Bei Mercedes soll der Luxus das Geld bringen
17. Februar 2023"Wir haben Mercedes-Benz zu einem profitableren Unternehmen weiterentwickelt", erklärte Konzernchef Ola Källenius am Freitag. Der Fokus auf die Spitzenmodelle und diszipliniertes Margen- und Kostenmanagement seien der Schlüssel dazu gewesen.Nach einem starken Jahr blickt der Konzern aber betont vorsichtig auf 2023. Källenius stellte am Freitag weniger Gewinn in den wichtigsten Bereichen in Aussicht, obwohl die Zahl der verkauften Autos und der Umsatz ähnlich hoch ausfallen sollen.
Den Aktionären hatte Mercedes am Vorabend bereits einen milliardenschweren Aktienrückkauf angekündigt, und mit der Dividende ging das Unternehmen auch etwas über die Erwartungen von Experten hinaus. Die Aktie gewann an der Frankfurter Börse mehr als zwei Prozent.
Zwar rechnet das Stuttgarter Unternehmen mit etwas höheren Preisen. Das Gebrauchtwagengeschäft wird hingegen unter dem Vorjahr erwartet. Die Prognosen insgesamt seien mit einer außergewöhnlichen Unsicherheit behaftet, teilte Mercedes mit. Neben weniger Schub von Gebrauchtwagen dürften auch höhere Kosten für Kreditausfälle den Gewinn schmälern.
Steigerung bei Luxus und Elektro
"Auch wenn wir makroökonomische und geopolitische Ereignisse nicht kontrollieren können, ist das Geschäftsjahr 2022 ein Beleg dafür, dass die strategische Ausrichtung stimmt», sagte Källenius. Im vergangenen Jahr machte Mercedes dank der Luxusausrichtung und Preiserhöhungen deutlich mehr Gewinn. Das Konzernergebnis lag bei 14,8 Milliarden Euro. Das war ein Drittel mehr als im Vorjahr, wenn nur die fortgeführten Geschäfte betrachtet werden. An der Börse kamen die Zahlen und der auch der verhaltene Ausblick gut an, die Aktie war mit einem Plus von über drei Prozent Spitzenreiter im Deutschen Aktienindex.
Ein milliardenschwerer Sonderertrag wegen der Abspaltung des Lastwagen-Geschäfts von Daimler Truck hatte den Konzerngewinn 2021 unter dem Strich auf über 23 Milliarden Euro hochgetrieben.
Den Umsatz steigerte Mercedes im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf 150 Milliarden Euro. Das Unternehmen lieferte zwar etwas weniger Autos an Endkunden, aber mehr Wagen im Großhandel aus. Vor allem zog der Verkauf von Topmodellen wie der S-Klasse, der Tuning-Tochter AMG und der Luxusmarke Maybach an, die mehr Gewinn abwerfen. Bei den besonders teuren Autos soll es auch in diesem Jahr leicht aufwärts gehen. Von den vollelektrischen Modellen sollen etwa doppelt so viele abgesetzt werden wie im Vorjahr.
Chipmangel, Krieg und Zinszukunft
Im vergangenen Jahr hatte die Marke mit dem Stern den Pkw-Absatz um fünf Prozent auf 2,04 Millionen Fahrzeuge gesteigert und mit 415.000 Einheiten acht Prozent mehr Vans und Transporter verkauft. Dennoch konnte auch Mercedes nicht die hohe Nachfrage vollständig bedienen, weil der Mangel an Halbleitern und anderen Bauteilen die Fahrzeugproduktion weiterhin stocken ließ. Mercedes legte die Priorität wegen des Chipmangels auf hochpreisige, profitable Modelle wie die Luxuslimousinen S-Klasse und Maybach und konnte höhere Preise durchsetzen.
Die Wirtschaftsaussichten allgemein sind durch den Ukraine-Krieg, Unsicherheit im Handel mit China und den USA, hohe Inflation und die Zinserhöhungen der Notenbanken eingetrübt. Die Chip-Versorgung soll sich verbessern.
Im laufenden Jahr erwartet Mercedes-Benz angesichts des schwierigeren Marktumfeldes den Absatz von Mercedes-Benz Cars und Vans sowie den Umsatz auf Vorjahresniveau, der Vorsteuergewinn soll leicht sinken. Der Autobauer geht von einem weiteren leichten Anstieg der Nettopreise aus, um die höheren Kosten zu kompensieren. Die bereinigte Umsatzrendite wird im Hauptgeschäftsfeld Pkw in einer Bandbreite von zwölf bis 14 Prozent erwartet, bei Vans von neun bis elf Prozent.
dk/hb (dpa, rtr, afp)