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Mazedonien: Schlusslicht bei der Pressefreiheit unter Ländern Ex-Jugoslawiens

5. Mai 2006

In Mazedonien herrscht Pressefreiheit, allerdings sind die Qualitätsstandards niedrig. Vorrang vor der Qualität haben die Interessen der Medieneigentümer, so die Einschätzung mazedonischer Journalisten.

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Schlechte Noten für Medien in MazedonienBild: Illuscope

Die Pressefreiheit in Mazedonien wird häufig von den Eigentümern der Medienhäuser missbraucht, die direkt oder indirekt mit der Politik verbunden sind. Branko Gerovski, Redakteur der Zeitung Nedeljno Vreme meint, im mazedonischen Journalismus fehlten Spielregeln und dieses Chaos würden die Eigentümer der Medien ausnutzen. Deren Interessen falle die Objektivität, Professionalität und Ethik im Journalismus zum Opfer. „In all den Jahren meiner journalistischen Tätigkeit kann ich mich praktisch nicht daran erinnern, wann die journalistische Zunft von selbst aufgestanden wäre und Stellung bezogen hätte, was ethisch in Ordnung ist und was nicht, was gegen den professionellen Ehrenkodex verstößt und was objektiv betrachtet Verleumdung usw. ist. In Mazedonien gibt einen Journalistenverband, der nicht aktiv ist, es gibt auch einen Presserat, der aber praktisch nicht funktioniert. Das heißt, es gibt kein selbstauferlegtes Kontrollverfahren wie in anderen Demokratien.“

Presse nur teilweise frei

Die Nicht-Regierungsorganisation Freedom House hat deshalb vor kurzem Mazedonien als ein in Bezug auf die Pressefreiheit nur teilweise freies Land eingestuft, es steht auf dem Listenplatz 107 von insgesamt 194 Ländern. Nach Einschätzung von Branko Gjordjevski, Redakteur der Zeitung Dnevnik, ist dieser Platz für Mazedonien realistisch. „Es sind noch nicht die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir in die Kategorie der freien Länder aufsteigen könnten. Mir scheint, es funktioniert alles nach dem Prinzip: Sieh zu, wie du klar kommst – nutze die Medien und Informationen, über die du verfügst, so aus, dass sie dir zum Vorteil gereichen.“

Qualität weicht Interessen

Häufig würden die Medien Informationen für politische Abrechnungen missbrauchen, meint Saso Ordanoski vom Magazin Forum Plus. Ihm zufolge hat Mazedonien die schlechte Beurteilung von Freedom House verdient. „Pressefreiheit wird nicht an der Zensur und Gerichtsverfahren gemessen, sondern an professionellen Standards. Die Hauptgründe für diese eher desolate Bewertung des Journalismus in Mazedonien liegen in den niedrigen Qualitätsstandards in diesem Beruf und nicht daran, ob die Journalisten sagen können, was sie wollen oder nicht. Ich meine, Journalisten unterliegen einer Autozensur, vor allem nach Qualitätsmaßstäben, die die Eigentümer der Medien festlegen. Und die sind überwiegend in der Politik tätig, führen Parteien oder sind sehr aktive Mitglieder, vertreten also politische Interessen“, so Ordanoski.

Auch Freedom House stellt fest, die privaten Medien in Mazedonien unterlägen verschiedenen politischen Interessen. Der staatliche Rundfunk hingegen favorisiere die Regierung, und die Journalisten dort übten Selbstzensur, hauptsächlich aus Angst davor, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Von den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien steht Mazedonien damit in punkto Pressefreiheit an letzter Stelle.

Goran Petreski, Skopje

DW-RADIO/Mazedonisch, 3.5.2006, Fokus Ost-Südost