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Preis für Lehramtsdozenten

Sebastian Barth12. Mai 2014

Studierende sollen mobil sein und ins Ausland gehen. Doch gerade künftige Lehrer machen das eher selten. Nun hat der Stifterverband ein Projekt geehrt, das Lehramtsstudenten motiviert, das Abenteuer Ausland zu wagen.

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Avila Maschke lehnt mit Rucksack an einem Holzzaun vor einer weiten Landschaft (Foto: privat)
Bild: Avila Maschke

Avila Maschke sitzt im Büro des Akademischen Auslandsamts der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Die Studentin hat ein Semester in Kolumbien verbracht und jeweils mehrere Wochen in Indien und Mexico. Diese Zeit habe sie so sehr geprägt, dass sie jetzt Kommilitonen berät, die auch ins Ausland gehen möchten, erzählt sie. "Man bekommt einen ganz anderen Einblick in das Leben anderer Kulturen", sagt die Sonderpädagogik-Studentin. Ihre Kommilitonin Debora Würth schwärmt ganz ähnlich von ihrem Studium an der Musikhochschule in Tallin, das ihr auch fachlich viel gebracht habe.

Wenn es nach Henrike Schön ginge, sollen in Zukunft noch mehr Lehramtsstudenten wie Avila Maschke und Debora Würth den Weg ins Ausland finden. Deshalb hatte die Leiterin des Akademischen Auslandsamts der Pädagogischen Hochschule Heidelberg vor zwei Jahren die Idee, ein bisschen nachzuhelfen - mit einer Auszeichnung für Dozenten, die ihre Studierenden zu einem Auslandsstudium ermutigen. Zum Beispiel, indem die Dozenten Kontakt zu Hochschulen im Ausland knüpfen.

Ein Preis für den Preis

"Wir wollen damit darauf aufmerksam machen, wie wichtig so ein Auslandsstudium ist", sagt Henrike Schön. Seither werden in Heidelberg ausgewählte Dozenten für ihren Einsatz mit dem "Goldenen Zugvogel" geehrt. Und nun gab es den Preis für den Preis: DerStifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat dem Heidelberger Projekt kürzlich die so genannte "Hochschulperle des Monats" verliehen, eine Auszeichnung, die jeden Monat eine besondere Hochschulinitiative würdigt.

Henrike Schön, Leiterin des Akademischen Auslandsamtes der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, vor einer Mauer (Foto: Avila Maschke)
Henrike Schön, Leiterin des Akademischen Auslandsamtes der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, möchte mehr Lehramtsstudenten motivieren, ins Ausland zu gehenBild: Avila Maschke

Doch warum eine Auszeichnung für etwas, das nach der Bologna-Reform so selbstverständlich erscheint? Eine Antwort gibt der Blick in die Statistik: Lehramtskandidaten sind offenbar längst nicht so mobil wie Studierende anderer Fachrichtungen. Studien belegen, dass bundesweit nur etwa acht Prozent der angehenden Pädagogen im Ausland studieren. Wohingegen laut dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) insgesamt im Schnitt etwa 40 Prozent aller deutschen Studierenden Auslandserfahrungen sammeln, entweder an einer ausländischen Hochschule oder im Rahmen eines Auslandspraktikums. Besonders mobil sind Studenten aus den Sprach- und Kulturwissenschaften sowie aus den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften.

Aufwärtstrend beim Auslandsstudium

Insgesamt gibt es in Deutschland laut Stifterverband offenbar einen starken Aufwärtstrend beim Auslandsstudium: Im Jahr 2000 verbrachten rund 52.000 Studierende ein oder mehrere Semester im Ausland, 2010 waren es schon 127.000. Das könnte auch an der Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge liegen, denn jetzt können die Studierenden auch zwischen Bachelor und Master einen Auslandsaufenthalt einschieben. "Unter Lehramtsstudenten gibt es aber offenbar keine Tradition, ins Ausland zu gehen", sagt Dr. Mathias Winde, der beim Stifterverband den Bereich Hochschulpolitik und -organisation leitet. 40 Prozent der Lehramtsstudenten geben in Umfragen an, sie hielten einen Auslandsaufenthalt für ihr Studium für unwichtig. "Beim Lehramt bildet jedes Bundesland für den eigenen Bedarf aus", sagt Winde. "Warum sollten sie sich da auf internationales Terrain begeben?"

Angehende Lehrer studieren seltener im Ausland

Doch es gibt offenbar noch einen anderen Grund für die Zurückhaltung der künftigen Lehrer. Laut Stifterverband beklagen sich nämlich besonders Lehramtsstudenten darüber, dass ihre Dozenten sie nicht bei Auslandsaufenthalten unterstützen. Das bestätigen auch Avila Maschke und Debora Würth: "Es ist schwierig, sich die Studienleistungen, die man im Ausland erbracht hat, an der eigenen Hochschullehre anerkennen zu lassen", beklagt Avila Maschke. Dabei hänge die Anerkennung vom einzelnen Dozenten ab.

Avila Maschke hockt vor kolumbianischen Kaffeebohnen in der Region Antioquia (Foto: privat)
Studentin Avila Maschke wünscht sich eine größere Würdigung des AuslandsaufenthaltesBild: Avila Maschke

In Baden-Württemberg und damit auch in Heidelberg soll in Zukunft der Bachelor- und Masterstudiengang auch für angehende Lehrer eingeführt werden, so wie bereits in einigen anderen Bundesländern. Diese deutlich straffer organisierte und verschultere Form des Studiums soll aber nicht dazu führen, dass kein Platz mehr für einen Auslandsaufenthalt ist. Dafür will auch die Leiterin des Akademischen Auslandsamts Henrike Schön sorgen. Nach ihrem Wunsch soll es obligatorische Auslandsfenster in den Studiengängen geben, und die Studierenden sollen eine Form der Anerkennung für ihr Auslandsstudium bekommen, zum Beispiel durch Noten.

Mehr Anerkennung für Mobilität erwünscht

Studentin Avila Maschke hofft, dass mit der Einführung des Bachelor- und Mastersystems für die Heidelberger Lehramtsstudenten einiges leichter wird: "Ich würde mir wünschen, dass man dafür gewürdigt wird, dass man seinen Horizont erweitert und im Ausland fürs Leben lernt", sagt Avila Maschke. Davon würden angehende Lehrer unbedingt profitieren, meint die Studentin.