Matsch & Metal: Wacken Open Air 2015
31. Juli 2015Die Wacken-Fans sind grundsätzlich hart im Nehmen, doch so was, hieß es in den ersten Festivaltagen, habe man noch nicht erlebt. Viele waren bereits am vergangenen Dienstag angereist, hatten ihre Zelte im Dauerregen aufgebaut und waren kilometerweit im Schlamm herumgestapft, um das Festivalgelände zu erreichen.
Auch die Wackener Veranstalter hatten schwer mit dem Wetter kämpfen müssen - die Infrastruktur war buchstäblich im Schlamm versunken. Dennoch waren wieder 80.000 Metalheads in Wacken, um ihre Bands, die Musik und sich selbst zu feiern.
Newcomer und alte Hasen
Newcomer und alte Hasen wechselten sich auf vier großen und mehreren kleinen Bühnen ab - die Musikrichtungen waren für Nicht-Metaller manchmal schwer auseinander zu halten. Thrash-Metal, Speed-Metal, Dark-Metal - und unzählige weitere Spielarten. Manche Bands arbeiteten mit mittelalterlichen Instrumenten und machten melodische Songs, während andere “auf die Zwölf“ hauten - ihre Musik war ohrenbetäubend laut und sehr schnell. Die Sänger werden wegen ihrer kräftigen Stimme in Metal-Kreisen "Shouter" genannt.
Unter allen Bands gab es auch in diesem Jahr wieder einige musikalische Ausreißer, etwa Mambo Kurt, der Rocksongs mit seiner Tanzmusik-Orgel covert, oder The Bosshoss, die dasselbe tun, allerdings im Country-Sound. Auch die britische Kultband New Model Army schaute für ein Konzert vorbei. Der Sänger gab im DW-Interview schulterzuckend zu, dass er nicht gewusst habe, dass er auf dem größten Metalfestival der Welt sei.
28 Newcomer-Bands aus der ganzen Welt traten im "Metal Battle" gegeneinander an. In diesem Jahr waren auch Teilnehmer aus Ländern mit dabei, die nicht zu den Top-Heavy-Metal-Nationen zählen - etwa aus Uruguay oder Japan. Die besten fünf stammen aus Dänemark (Savage Machine), Großbritannien (Metaprism), dem Libanon (Blaakyum), Israel (Walkways), und der erste Platz ging an Vesperia aus Kanada. Alle Siegerbands erhielten Geld- und Sachpreise in Form von Instrumenten und Verstärkern. DW-PopXport war Medienpartner des Metal Battle und stellt die Bands in den PopXport-Sendungen in fünf Porträts vor.
Lautstarke Kulisse
Über Wacken lag in den vergangenen Tagen eine Geräuschkulisse, die nur für wenige Stunden in der Nacht verstummte. Die Bands spielten bis zwei, drei Uhr, dann gab es auf dem Festivalgelände noch Rockpartys. Wer dann noch nicht genug hatte, feierte auf den Campingplätzen weiter. Keine Frage, der Alkohol floss in Strömen, zum Wacken-Frühstück wurde nicht selten der Grill angeworfen, dazu gab’s Ravioli aus der Dose und Bier.
Die finnische Band Waltari beendete den letzten Festivaltag, an dem noch einmal Rockgrößen wie Judas Priest oder Subway to Sally zu sehen waren. Insgesamt sei das Line-up aber nicht so toll gewesen wie die Jahre zuvor, beklagten einige Fans. Es fehlten die ganz großen Headliner, wie etwa Rammstein, die 2014 dabei waren.
Gut organisiert
Auch wenn auf Wacken nie die ganz großen Bands wie etwa Metallica dabei seien, sei das W:O:A einzigartig, darüber sind sich Neulinge wie alte Wacken-Hasen einig. Nirgendwo sonst auf der Welt findet man so viele Metalheads versammelt. Und bei kaum einem Festival geht es friedlicher zu. Ob im Dauerregen der ersten Tage, im Schlamm oder in der heißen Sonne - Metaller bleiben meist gelassen - schließlich lassen sie beim Headbangen genug überschüssige Energie ab.
Die Abreise der 80.000 verlief nahezu reibungslos. Wer sein Auto im Matsch festgefahren hatte, wurde mit Traktoren wieder rausgezogen, Ordner wiesen die Autokolonnen über mehrere Wege in Richtung Autobahn. Am Straßenrand saßen Einheimische und winkten den abreisenden Rockfans nach. Viele von ihnen zeigten das Wahrzeichen von Wacken: die Frittengabel.