Vertriebene bleiben beharrlich
2. Juni 2010Gjorgji Donevski flüchtete vor gut 60 Jahren nach Skopje, der heutigen Hauptstadt von Mazedonien. Er gehörte zur slawischen Minderheit, die den Norden Griechenlands nach dem Ende des griechischen Bürgerkriegs verlassen mussten. Donevski engagiert sich heute im Flüchtlingsverband "Unvergessen". Die Organisation vertritt mehrere tausend slawo-mazedonische Flüchtlinge und ihre Nachkommen und setzt sich vor allem für die Rückgabe des enteigneten Eigentums bzw. eine entsprechende Entschädigung von Griechenland ein.
Staatliche Hilfe
Rechtliche und finanzielle Unterstützung bekommt der Flüchtlingsverband von der mazedonischen Regierung. Vor zwei Jahren verabschiedete das Parlament eine entsprechende Resolution und beim Außenministerium in Skopje wurde diesbezüglich ein Koordinationsgremium eingesetzt, das Rechtshilfe leistet und bei der Kommunikation mit den griechischen Behörden hilft.
Nach Angaben des Flüchtlingsverbandes gibt es mehr als 8.000 Anträge von Eigentümern und deren Erben, die die Rückgabe von Häusern und Gründstücken oder eine Entschädigung verlangen. Der Weg ist allerdings lang und kompliziert. Zuerst müssen die Antragssteller eine Übereinstimmung ihrer Namen in der mazedonischen und griechischen Version beweisen, um einen legitimen Rechtsanspruch vor einem griechischen Gericht zu bekommen. Nur so können sie einen Prozess vor einem griechischen Gericht überhaupt in Gang setzen. Doch bis jetzt hat es nach Angaben von Flüchtlingsanwältin Trendafilka Sandeva vor der griechischen Justiz noch kein einziges Verfahren gegeben.
Forderungen in Milliardenhöhe
Nach Einschätzung von Gjorgji Donevski liegen wegen der langen Zeitspanne die Forderungen der Flüchtlinge inzwischen bei mindestens fünf bis sechs Milliarden Euro. Als Bemessungsgrundlage geht er dabei vom niedrigsten Preis aus, von 80 Euro pro Quadratmeter für die Häuser, bei Bau und Ackerland entsprechend niedriger. Die Immobilien befinden sich überwiegend in Thessaloniki, Ackerland und Wälder hingegen in den nordgriechischen Regionen um Edessa und Florina.
Die slawo-mazedonischen Flüchtlinge aus Nord-Griechenland zogen bereits vor sechs Jahren vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, um ihr Recht durchzusetzen. Die rund 2.000 Anträge wurden jedoch zurückgewiesen. Der Grund dafür: Zunächst müssen alle Rechtsmittel in Griechenland ausgeschöpft sein, bevor der Europäische Gerichtshof bemüht werden kann. Als entschädigt betrachten können sich bislang nur die slawo-mazedonischen Flüchtlinge, die bereits in den 1980er Jahren nach Nordgriechenland zurückkehrten. Die damalige griechische PASOK-Regierung ermöglichte Rückkehr und Eigentumsreglung per Dekret.
Autoren: Aleksandar Comovski / Mirjana Dikic
Redaktion: Gero Rueter