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Mordanschläge auf Umweltschützer nehmen zu

Gero Rueter24. April 2015

Immer mehr Umweltschützer werden weltweit ermordet. Mindestens 116 waren es allein im letzten Jahr. Die Täter werden selten belangt, die Medien berichten kaum. Global Witness fordert mehr Aufmerksamkeit und Konsequenzen.

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Grab eines ermordeten Umweltschützers (Foto: Greenpeace).
Bild: Greenpeace DRC

Umweltschützer werden immer häufiger Opfer von Gewalt. Nach einem aktuellen Bericht von Global Witness wurden im vergangenen Jahr mindestens 116 Umweltaktivisten in Lateinamerika, Asien und Afrika getötet, 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit starben 2014 weltweit fast doppelt so viele Umweltschützer wie Journalisten.

Die meisten Morde zählte Global Witness in Süd- und Zentralamerika. Mindestens 88 Umweltschützer wurden in den lateinamerikanischen Ländern umgebracht. Laut Bericht der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation wurden 2014 in Brasilien 29 Umweltschützer getötet, in Kolumbien 25, Honduras 12, Peru neun, Guatemala fünf, Paragauay und Mexico jeweils drei und in Ecuador und Costa Rica jeweils einer.

Protest gegen die Conga Mine in Cajamarca, Peru 2012 (Foto: dpa)
Protestzug gegen den Bau eines Bergwerks. Über 60 Umweltschützer wurden seit 2001 in Peru ermordetBild: picture-alliance/dpa/K. Lozano

"Täter genießen Straffreiheit"

Indigene Umweltschützer waren besonders von der Gewalt betroffen, ihr Anteil lag bei 40 Prozent. Verantwortlich für die Morde sind laut Global Witness paramilitärische Gruppen, Polizei, private Sicherheitsfirmen und das Militär. Drahtzieher seien Großgrundbesitzer, Unternehmen des Bergbaus und Energiewirtschaft, sowie Politiker und das organisierte Verbrechen.

Zahlreiche Verbrechen würden nach Angaben der Experten jedoch niemals aufgeklärt. "In Honduras und dem Rest der Welt werden Umweltschützer am helllichten Tag erschossen, entführt, bedroht oder des Terrorismus beschuldigt wegen ihres Wiederstandes gegen den sogenannten Fortschritt", betont Billy Kyte von Global Witness. "Die Hintermänner mit ihren wirtschaftlichen und politischen Interessen genießen totale Straffreiheit. "Notwendig wäre stattdessen der Schutz der Bürger und eine Anklage der Verantwortlichen."

Ein Polizeibeamter inspiziert einen illegal gefällten Baum im Regenwald (Foto: Reuters).
In Brasilien ist es für Umweltschützer besonders gefährlichBild: Reuters

Opferzahl vermutlich höher

Nach Recherchen von Global Witness kann das Engagement für den Umweltschutz auch in Asien sehr gefährlich sein, mindestens 25 Umweltschützer sollen im letzten Jahr dort umgebracht worden sein. Laut Bericht wurden auf den Philippinen 15 Umweltschützer, in Thailand vier, jeweils zwei in Indonesien und Myanmar und jeweils einen in Indien und Kambodscha getötet.

Auf den afrikanischen Kontinent konnten die Menschenrechtsorganisation drei Morde an Umweltschützern nachweisen, zwei in Uganda und einen in Südafrika.

Die Gesamtzahl der Mordopfer könnte weltweit jedoch höher liegen. In einigen Ländern ist die Informationsbeschaffung sehr schwierig.

Nach Angaben von Global Witness leben zudem viele Umweltschützer in abgelegenen Gebieten mit sehr begrenzten Zugang zur Kommunikation und Medien. Darüber hinaus gibt es in vielen Ländern von Afrika, dem Nahen Osten, Zentralasien und auch China eine unterdrückte Zivilgesellschaft und Medienzensur.

Mehr Aufmerksamkeit und Verantwortung

Mit dem Bericht "How many more?" will die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation über die zunehmende Umweltkriminalität sensibilisieren. "Dem Problem wird nicht annähernd genug Aufmerksamkeit geschenkt", sagt Courtney Oliver von Global Witness im DW-Interview. "Wir wollen, dass Regierungen das Problem beobachten, ihre Bürger schützen und dafür sorgen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden." Gerade auch mit Blick auf den kommenden Klimagipfel in Paris ist nach Ansicht von Global Witness "die Zeit reif, dass die internationale Gemeinschaft reagiert."