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Meinung: Die Deutsche Bank im Strudel

Boehme Henrik Kommentarbild App
Henrik Böhme
21. September 2020

Egal wie schmutzig, Hauptsache, es lässt sich damit Geld verdienen. Das war offenbar bis in die jüngste Vergangenheit die Devise bei der Deutschen Bank. Die Rechtfertigungsversuche wirken hilflos, meint Henrik Böhme.

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SPERRFRIST  20.09.2020 19 Uhr / Deutsche Bank, Frankfurt
Bild: picture alliance/dpa/A. Dedert

"Vertrauen ist der Anfang von allem." So warb die Deutsche Bank Mitte der 1990er Jahre um ihre Kunden. Auch wenn dieser Claim längst Geschichte ist: Das Vertrauen ihrer Kunden hat die Bank in den Jahren danach gründlich verspielt. Weil das Geldhaus in der allerersten Liga mitspielen wollte, warf man alle guten Regeln über Bord, offenbar weil sich anders der erhoffte Erfolg nicht einstellen wollte. Rendite über alles, die Gewinnmaschine musste geschmiert werden. Jedes Mittel war den Deutschbankern recht.     

Ob Zinsmanipulationen, Geldwäsche, Deals mit schlecht gesicherten Häuserkrediten, Geschäftsbeziehungen mit fragwürdigen Kunden wie dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein: Überall hatte die Deutsche Bank ihre Finger mit im Spiel, je schmutziger, umso besser. Und wie nun die FinCEN Files zeigen: Da immerhin ist die Deutsche Bank Top, denn weit mehr als die Hälfte der geleakten Verdachtsmitteilungen betreffen das deutsche Finanzinstitut. Das kann der Tatsache geschuldet sein, das ein Teil der geleakten Files - die wiederum nur einen winzigen Ausschnitt darstellen - im Rahmen der Russland-Ermittlungen gegen den US-Präsidenten zusammengestellt wurden. Trotzdem stimmt es nachdenklich, dass immer, wenn es irgendwo um Geldwäsche geht, die Deutsche Bank dabei ist. 

Henrik Böhme, DW-Wirtschaftsredaktion
Henrik Böhme, DW-Wirtschaftsredaktion

Geschäfte noch nach der Strafzahlung?

Von "Gier und Korruption" schrieb die US-Finanzaufsicht in ihrem Abschlussbericht, als 2015 Geldwäschegeschäfte der Bank in Russland aufgeflogen waren. Gier und Korruption hätten das System bei der Deutschen Bank befeuert. Nachdem die 600-Millionen-Dollar-Strafe bezahlt war, versprach die Bank das große Aufräumen. In der Tat haben die Frankfurter seither rund eine Milliarde Dollar in die Verbesserung der Kontrollmechanismen investiert und die entsprechende Abteilung um 1500 Leute aufgestockt. Nun aber zeigen die neuesten Enthüllungen, dass diese dunklen Moskauer Geschäfte auch danach noch weitergegangen sein könnten. Noch 2017 schickte die Bank Verdachtsmeldungen zu Russland-Geschäften an die US-Behörden.

Erwartungsgemäß weist die Bank alle Vorwürfe weit von sich. Alle in den geleakten FinCEN Files aufgeführten Vorgänge hätte die Bank erstens selbst gemeldet und zweitens lägen diese alle im Zeitraum bis 2016. Jetzt aber sei man "eine andere Bank". Auch die Vorwürfe gegen den Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing, seien haltlos. Sewing, seit Frühjahr 2018 im Amt, war fünf Jahre zuvor Chef der internen Revision. Dessen Abteilung prüfte die Russland-Geschäfte - und fand nichts. Jetzt heißt es, Sewing habe die Prüfergebnisse nie gesehen oder abzeichnet. Ein fadenscheiniges Argument, um den heutigen Chef aus der Schusslinie zu nehmen.

Nein, es wird immer klarer, dass es mit dem so vollmundig verkündeten "Kulturwandel" bei der Deutschen Bank noch nicht weit her ist und wohl immer noch nicht alle der rund 88.000 Mitarbeiter verstanden haben, worum es wirklich geht. Ja, die Exportnation Deutschland braucht eine international agierende Bank, keine Frage. Aber all die Beteuerungen, es werde jetzt alles gut und Skandale gehörten der Vergangenheit an, sind durch die jüngsten Enthüllungen zur Makulatur verkommen. Vielleicht sollten sie in Frankfurt doch nochmal den alten Claim herausholen. "Vertrauen ist der Anfang von allem." Daran hapert es bis heute. Die FinCEN Files sind für die Deutsche Bank ein Offenbarungseid. 

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58