Massenflucht vor Kämpfen in Südsyrien
4. Juli 2018Die Lage in der Stadt Daraa und der gleichnamigen Provinz im Süden Syriens spitzt sich nach Angaben der Vereinten Nationen weiter zu. Das Welternährungsprogramm (WFP) schätzt die Zahl der Vertriebenen auf bis zu 330.000 Menschen - so viele, wie im Süden Syriens seit Beginn des Bürgerkriegs 2012 nicht auf einmal auf der Flucht waren, wie eine Sprecherin in Genf sagte.
Nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) befinden sich 40.000 Vertriebene an der Grenze zu Jordanien. Die UN-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) sprach sogar von 60.000 Menschen an der Grenze. Das UNHCR appellierte an Jordanien, die Grenze zu öffnen und die Menschen zu retten.
Auch das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte forderte Hilfe für die im Grenzgebiet Gestrandeten. Die Menschen seien ohne Schutz und Unterkunft. Länder in der Region mit genügend finanziellen Ressourcen sollten Menschen aus der Kampfzone aufnehmen, verlangte das Hochkommissariat, das von dem Jordanier Seid Ra'ad al-Hussein geleitet wird. Das WFP hat Notrationen für rund 200.000 Menschen in die Region gebracht, wartet aber auf Sicherheitsgarantien, um mehr Menschen versorgen zu können.
Jordanien hat praktisch seine Grenze für syrische Flüchtlinge aus Daraa geschlossen. Das finanziell angeschlagene Königreich beherbergt bereits knapp 670.000 Flüchtlinge aus Syrien.
Am Donnerstag will sich der Weltsicherheitsrat erneut mit der Lage um Daraa befassen. Dies teilte die schwedische UN-Vertretung, die derzeit die rotierende Präsidentschaft des Gremiums innehat, in New York mit. Das OCHA werde den Sicherheitsrat über die aktuelle Lage informieren. Zuvor hatte der Rat bereits am Dienstagmorgen hinter verschlossenen Türen über den Konflikt in Syrien beraten. Mittwoch ist in den USA ein Feiertag und das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York bleibt geschlossen.
Das Gebiet in und um Daraa ist eine der letzten Regionen, die die Rebellen noch kontrollieren. Die Regierung in Damaskus hat mit russischer Unterstützung vor zwei Wochen eine Offensive begonnen, um sie zu vertreiben.
Assad konnte in den vergangenen Jahren mit militärischer Hilfe Russlands, des Irans und verschiedener Milizen große Teile Syriens von Aufständischen zurückgewinnen. Rebellen und Terrorgruppen befinden sich auf dem Rückzug. Seit Beginn des Konflikts 2011 starben Hunderttausende Menschen. Nach UN-Angaben sind innerhalb Syriens wegen des Bürgerkriegs rund 6,6 Millionen Menschen auf der Flucht. Mehr als 5,6 Millionen Syrer haben in Ländern der Region Schutz vor der Gewalt gesucht.
stu/jj (dpa, epd)