Mehr als 1200 Menschen aus Mittelmeer gerettet
26. Oktober 2022Vor Sizilien hat die italienische Küstenwache nach eigenen Angaben fast 1160 Migranten an Bord ihrer Schiffe genommen. Die Behörden hätten die Menschen mehrere Seemeilen vor Syrakus auf der Ostseite der italienischen Insel in zwei Rettungseinsätzen geborgen. Bei der ersten Rettungsaktion nahmen die Einsatzkräfte Menschen von einem Fischerboot auf. Dabei kam auch ein spanisches Schiff einer Frontex-Mission zu Hilfe, das knapp 80 Menschen übernahm. Auf das Boot der Küstenwache gingen fast 420 Migranten und Flüchtlinge. Bei einem zweiten Einsatz nahmen die Teams mehrerer Boote der Küstenwache und der italienischen Finanzpolizei rund 660 Menschen von einem anderen Fischerboot auf. Insgesamt vier Menschen wurden tot geborgen, wie die Küstenwache mitteilte.
"Ocean Viking" nimmt weitere Flüchtlinge vor Libyen an Bord
Auch die zivilen Seenotretter der "Ocean Viking" haben erneut in Not geratene Bootsmigranten im Mittelmeer an Bord geholt. Die Crew habe mehr als 60 Männer, Frauen und unbegleitete Minderjährige im zentralen Mittelmeer aus internationalen Gewässern gerettet, twitterte die Betreiber-Organisation SOS Méditerranée. Die Menschen waren demnach auf einem überfüllten Holzboot unterwegs.
Nach vorherigen Aktionen befinden sich auf der "Ocean Viking" damit insgesamt rund 200 Menschen, die auf dem Weg von den Küsten Nordafrikas in Richtung EU in Seenot gerieten.
Die Organisation hofft nun auf die Zuweisung eines sicheren Hafens in den EU-Staaten Malta oder Italien. In Italien dürfte das nach der Regierungsübernahme durch die neue rechtsextreme Regierungschefin Giorgia Meloni schwieriger werden. Am Dienstag sagte die Chefin der Partei Fratelli d'Italia, sie werde die Ankunft von Einwandern aus Afrika blockieren. Ihr Innenminister Matteo Piantedosi erklärte, er könne die Schiffe von Hilfsorganisationen und die an Bord befindlichen Migranten daran hindern, nach Italien zu kommen.
Sea-Watch: Libysche Küstenwache bedroht Aufklärungsflugzeug
Die libysche Küstenwache hat laut der privaten deutschen Seenotretter von Sea-Watch mit Waffengewalt gedroht. Wie die Organisation auf Twitter mitteilte, drohte ein Boot der Küstenwache, das Sea-Watch-Aufklärungsflugzeug "Seabird" abzuschießen. Demnach befand sich die "Seabird" in der maltesischen Such- und Rettungszone und nicht über libyschem Territorium.
Sea-Watch-Sprecher Felix Weiss sprach von einer "neuen Eskalationsstufe". Trotz einer "aggressiven Kommunikation" der Küstenwache sei der Organisation noch nie auf diese Art gedroht worden, sagte er der Agentur epd. Die "Seabird" sei nach dem Vorfall abgedreht, weil die Situation nicht einzuschätzen gewesen sei. Dass die libysche Küstenwache mit Raketen auf das Aufklärungsflugzeug feuere, sei zwar schwer vorstellbar. Es sei aber durchaus möglich, dass beispielsweise mit Kalaschnikow-Gewehren auf das Flugzeug geschossen werde. Die "Seabird" hält über dem Mittelmeer Ausschau nach in Seenot geratenen Flüchtlingen und dokumentiert Menschenrechtsverletzungen.
Jedes Jahr versuchen Zehntausende Flüchtlinge und Migranten, von Nordafrika aus nach Europa zu gelangen. Das Bürgerkriegsland Libyen ist dabei ein zentrales Transitgebiet für die Menschen. Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission mehr. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten nach Flüchtlingen und Migranten Ausschau.
qu/se (dpa, epd, afp, rtr)