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Meeresspiegel könnte mehr als erwartet steigen

14. Februar 2020

In einer neuen Studie warnt ein internationales Wissenschaftlerteam, der Meeresspiegel könnte bis zum Jahr 2100 um bis zu 58 Zentimeter ansteigen. Vor allem die Eisschmelze in der Antarktis werde zu einem großen Risiko

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Antakrtis Gletscherschmelze Symbolbild
Bild: Getty Images/AFP/J. Ordonez

Die Folgen der Eisschmelze in der Antarktis für den Anstieg des Meeresspiegels könnten bereits in diesem Jahrhundert deutlich stärker ausfallen als bisher erwartet. Laut der neuen Studie eines internationalen Wissenschaftlerteams könnte bis zum Jahr 2100 allein dieser Faktor einen Anstieg um 58 Zentimeter bewirken.

Allerdings gibt es bei den Prognosen der Experten hinsichtlich der Antarktis eine große Bandbreite. Bei unvermindertem Treibhausgasausstoß liege der wahrscheinliche Effekt für den Anstieg des Meeresspiegels zwischen sechs und 58 Zentimetern, heißt es in der Studie der Forscher um Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Gelinge es dagegen, die Emissionen rasch zu verringern, liege die Spanne zwischen vier und 37 Zentimetern.

Entwicklung in der Antarktis - das größte Risiko

"Der Antarktis-Faktor erweist sich als die größte Unbekannte, aber dadurch auch als das größte Risiko für den Meeresspiegel weltweit", erklärte dazu Levermann. Er betonte, die neuen Forschungsergebnisse lieferten vor allem wichtige Informationen für den Küstenschutz. Eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt es demnach, dass der Wert von 58 Zentimetern nicht überschritten wird.

Antakrtis Gletscherschmelze Symbolbild
Abruchkante des Chiriguano-Bay-Gletschers in der AntarktisBild: Getty Images/AFP/J. Ordonez

"Je mehr Computersimulationsmodelle wir verwenden, die alle leicht unterschiedliche dynamische Repräsentationen des antarktischen Eisschildes sind, desto größer ist die Bandbreite der Ergebnisse, die wir bekommen - aber desto robuster sind auch die Schätzungen, die wir der Gesellschaft liefern können", erklärte Ko-Autorin Sophie Nowicki vom NASA Goddard Space Flight Center. Zwar gebe es "immer noch große Unsicherheiten", doch sei es gelungen, das Verständnis des größten Eisschildes der Erde beständig zu verbessern.

Langfristig sind die Prognosen erschreckend - zehn Meter und mehr

Auf längere Sicht, also in den kommenden Jahrhunderten bis Jahrtausenden, hat das Abschmelzen des antarktischen Eisschildes der Studie zufolge das Potenzial, den Meeresspiegel um mehrere zehn Meter anzuheben. "Was wir mit Sicherheit wissen ist, dass das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas die Risiken für die Küstenmetropolen von New York bis nach Mumbai, Hamburg oder Shanghai weiter in die Höhe treibt", warnte Levermann.

Bisherige Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der globalen Erwärmung berücksichtigten vor allem die thermische Ausdehnung des sich erwärmenden Meerwassers sowie schmelzende Gebirgsgletscher als wichtigste Faktoren für den Anstieg des Meeresspiegels. Auch das Abschmelzen des grönländischen Eisschilds spielt eine Rolle.

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Auch die Pinguine leiden - ihre Populationen in der Antarktis werden immer kleinerBild: Reuters/A. Meneghini

Den jetzt in der Zeitschrift Earth System Dynamics der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) veröffentlichten neuen Forschungsergebnissen zufolge dürfte jedoch der Anteil der Antarktis bereits in absehbarer Zeit zum wichtigsten Faktor werden.

Alle Faktoren zusammen ergeben dann das Gesamtrisiko des Meeresspiegelanstiegs. "Die Einbeziehung der anderen Beiträge zum Meeresspiegelanstieg von Grönland, Gebirgsgletschern und der Ausdehnung der Ozeane kann zu einem Meeresspiegelanstieg bis zu 150 Zentimeter führen", sagte Levermann der Nachrichtenagentur AFP mit Blick auf den Zeitraum bis Ende des Jahrhunderts. In den zurückliegenden 100 Jahren hatte es einen Anstieg um insgesamt etwa 19 Zentimeter gegeben.

Temperaturrekorde in der Antarktis in Serie

Mit in das Bild passen die jüngsten Temperaturmessungen aus der Antarktis. Wie der brasilianische Bodenwissenschaftler Carlos Schaefer der Nachrichtenagentur AFP sagte, wurde an der Nordspitze der Antarktis am 9. Februar eine Temperatur von 20,75 Grad gemessen. "Noch nie hat es in der Antarktis eine so hohe Temperatur gegeben", sagte Schaefer. Es sei das erste Mal, dass die 20-Grad-Marke überschritten worden sei. Er betonte aber, dass ein Temperaturrekord allein keine Schlussfolgerungen hinsichtlich künftiger Klima-Entwicklungen zulasse. Es handele sich lediglich um einen Datenpunkt.

Erst vor einer Woche hatte die argentinische Wetterbehörde den wärmsten Tag auf der argentinischen Antarktis seit Beginn der Wetteraufzeichnungen verzeichnet. Auf der Forschungsstation Esperanza wurde eine Temperatur von 18,3 Grad gemessen.

qu/pg (afp, Earth System Dynamics)