Merkel besucht die IAA
17. September 2015Besonders angetan haben es der Bundeskanzlerin Autos, die selbständig einparken. "Ich glaube, autonomes Einparken würde für alle eine Hilfe sein. Nur die Frauen werden es zugeben, die Männer nicht", scherzte die Kanzlerin, nachdem ihr der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier zugeraunt habe, er brauche diese Neuerung nicht.
In gut eineinhalb Stunden besichtigte Merkel E-Autos und Hybrid-Fahrzeuge und die neuesten Innovationen. Dabei besuchte sie vor allem die deutschen Hersteller und Zulieferer wie Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen. Vernetzung und automatisiertes Fahren stehen im Mittelpunkt der 66. Internationalen Automobil Ausstellung (IAA), die am Samstag ihre Tore für das Publikum öffnet.
Dass Autofahrer absehbar in einigen Jahren das Fahren elektronischen Helfern überlassen könnten sei eine Revolution, die Schritt für Schritt vorangehe, sagte Merkel. Das schrittweise Vorgehen sei wichtig. "Es muss ja Vertrauen wachsen." In Zukunft würden die eigenständige Kommunikation zwischen Fahrzeugen oder eine intelligente Lenkung des Verkehrs Fahrern Kosten, Zeit und vielleicht auch Nerven sparen. Halb im Scherz kam allerdings auch eine Sorge zum Ausdruck. "Hoffentlich verbünden sie sich nicht gegen den Fahrer", sagte die promovierte Physikerin mit Blick auf die Vielzahl neuer Assistenzsysteme in modernen Fahrzeugen. Sichere Datenübertragung, Datenschutz und standardisierte Schnittstellen seien daher wichtige Themen, erklärte Merkel und versprach, sich dafür einzusetzen. Sie appellierte allerdings auch an die Hersteller, besonders sorgfältig zu sein.
Zusagen für den Branchenverband
Um die Voraussetzungen für das automatisierte Fahren zu schaffen, verabschiedete die Bundesregierung in dieser Woche eine Strategie. Mit dieser sollen die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen und Sicherheitsstandards definiert werden, um Manipulationen durch Hacker zu verhindern.
Dem Branchenverband VDA sagte Merkel ein weiteres Engagement für neue Freihandelsabkommen mit den USA, Kanada, Indien und Japan zu. Zudem werde es bis zum Jahresende eine Entscheidung über Förderinstrumente für Elektroautos in Deutschland geben. "Die Vorstellungen in der Bundesregierung gehen auseinander, was das beste Instrument ist. Aber wir werden noch in diesem Jahr entscheiden", sagte Merkel.
Das Ziel der Bundesregierung von einer Million Elektroautos bis 2020 halten viele für nicht mehr erreichbar. Wegen der noch geringen Reichweite und vergleichsweise hohen Kosten ist die Nachfrage gering. Die Branche fordert daher unter anderem, dass Elektroautos als Firmenfahrzeuge steuerlich absetzbar sein sollen.
sp/wl (dpa, rtr)