Medien: Merkel will Lockdown bis 1. März
9. Februar 2021Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich offenbar gegen jegliche Öffnungsschritte beim aktuellen Corona-Lockdown bis zum 1. März ausgesprochen. Die Zeit, in der die britische Virusvariante noch nicht die Oberhand gewonnen habe, sei entscheidend, um mit aller Kraft die Infektionszahlen herunter zu bekommen, sagte Merkel nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur von mehreren Teilnehmern in einer Online-Sitzung der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag.
"Wir würden nichts gewinnen, wenn wir jetzt vorzeitig aus dem Lockdown rausgehen", sagte Merkel laut Teilnehmern. Eine rasche Öffnung würde vielmehr die Gefahr bergen, "dass die Infektionszahlen ganz schnell wieder hochgehen", wurde Merkel von Teilnehmern der Sitzung zitiert. Wenn die derzeitigen Auflagen bis zum 1. März fortgeführt würden, könne womöglich verhindert werden, dass es später noch einen weiteren Lockdown geben müsse.
Ihre Auffassung sei folglich, dass man mit jeglichem Öffnungsschritt bis zum 1. März warten solle, so die Kanzlerin. Dies sei für Eltern und andere Betroffene schwer. Man könne dann aber Öffnungsschritte "mit besserem Gewissen machen". Dies gelte etwa für Kitas und Grundschulen, im Einzelhandel und bei Frisören, meldet die Nachrichtenagentur afp. Diese Öffnungen könnten aber nur unter Auflagen erfolgen. Merkel fügte hinzu, sie erwarte, dass die britische Variante des Virus in wenigen Wochen auch in Deutschland die dominante sein werde.
Entscheidende Konferenz am Mittwoch
Merkel und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder erörtern am Mittwoch die nächsten Schritte in der Corona-Politik. Auf der Tagesordnung steht neben der Lockdown-Verlängerung auch eine längerfristige Öffnungsperspektive: Sie soll aufzeigen, wie bei einem weiteren Sinken der Infektionszahlen eine schrittweise Rückkehr zur Normalität aussehen könnte.
Inzwischen wurde ein Entwurf eines Arbeitspapiers zur Vorbereitung der Konferenz bekannt. Nach Meldungen mehrerer Nachrichtenagenturen zeichnet sich darin trotz vielerorts sinkender Corona-Infektionszahlen eine Verlängerung des harten Lockdowns ab. "Daher müssen die Kontaktbeschränkungen in den nächsten Wochen grundsätzlich beibehalten werden", heißt es in dem Papier, das das Bundeskanzleramt an die Bundesländer verschickt haben soll.
Das Dokument ist insofern mit Vorsicht zu genießen, als es als Zwischenentwurf gilt, der in vielen Punkten noch geändert werden kann. Es trägt die Datumszeile 9. Februar 2021, 10.15 Uhr. Einige Punkte im Entwurf sind noch nicht ausformuliert. Dabei soll es sich um wesentliche Details möglicher Öffnungsperspektiven handeln.
Weiter strenge Kontaktbeschränkungen
Dem Vernehmen nach sind sich die Länder aber keineswegs einig, dass es eine Verlängerung des Lockdowns bis März überhaupt geben soll. Zur Reduzierung des Infektionsrisikos setzt das Papier weiterhin auf die bestehende Beschränkung für private Zusammenkünfte auf den eigenen Hausstand plus maximal eine weitere Person. Des Weiteren wird für alle Innenräume die Nutzung von medizinischen Masken, also sogenannte OP-Masken oder auch Masken der Standards KN95/N95 und FFP2, angeraten.
Die Verfasser des Papiers machen auch mehr Druck in Sachen Homeoffice: "Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder fordern Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber auf, im Rahmen ihrer betrieblichen Möglichkeiten ihre Betriebsstätten weiterhin durch großzügige Homeoffice-Lösungen mit stark reduziertem Präsenzpersonal oder ganz geschlossen zu halten und bitten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, das Angebot zu nutzen."
Lockerungen könnte es dagegen laut Papier bei Schulen und Kindertagesstätten geben. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet geht davon aus, dass dieses Thema bei dem Treffen am Mittwoch im Mittelpunkt stehen wird. Immer mehr Kinder hätten mit den Folgen von Schulschließungen zu kämpfen, sagte er im Landtag in Düsseldorf. Das Lernen sei ein Prozess in Gruppen, der nicht mehr stattfinde. "So zu tun, als wenn man digital Kinder erziehen könnte, ist Unsinn", sagte der CDU-Vorsitzende. Es müsse abgewogen werden zwischen der Bekämpfung des Virus und den Schäden, die für Kinder und Jugendliche entstünden. Die gegenwärtigen Regelungen des Corona-Lockdowns, darunter die weitgehende Schließung von Schulen und Kindertagesstätten, sind bis Sonntag befristet.
Kreuzfahrt-Passagiere in Corona-Quarantäne
Für Irritationen sorgt derweil ein Vorfall auf dem Kreuzfahrtschiffes "Mein Schiff 2". Nach vier positiven Corona-Fällen an Bord sind mehrere Passagiere und Crewmitglieder auf Gran Canaria in Quarantäne. Die Gäste seien am Ende der Reise in der vergangenen Woche positiv auf COVID-19 getestet worden, sagte eine Sprecherin der Reederei Tui Cruises der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. "Die vier Personen wurden umgehend an Bord isoliert und an Land in eine Quarantäne-Unterkunft gebracht."
Zudem seien neun Gäste und und elf Mitarbeiter als Kontaktpersonen identifiziert, ebenfalls zunächst an Bord isoliert und dann auf Gran Canaria entsprechend untergebracht worden - trotz negativer Testergebnisse. Die Gäste würden dort weiterhin durch Tui Cruises betreut. Die Passagiere hätten keine oder nur milde Symptome.
Alle übrigen rund 1000 Gäste seien negativ auf das Coronavirus getestet worden und konnten wie geplant am Freitag nach Hause reisen. Auch die 800 Mitarbeiter des Schiffes blieben ohne positiven Corona-Test. "Der Kreuzfahrtbetrieb konnte in Absprache mit den Behörden bereits weitergehen." Zuvor sei das Schiff gereinigt und desinfiziert worden. Tui Cruises fährt aktuell zu den Kanarischen Inseln und nimmt nur maximal rund 60 Prozent der sonst üblichen Gästezahl an Bord, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können.
kle/qu (dpa, afp, epd, rtr)