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Mega-Zugprojekt vom Pazifik zum Atlantik

Victoria Dannemann
16. Dezember 2017

Mit europäischer Unterstützung soll eine Zugstrecke in Südamerika zwei Ozeane verbinden. Boliviens Präsident Morales unterzeichnete nun ein Memorandum über den Bau der fast 4000 Kilometer langen Trasse - in der Schweiz.

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Schweiz Besuch von Evo Morales
Boliviens Präsident Evo Morales und Doris Leuthard, Schweizer BundespräsidentinBild: picture-alliance/KEYSTONE/A. della Valle

"Panamakanal auf Schienen" wird sie auch genannt - die geplante, südamerikanische Transkontinentalbahn. Sie gilt als eines der größten Infrastrukturprojekte des Jahrhunderts und verspricht, die Atlantik- und die Pazifikküste Südamerikas auf dem Landweg miteinander zu verbinden. Insgesamt 3755 Kilometer misst die Strecke zwischen Santos in Brasilien und dem peruanischen Hafen Ilo .Besonderes Interesse an der baldigen Umsetzung hat Bolivien, das über keinen eigenen Meereszugang verfügt.

Der bolivianische Präsident Evo Morales (Artikelbild) setzt dabei auf Unterstützung aus Europa. Deutsche und Schweizer Unternehmen sollen am Bau, der Lieferung von Bauteilen und an der Wartung des Projekts mitwirken. Nun traf sich Morales in der Schweiz mit Bundespräsidentin Doris Leuthard und unterzeichnete ein Memorandum über den Bau der transkontinentalen Zugstrecke. Der bolivianische Präsident kam auch mit Vertretern deutscher und schweizerischer Eisenbahnunternehmen, sowie mit Staatssekretär Rainer Bomba vom deutschen Bundesverkehrsministerium zusammen. Nach dem Treffen twittere Morales: "Unser Treffen mit dem schweizerisch-deutschen Konsortium war sehr produktiv. (...) Im Januar nimmt das technische Sekretariat seine Arbeit auf (...)."

Die Transkontinentalbahn wird drei südamerikanische Länder miteinander verbinden: Von der brasilianischen Hafenstadt Santos am Atlantik soll sie durch Bolivien bis zur peruanischen Hafenstadt Ilo am Pazifik verlaufen. Andere südamerikanische Länder wie Paraguay, Argentinien und Uruguay sind an einer Anbindung interessiert.

"Die Transkontinentalbahn ist ein wichtiges geostrategisches Projekt für die Länder Südamerikas", sagt der Ökonom José Alberti vom bolivianischen Exportverband CADEX im Gespräch mit der DW. "Es stärkt die Integration und die Infrastruktur auf dem Kontinent, es fördert die transatlantische Vernetzung und es verbessert den Zugang zum asiatischen Raum." Alberti hebt hervor, dass "dieses Projekt sowohl Zeitabläufe als auch Kosten reduzieren wird. Zudem werden neue Dienstleistungen im Zusammenhang mit dem internationalen Handel entstehen und die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit der Länder in der Region fördern."

Schnellerer Handelsweg nach China

Neben der Stärkung des südamerikanischen Binnenmarktes soll die Transkontinentalbahn aber auch Exporte aus Südamerika fördern, vor allem nach China. Schon jetzt ist das Reich der Mitte Brasiliens größter Handelspartner und der wichtigste Exportmarkt nach den USA. Laut einer Studie der südamerikanischen Infrastrukturinitiative IIRSA soll sich der Handelsweg zwischen Brasilien und China deutlich verkürzen - im Vergleich zu der Route durch den Panamakanal von 67 auf 42 Tage.

"Für den brasilianischen Export ist der schnelle Zugang zum Pazifik und zu den asiatischen Märkten immens wichtig. Umgekehrt aber natürlich auch", sagt Paula Peña, Historikerin und Museumsdirektorin aus Santa Cruz in Bolivien. "Der Zug lohnt sich aber auch, weil er nicht nur Güter, sondern auch Passagiere transportiert. Stellen Sie sich ein Europa ohne ein anständiges Streckennetz vor - das ist bei uns Realität."

Infografik Geplanter Verlauf dersüdamerikanischen Transkontinentalbahn DEU
Die Bahntrasse soll 340 km durch Peru, 1521 km durch Bolivien und 1984 km durch Brasilien verlaufen.

"Es ist ein Projekt mit Konsequenzen weit über die Wirtschaft hinaus", sagt auch José Alberti. "Es wird einen großen Einfluss auf die Gesellschaft haben, da es auch viele neue Arbeitsplätze schaffen wird." Im Jahr 2050, sagt der Ökonom, sollen auf der Bahnstrecke jährlich zehn Millionen Tonnen Güter bewegt werden.

Deutsche und Schweizer Experten gefragt

Die geplante Strecke verläuft etwa zur Hälfte durch Brasilien, 340 Kilometer sollen über peruanisches und 1521 Kilometer über bolivianisches Staatsgebiet führen. Die Bahn muss dabei schwieriges Gelände wie die Gebirgshänge der Anden, Flüsse und Überschwemmungsgebiete überwinden. Gerade aus diesem Grund interessiert sich der bolivianische Präsident Morales für die umfangreiche Expertise aus Deutschland und der Schweiz.

In Südamerika haben alle drei Regierungen dem Projekt grünes Licht gegeben. Die Einweihung soll im Jahr 2025 sein, pünktlich zur Zweihundertjahrfeier der bolivianischen Unabhängigkeit.