Massenprotest in Wien gegen Zwölf-Stunden-Tag
30. Juni 2018Wolfgang Katzian, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, forderte die Regierung bei der Abschlusskundgebung auf, ein Referendum zu Zwölf-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche abzuhalten. Er betonte, dass der heutige Tag erst der Anfang der Proteste sei und definitiv nicht das Ende: "Wir werden Widerstand leisten mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen."
Viele Demonstranten waren mit 120 gecharteten Bussen aus den Bundesländern und mit Zügen angereist, an die zusätzliche Waggons angehängt wurden. Als Devise hatten die Organisatoren ausgegeben: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freizeit klaut." Unterstrichen wurde das mit "Nein zum 12-Stunden-Tag" beziehungsweise "Nein zur 60-Stunden-Woche"-Stickern, T-Shirts und Luftballons. Während die Polizei von 80.000 Teilnehmern sprach, zählten die Veranstalter mehr als 100.000.
Neben vielen Gewerkschaftsführern nahmen etliche sozialdemokratische Spitzenpolitiker an der Kundgebung teil, darunter SPÖ-Chef Christian Kern und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig. Auch zahlreiche Abgeordnete der SPÖ und Mitglieder der Wiener Landesregierung scheuten den Marsch Richtung Heldenplatz nicht.
Beschlussvorlage abgemildert
Österreichs rechtskonservative Regierung will mit einem neuen Arbeitszeitgesetz die Voraussetzungen für Zwölf-Stunden-Tage aufweichen und auch 60-Stunden-Wochen ermöglichen. Die Gewerkschaften sind strikt dagegen. Viel Streit gab es in den vergangenen Wochen vor allem über die Gründe, die Arbeitnehmer angeben müssen, wenn sie nicht mehr als zehn Stunden am Tag arbeiten wollen. Nachdem die beiden Regierungsparteien ÖVP und FPÖ zurückgerudert sind, sollen die Arbeitnehmer nun ohne Gründe die Mehrarbeit verweigern können. Das Gesetz soll am Donnerstag vom Parlament verabschiedet werden.
kle/nob (dpa, apa, orf.at, vienna.at)