HRW: Kriegsverbrechen in Burkina Faso
20. April 2020In der nördlich gelegenen Stadt Djibo in Burkina Faso haben Anti-Terror-Einheiten nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) 31 unbewaffnete Gefangene hingerichtet. Die Männer, die alle der ethnischen Gruppe der Fulbe, auch Fulani genannt, angehörten, seien nur wenige Stunden nach ihrer Festsetzung am 9. April getötet worden, teilte die in New York ansässige Menschenrechtsgruppe mit.
Die Leiterin von HRW in der Sahelzone, Corinne Dufka, sprach von einer "brutalen Verhöhnung einer Anti-Terroroperation, die einem Kriegsverbrechen gleichkommt und weitere Gräueltaten anheizen könnte". Die Menschenrechtler hatten nach eigenen Angaben Kontakt zu 17 Zeugen.
"In ein Fahrzeug geworfen und ermordet"
"Wie können unbewaffnete Menschen in ein Fahrzeug geworfen und von unserer eigenen Armee ermordet werden, ohne verhört oder vor Gericht gestellt zu werden?", fragte laut HRW ein Mann, dessen Bruder getötet wurde. Die Opfer wurden demnach in einem Konvoi aus Militärfahrzeugen, darunter Kleintransporter, ein gepanzertes Auto und Motorräder weggebracht.
Einheimische hätten zuerst Schüsse gehört und dann die Leichen von 31 Männern gefunden, die zuletzt im Gewahrsam der Sicherheitskräfte gewesen seien, schilderte HRW weiter. Mehrere von ihnen hätten die Augen verbunden gehabt oder seien an den Händen gefesselt gewesen.
Bewaffnete Islamisten im Raum Djibo
Einheimische spekulierten, dass die Fulani wegen der jüngsten Präsenz einiger bewaffneter Islamisten um Djibo ins Visier genommen worden seien. Andere ethnische Gruppen werfen dem Hirtenvolk vor, Militante zu unterstützen.
In den Staaten der Sahelzone - einem Gebiet, das sich südlich der Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - sind etliche bewaffnete Gruppen aktiv; einige haben den Terrorgruppen "Islamischer Staat" oder Al-Kaida die Treue geschworen. Seit 2015 machen sich auch in dem bitterarmen Burkina Faso islamistische Extremisten breit. Im Januar 2020 bilanzierten HRW-Menschenrechtler, seit April 2019 hätten Islamistenmilizen dort mehr als 250 Zivilisten getötet.
se/sti (dpa, afp)