt
13. Juli 2023Das Massengrab wurde in der Nähe von Al-Dschunaina, der Hauptstadt West-Darfurs, gefunden. Für die mutmaßlichen Tötungen im Juni seien glaubwürdigen Berichten zufolge die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) und mit ihr verbündete Milizen verantwortlich, erklärte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte. Unter den Toten seien Angehörige der nicht-arabischen Volksgruppe der Masalit sowie sieben Kinder und sieben Frauen. Die RSF hätten örtliche Anwohner am 20. oder 21. Juni zum Verscharren der Leichen in zwei flachen Gräbern gezwungen. Das Kommissariat berief sich auf Berichte von Angehörigen der Opfer.
"Ich verurteilte aufs Schärfste die Tötung von Zivilisten und kampfunfähigen Personen", sagte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk. Er sei "abgestoßen von der herzlosen und respektlosen Weise, auf die die Toten und ihre Familien und Gemeinden behandelt wurden." Türk verlangte eine schnelle, gründliche und unabhängige Untersuchung. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
Bereits am Dienstag hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) der Miliz die Tötung von 28 Angehörigen der Masalit-Volksgruppe in der Stadt Misterei vorgeworfen. HRW forderte den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag auf, Ermittlungen zu den Gräueltaten in Darfur aufzunehmen.
Blutige Gefechte in Khartum und Darfur
Im Sudan ist Mitte April ein Machtkampf zwischen der Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz des ehemaligen Vizepräsidenten Mohammed Hamdan Daglo eskaliert. Präsident Abdel Fattah Al-Burhan und Daglo hatten 2019 noch gemeinsam die Langzeitherrschaft von Diktator Omar al-Baschir beendet. Den versprochenen Übergang zur Demokratie zögerten beide allerdings hinaus. Neben der Hauptstadt Khartum ist insbesondere die Region Darfur im Westen des Landes von Kampfhandlungen betroffen. Von dort gibt es seitdem immer wieder Berichte über Gräueltaten und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. Die seit Jahrzehnten schwelenden Konflikte zwischen ethnischen Minderheiten in der Region wie den Masalit und der Zentralregierung sind durch den Machtkampf erneut eskaliert.
Bei den Kämpfen im Sudan sind bisher fast 3000 Menschen getötet worden. Mehrere Anläufe zu Waffenstillständen sind nach kurzer Zeit gescheitert. Der anhaltende Machtkampf hat nach Angaben einer UN-Organisation inzwischen mehr als drei Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Rund 724.000 Menschen flohen vor den Kämpfen zwischen der Armee und Paramilitärs ins Ausland, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) jüngst mitteilte. Die Zahl der Binnenvertriebenen in dem Land beläuft sich auf mehr als 2,4 Millionen.
"Wir können uns nicht einfach vom Sudan abwenden, eine sofortige Einstellung der Kämpfe ist dringend erforderlich", betonte eine IOM-Sprecherin. Sie forderte "die nachhaltige Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft, um den (...) betroffenen Menschen Hilfe und Schutz zu bieten".
Viele Geflohene in Ägypten und Tschad
Die größte Zahl der ins Ausland geflüchteten Menschen haben die Nachbarländer Ägypten und Tschad aufgenommen. Die tatsächliche Zahl der Geflüchteten dürfte noch höher liegen, da die Angaben aus Ägypten von 256.000 Flüchtlingen bereits vom 18. Juni stammen. Im Tschad kämen vor allem Frauen und Kinder an, manche von ihnen verwundet und schwer traumatisiert von Kämpfen in der Region Darfur, berichtete das Welternährungsprogramm (WFP). Zehn Prozent der Kinder seien unterernährt. Die Vereinten Nationen haben mehrfach deutlich gemacht, dass sie dringend mehr Geld brauchen, um die Menschen in Aufnahmelagern mit Nahrungsmitteln und Medizin zu versorgen.
kle/fab (epd, rtr, dpa, afp)