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Der Putschversuch der Superreichen

19. April 2021

Die Ankündigung von zwölf europäischen Top-Klubs, einer neuen Super League beizutreten, ist ein Beleg dafür, dass der traditionelle Fußball dem Tode geweiht ist, meint Stefan Nestler.

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Großbritannien Schals der englischen Fußball-Premier-League-Teams
Bild: Alastair Grant/AP Photo/picture alliance

Der traditionelle Fußball liegt auf dem Schafott, das Fallbeil heißt Super League. Bislang zwölf Vereine proben den Aufstand gegen den europäischen Fußballverband UEFA. Nicht irgendwelche Vereine, sondern die besten Klubs aus England, Spanien und Italien, ganz große Namen des europäischen Fußballs wie Real Madrid, FC Barcelona, Juventus Turin, Manchester United oder FC Liverpool. Vereine, die schon seit Jahren mit dem Geld um sich werfen, als gäbe es kein Morgen. Die ihren Stars astronomische Gehälter zahlen und Ablösesummen für Spieler in völlig irrationale Höhen getrieben haben - und die trotzdem den Hals nicht voll bekommen.

Sport und Fans bleiben auf der Strecke

Geht es nach ihnen, wird die Super League eine Liga der Superreichen, die noch reicher werden - oder solcher Klubs wie der FC Barcelona, der die Investitionsschraube schon überdreht hat. Milliardensummen sollen in die Kassen der geplanten 15 Gründungsmitglieder fließen. Milliarden, für die unter anderem Sponsoren wie die US-Investmentbank JP Morgan garantieren. Großkapital und Fußball-Kapitalisten fusionieren endgültig, der Sport bleibt auf der Strecke. Schließlich können die Gründungsmitglieder nicht absteigen. Lediglich fünf weitere Startplätze der Super League sollen durch Auf- und Abstieg geregelt werden. Und die Fans? Von denen haben sich diese großen Vereine doch schon längst verabschiedet. Allenfalls für ein bisschen Folklore sind die Anhänger auf den Rängen noch gut.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
DW-Sportredakteur Stefan Nestler

Dass sich die deutschen und französischen Spitzenvereine dem Putschversuch der Top-Klubs aus England, Spanien und Italien noch nicht angeschlossen haben, ehrt sie einerseits. Andererseits bedeutet ihr Bekenntnis zu UEFA und Champions League keineswegs, dass sie sich nun plötzlich auf die traditionellen Werte des Fußballs zurückbesinnen.

Auch Klubs wie Paris St. Germain, der FC Bayern oder Borussia Dortmund sind in erster Linie Wirtschaftsunternehmen. Die jetzt verabschiedete Reform der UEFA Champions League ab 2024 mit mehr Vereinen und damit mehr Spielen garantiert auch ihnen deutlich mehr Geld. Die Kluft zwischen den Klubs, die in der europäischen Eliteklasse spielen, und jenen, die außen vor bleiben, wird wachsen.

Nebelkerze?

Vielleicht ist der Super-League-Vorstoß der zwölf Superreichen ja auch nur eine gigantische Nebelkerze: Die Empörung über diesen unverschämten Putschversuch ist so groß, dass niemand mehr über die durchaus umstrittene Reform der Champions League redet. Am Ende scheren die zwölf Aufständischen dann wieder ein und werden auch in der neuen Champions League noch reicher.

Egal wie es kommt, der traditionelle, dem sportlichen Wettbewerb und den Fans verpflichtete Fußball scheint, zumindest im Profibereich, dem Tode geweiht - wenn er nicht schon längst tot ist.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter