Nationalisten auf Korsika vorn
10. Dezember 2017Nach Auszählung aller Stimmen im zweiten Wahlgang kam das nationalistische Bündnis von Gilles Simeoni und Jean-Guy Talamoni auf 56,5 Prozent, wie die Präfektur mitteilte. Bereits im ersten Wahlgang vor einer Woche hatte die Liste Pè a Corsica (Für Korsika) mit mehr als 45 Prozent geführt.
Die nationalistischen Parteien streben eine rechtlich verankerte Autonomie für Korsika an. Anders als die Katalanen im Nachbarland Spanien wollen sie aber derzeit keine vollständige Loslösung von Frankreich. Spitzenkandidat Simeoni hatte versichert: "Korsika ist nicht Katalonien." Die Situation sei weder demografisch noch wirtschaftlich oder politisch zu vergleichen. Im Vordergrund stehe ein Autonomiestatut in den nächsten drei Jahren. Dagegen strebt der Teil der Allianz unter Jean-Guy Talamoni auf lange Sicht eine Unabhängigkeit an, wenn es dafür eine Mehrheit gibt.
Auf Korsika kämpften militante Gruppen jahrzehntelang gewaltsam für eine Unabhängigkeit von Frankreich. Die wichtigste Untergrundgruppe, die nationale Befreiungsfront Korsikas (FLNC), erklärte im Sommer 2014 das Ende des bewaffneten Kampfes. Etwa zeitgleich gewannen nationalistische Kräfte politisch an Bedeutung - sie wurden bei der Regionalwahl 2015 stärkste Kraft.
Grund für die jetzige Neuwahl von 63 Abgeordneten ist eine Reform der Verwaltungsstruktur Korsikas, durch die das Inselparlament an Bedeutung gewinnt. Die neu geschaffene einheitliche Gebietskörperschaft nimmt zum Jahresbeginn 2018 ihre Arbeit auf und soll bisherige Vertretungen ersetzen.
Auf Korsika leben 300.000 Einwohner, etwa ein halbes Prozent der französischen Bevölkerung. Die Wahlbeteiligung lag laut Angaben des französischen Innenministeriums bei etwas mehr als 44 Prozent.
ust/ml (dpa, afp, ap)