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Meinung: Bundestrainer Löw löst die Fesseln

DW Kommentarbild Jörg Strohschein
Jörg Strohschein
19. Juni 2021

Die deutsche Mannschaft schwimmt sich mit einem deutlichen Sieg gegen Portugal bei der EURO 2020 frei. Bundestrainer Joachim Löw hat der Mannschaft ihre offensiven Stärken zugestanden - und damit voll gepunktet.

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Deutschland München | UEFA EURO 2020 | Portugal vs Deutschland | Joachim Löw
Bild: Philipp Guelland/AFP/Getty Images

Der Auftritt der deutschen Nationalmannschaft gegen Portugal vermittelte den Eindruck, als sei nun auch das Team von Bundestrainer Joachim Löw bei der EURO 2020 angekommen. Es hat deutlich länger gedauert, bis die Spieler erkannt haben, dass es Spielfreude, viel Einsatz und auch offensiven Mut benötigt, um ein Fußballspiel auf höchstem Niveau gewinnen zu können. Im Grunde dauerte dieser Zeitraum drei Jahre an. Denn seit dem blamablen Ausscheiden in der Gruppenphase bei der WM 2018 waren hier und da in einigen Spielen mal einige Attribute, die ein erfolgreiches Fußballspiel ausmachen, zu sehen. Aber noch nie in dieser Vollständigkeit wie im zweiten Spiel der DFB-Elf in Gruppe F.  

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DW-Redakteur Jörg Strohschein glaubt, dass die DFB-Elf die Kehrtwende geschafft hat

Die deutsche Mannschaft hat gezeigt, dass sie mit den besten Teams nicht nur mithalten kann, sondern auch in der Lage ist, gegen diese zu gewinnen. Immerhin hatte der amtierende Europameister trotz der überraschenden Führung über 90 Minuten fast keine Chance. Joachim Löw hat die Wende gerade noch hinbekommen. Aber es hat sich auch gezeigt, dass er seine Spieler gewähren lassen muss: Seine manchmal allein die auf die Stärken des Gegners ausgerichtete Taktik, seine Vorsicht, wenn er beim Kontrahenten einzelne Spieler besonders fürchtet. Diese Zurückhaltung hemmte das Team zuletzt zu sehr. Löw neigte bisher zu oft dazu, die eigenen Stärken hinter die der Gegner zu stellen. Gegen die Franzosen war das gut zu beobachten. Beim 0:6-Desaster gegen Spanien vor der EM war es ebenso.

Freiheit hat sich ausgezahlt

Gegen die Portugiesen hatten die Spieler den Freilauf, den sie brauchen. Unter dem höchstmöglichen Druck hat Löw die Fesseln gelöst - und sich damit vielleicht auch selbst gelockert. Denn die Kritik an der defensiven taktischen Ausrichtung gegen die Franzosen kam aus dem innersten Mannschaftskreis: von Joshua Kimmich oder auch Ilkay Gündogan. Der Mannschaft hat diese Freiheit sichtlich gut getan. Löw und seine Spieler haben sich offenbar auf einen Weg verständigt, mit dem alle leben können. Sollten alle Beteiligten diesen Weg weitergehen und dieses Haltung beibehalten, dürfte das Turnier jetzt erst so richtig losgegangen sein für die deutsche Elf.