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DOSB-Chef Hörmann hat viel zu spät reagiert

29. Juli 2021

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat im Rassismus-Eklat um den deutschen Rad-Funktionär Patrick Moster eine schlechte Figur abgegeben und jedes Fingerspitzengefühl vermissen lassen, meint Stefan Nestler.

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Tokio 2020 - Team Deutschland Pressekonferenz - Alfons Hörmann
Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Mit eintägiger Verspätung schickt der Deutsche Olympische Sportbund den Rad-Funktionär Patrick Moster nach Hause: wegen dessen rassistischer Entgleisung während des olympischen Zeitfahrens. "Es macht Sinn, ihn nicht in seiner Aufgabe zu belassen, um ein klares Zeichen zu setzen", erklärt DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Ein klares Zeichen? Das wäre es gewesen, hätte er bereits unmittelbar nach dem Eklat auf diese Weise reagiert.

Stattdessen hatte Hörmann sich zwar nach dem Rennen von Mosters Beleidigung afrikanischer Radfahrer als "Kameltreiber" distanziert. Darüber hinaus hatte er aber lediglich erklärt, wie wichtig es sei, dass sich Moster unmittelbar nach dem Wettkampf für seine Worte entschuldigt habe. Der DOSB-Chef wollte offenbar einen schnellen Schlussstrich unter die Angelegenheit ziehen, ohne Konsequenzen zu ziehen. Die kündigte er vage für die Zeit nach den Spielen an.

Erst auf Druck reagiert

Hörmann vermittelte nicht den Eindruck eines Verbandschefs, der entschieden gegen jede Form von Rassismus einschreitet. Er wirkte vielmehr wie ein scheidender DOSB-Präsident, der verstimmt darüber ist, dass sein schöner letzter Olympia-Ausflug im Amt gestört wird. "Natürlich geht einem im ersten Moment sofort durch den Kopf: 'Das hätte Team D nicht gebraucht'", erklärte Hörmann vielsagend in einem Interview.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler, DW Sport

Erst als sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) wegen des zögerlichen Verhaltens des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) und des DOSB einschaltete, reagierte Hörmann doch noch. Er habe nicht "aus einem fahrenden Auto am Telefon oder in einer Videoschalte" entscheiden wollen, verteidigte sich der Noch-DOSB-Chef. Offenbar hatte er nicht verstanden, welch fatale Außenwirkung Mosters Entgleisung hatte - und in der Folge auch die halbherzige Reaktion der deutschen Funktionäre.

Höchste Zeit für frischen Wind

Hörmann ließ jedes Fingerspitzengefühl vermissen - wie schon zuvor in der Debatte um seinen autoritären Führungsstil im DOSB. Es ist wirklich allerhöchste Zeit, dass auch an der Spitze des Dachverbands des deutschen Sports ein neuer Wind weht. Warum packt nicht auch Hörmann seine Koffer und kehrt - wie der BDR-Sportdirektor - nach Deutschland zurück? Und es stellt sich eine weitere Frage: Mit welcher Berechtigung ist er überhaupt nach Tokio gefahren?

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Stefan Nestler Redakteur und Reporter