Medienkunst aus China
Zhang Peili ist so etwas wie Chinas Bruce Nauman, ein Pionier der Videokunst. Cao Fei, Lu Yang und Fang Di repräsentieren die aktuelle Multimediakunst. Die Berliner Ausstellung "Micro Era" zeigt spektakuläre Arbeiten.
30 x 30
Zhang Peili gilt als Pionier, der das Medium Video in China auf die künstlerische Landkarte brachte. Seine erste, berühmt gewordene Videoarbeit stammt von 1988. 180 Minuten lang zerbricht Zhang immer wieder einen Spiegel und klebt die Scherben neu zusammen - festgehalten auf dem langen Band einer VHS-Kamera.
Uncertain Pleasures
Zu Zhang Peilis bekanntesten Arbeiten gehört die Serie "Uncertain Pleasures" von 1996. Dabei ging es ihm vor allem darum, Videokunst vom Massenfernsehen zu unterscheiden. Zhang drehte deshalb ohne Sound und verweigerte sich allen Darstellungskonventionen. Sein eigener Körper und triviale Details aus dem Alltagsleben waren seine Motive.
Asia One
Cao Fei gehört einer ganz anderen Generation an. Die 39-Jährige stammt aus der durch und durch kommerzialisierten Stadt Guangzhou im Süden Chinas. Inzwischen lebt und arbeitet sie in Peking. In ihren neuen Arbeiten kombiniert sie gezielt Dokumentation und fiktionale Erzählungen. Mit diesem Mix kommentiert sie aus künstlerischer Distanz reale soziale Verhältnisse.
Asia One
Cao Feis mehr als einstündige Multimedia-Installation von 2018 ist zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Das Werk, das in einem Logistik-Zentrum spielt, reflektiert die rasanten, chaotischen Veränderungen, die sich in der heutigen chinesischen Gesellschaft vollziehen. Ein sozialer Kommentar mit popkultureller Ästhetik.
Delusional Mandala
Die 1984 geborene Lu Yang lebt in Shanghai. In ihren Installationen verwebt sie gegenständliche Bauten und digitale Bilderhöllen, so verführt sie die Betrachter in eine erweiterte Realität und zu manipulierten Emotionen. Was ist noch real, was spirituell inspiriert?
Electromagnetic Brainology
Lu Yangs Installationen wie diese von 2017 erinnern an die Aufbauten von Comic Cons, den Comic- und Manga-Messen, bei denen sich die Fans treffen. Mit Bezügen zum traditionellen Buddhismus, zu Technoreligionen, Cyberfeminismus und japanischen Subkulturen behandelt die Künstlerin in ihren grellen Bildern Themen wie Genderrollenklischees, Wissenschaftsglaube und posthumane Lebensformen.
Minister
Fang Di lebt in Shenzhen, der ersten Sonderwirtschaftszone im Süden Chinas. Seine Themen bewegen sich im größeren geopolitischen Kontext: Es geht um Rassismus und chinesische Interessen beim Aufbau von Handelsstrukturen und Verkehrsnetzen. Der 32-Jährige verarbeitet in seinen Werken Erfahrungen, die er in Papua-Neuguinea bei seiner Arbeit für ein Unternehmen der "Belt and Road"-Initiative machte.
The Magical of Pipes
Durch seine Arbeit konnte Fang Di wie ein eingebetteter Journalist die gesellschaftliche Situation in der südpazifischen Inselnation dokumentieren. In seinen Werken verflicht er Filmmaterialien aus Nachrichten und Dokumentationen. Zwei Multimediainstallationen und ein Objekt, alle von 2019, sind in der Ausstellung zu sehen.