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Meinung: Nur ein Burgfrieden beim FC Bayern

12. Februar 2023

Zwischen Bayern-Trainer Julian Nagelsmann und Kapitän Manuel Neuer sollen die Argumente ausgetauscht sein. Die Entlassung des Torwarttrainers schwebt aber weiter drohend über dem Klub, kommentiert Jörg Strohschein.

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Manuel Neuer (l.) spricht mit Trainer Julian Nagelsmann
Bayern-Trainer Manuel Neuer (l.) und Trainer Julian Nagelsmann haben sich ausgesprochenBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance

Die Sache sei ausgeräumt, der Blick richte sich nun wieder nach vorne, sagte Julian Nagelsmann vor dem Bundesligaspiel gegen den VfL Bochum. Der Trainer des FC Bayern München wollte damit dieses brisante Thema um Manuel Neuer in der Öffentlichkeit beerdigen. Der derzeit mit einem Schienbeinbruch außer Gefecht gesetzte Torhüter und Kapitän hatte in der Vorwoche schließlich für großes Aufsehen und Furore in der deutschen Fußball-Öffentlichkeit und gleichzeitig im Verein gesorgt.

Neuer hatte in einem mit dem Verein nicht abgesprochen Interview mit der Süddeutschen Zeitung sein Unverständnis über die für ihn überraschende Beurlaubung seines Torwarttrainers und Freundes Toni Tapalovic beklagt. Es habe ihm "das Herz herausgerissen", sagte er unter anderem etwas pathetisch über diese Trennung. 

Keine weiteren Störungen erwünscht

Nagelsmann hatte diese vor allem bei Neuer äußerst unpopuläre Entscheidung damit begründet, in seiner Zeit keine so richtige Arbeitsebene mit Tapalovic gefunden zu haben. Nun sagte Nagelsmann vor dem Bochum-Spiel etwas nebulös: "Die Causa Manuel Neuer ist nicht geschlossen“, und erklärte, dass man diesen Satz zweideutig verstehen könne. "Die Thematik ist geschlossen, dass wir nach vorne schauen, dass wir alles dafür tun, dass Manuel gesund wird, dass ich versuche, ihn so gut es geht zu unterstützen.“ Er erwarte von Neuer, "dass er mich im Erreichen unserer Ziele unterstützt.". Der Bayern-Coach legte offenbar großen Wert darauf, diesen Aspekt besonders zu betonen, weil er womöglich Zweifel daran hegt.  

DW Kommentarbild Jörg Strohschein
Glaubt nicht so recht an einen echten Bayern-Frieden: DW-Redakteur Jörg Strohschein

Die Botschaft, die dahinter steckt: Nagelsmann will erst einmal nicht mehr weiter von diesem Thema gestört werden. Nicht von außen, aber auch nicht von innen - und schon gar nicht mehr von Neuer. Die Aufgaben in den kommenden Wochen mit der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League - dem für den FCB wichtigsten Titel - gehen so langsam in die entscheidenden Wochen. Und Nagelsmann weiß, dass die Kritik an seiner Arbeit zuletzt immer lauter geworden war.  

Reich an persönlichen Eitelkeiten

Um innere Ruhe bemüht ist in diesen Tagen auch der Bayern-Vorstand um Oliver Kahn. Schon direkt nach dem Interview war die Reaktion des Gremiums bedacht und zurückhaltend. Die jüngste Botschaft: Erst nach dem Achtelfinale gegen Paris St. Germain soll auch hier noch einmal das Gespräch mit Neuer gesucht werden. Weitere Unruhe ist derzeit nun wirklich nicht gewünscht. 

Auch wenn keine Inhalte aus dem Zweigespräch zwischen Nagelsmann und Neuer in die Öffentlichkeit gedrungen sind, ist wohl auszuschließen, dass Nagelsmann auf Verständnis oder gar Zustimmung bei seinem verletzten Torhüter getroffen ist. Denn offenbar betrachtet Neuer die Entscheidung Nagelsmanns als respektlos. Denn der 36 Jahre alte Neuer hat gemeinsam mit Tapalovic so ziemlich alles im (Welt-) Fußball gewonnen. Der 35 Jahre alte Trainer Nagelsmann steht dagegen erst am Anfang seiner Trainer-Karriere.

Beide Protagonisten dürften sich nun auf nicht mehr als auf einen Burgfrieden geeinigt haben - der auf tönernen Füßen gebaut sein dürfte. Das Thema schwebt weiter bedrohlich über dem Klub. Und die kleinsten Schwächen des einen oder des anderen dürften in diesem an persönlichen Eitelkeiten überaus reichen Geschäft dazu beitragen, dass diese Causa doch noch mal aus dem Ruder läuft.